Hier werden Informationen teleportiert
Archivmeldung vom 30.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTeleportation - was vor einigen Jahren noch in den Bereich von Science Fiction-Romanen gehörte, gelang erstmals vor nicht ganz zehn Jahren verschiedenen Arbeitsgruppen aus Wien, Rom und den USA für Lichtteilchen, also Photonen.
In zahlreichen weiteren Experimenten zur Teleportation wurde die Information über den quantenmechanischen Zustand eines einzelnen Photons nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch innerhalb eines Gebäudes oder sogar über eine Entfernung von 600 Meter teleportiert. Wissenschaftlern um Dr. Jian-Wei Pan von der Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg ist es nun gelungen, den Zustand zweier verschränkter Photonen zu
teleportieren (Zhang, Q. et al., Nature physics, Oktober 2006, Vol. 2). Das
Heidelberger Experiment zeigt mit der Teleportation eines Zweiteilchenzustandes,
dass auch die Informationen komplexerer Systeme teleportiert werden
können.
M.Sc. Alexander Goebel vom Physikalischen Institut vergleicht die
Teleportation mit der Geschichte um einen Mann, der mit einem verschlossenen
Koffer von Frankfurt nach New York reist. In den USA angekommen stellt er fest,
dass er den Kofferschlüssel zu Hause vergessen hat. Unter klassischen
Bedingungen ist das Problem schnell gelöst; er lässt sich eine Skizze des
Schlüssels via Fax nachschicken und kann diesen sofort duplizieren. Benötigt man
zum Öffnen des Koffers jedoch den Quantenzustand des Schlüssels, beispielsweise
eines Photons, ist dies nicht mehr möglich. Dies ist eine Konsequenz der Gesetze
der Quantenmechanik, die es unmöglich machen den Zustand eines unbekannten
Systems beliebig genau zu messen bzw. diesen zu kopieren.
Um dieses
Problem zu umgehen, bedient man sich zweier verschränkter Hilfssysteme
(Photonen). Verschränkt bedeutet, dass die beiden Photonen nicht unabhängig
voneinander beschrieben werden können. So steht beispielsweise die Polarisation
der Photonen bei ihrer Entstehung noch nicht fest. Wird jedoch für das eine
Photon eine vertikale Polarisation gemessen, so ist für das andere Photon
automatisch eine horizontale Polarisation festgelegt, und umgekehrt. Dies ist
sogar der Fall, wenn sich die einzelnen Photonen nach einiger Zeit an räumlich
weit getrennten Orten befinden. Mit Hilfe dieser beiden Photonen und eines
zusätzlichen klassischen Kanals wie etwa eines Telefons, ist es möglich den
Quantenzustand des Schlüsselphotons in die USA zu übertragen.
Auf dem
etwa zwei mal zwei Meter großen Labortisch stellt sich das Experiment natürlich
viel komplizierter dar. Laser, Spiegel, Filter und Kristalle sind hier in einer
bestimmten Reihenfolge und mit festgelegten Abständen aufgebaut. 76 Millionen
Lichtpulse schickt der Laser pro Sekunde durch die Filter und Kristalle. "Eine
Herausforderung war die optische Manipulation der Photonen auf engstem Raum",
erläutert die Diplom-Physikerin Claudia Wagenknecht eine Problematik des
Experimentes.
So entstehen einige zehntausend miteinander verschränkte
Photonenpaare pro Sekunde, gleichzeitig werden aber nur alle zehn Sekunden sechs
paarweise miteinander verschränkte Photonen gebildet. Gegenüber den bisherigen
Experimenten gelang den Heidelberger Wissenschaftlern damit eine etwa
hundertfach höhere Ausbeute. Eine notwendige Voraussetzung für das Experiment,
denn um die Information eines Photonenpaares, und damit eines zusammengesetzten
Quantenzustandes, auf die anderen beiden Photonenpaare zu übertragen, sind eben
drei gleichzeitig gebildete Photonenpaare notwendig.
Mit der
Teleportation miteinander verschränkter Photonen eröffnen sich neue
Möglichkeiten für weitere Entwicklungen, wie etwa für die Quantenkommunikation
oder den Quantencomputer.
Stefan Zeeh
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.