Mehr Sonne ins Haus - Solarhaus der Zukunft präsentiert
Archivmeldung vom 13.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie TU Darmstadt ist eine von nur zwei europäischen Universitäten, die den Sprung in den internationalen Bauwettbewerb "Solar Decathlon" des U.S.-Energieministeriums geschafft hat. Höhepunkt im Herbst 2007 ist die Präsentation eines in Darmstadt gebauten Solarhauses im Maßstab 1:1 vor dem Weißen Haus in Washington D.C., mit dem das Team der TU gegen die neunzehn konkurrierenden internationalen Hochschulteams antritt.
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte das Fachgebiet heute im
Deutschen Architekturmuseum Frankfurt den Fahrplan nach Washington vor.
Seit dem Frühjahr bauen 30 Studenten und Lehrende, intensiv am
deutschen Wettbewerbsbeitrags, einem Solarhaus der Spitzenklasse, das
den extremen Anforderungen des Wettbewerbs gerecht werden muss: Alle
zum täglichen Leben notwendige Energie, sogar zum Betrieb eines
Elektroautos, muss allein mit der Sonne generiert werden. Ästhetische
Architektur, Behaglichkeit und Wohnkomfort sollen hierbei nicht
vernachlässigt werden.
Außerdem muss das Haus modular aufgebaut sein, damit
es im August 2007 zerlegt und per Schiff nach Washington D. C. transportiert
werden kann.
High-Tech-Haus passt sich den Jahreszeiten an
Um
größtmöglichen Komfort bei geringstem Energieverbrauch bieten zu können,
steckt jede Menge Hightech im Entwurf: Das Gebäude ist in Schichten
aufgebaut - verschiebbare Holzlammellen bereiten Schatten und Sichtschutz,
eine hochdämmende transparente und transluzente Fassadenschicht fungieren
als thermische Hülle. Im inneren des
offenen Wohnraums nimmt ein kleiner
Kern die Funktionsräume und die vertikale Haustechnik auf. Die Schichtung
ermöglicht ein Öffnen, Schließen, Erweitern und Schrumpfen des Wohnraumes
mit Tages- und Jahreszeiten. Die Lamellenhülle ermöglicht in Sommernächten
eine natürliche Lüftung bei gleichzeitig gewahrter Sicherheit und
Privatheit der Bewohner. Überhänge im Süden bieten Sonnenschutz im
Sommer und ermöglichen einen beschatteten Freisitz. Boden und Decke
werden mit Vakuumdämmpanelen hochgedämmt, Speichermassen in Decken und
Wänden sorgen für Temperaturausgleich. Auch ist der Einsatz feuchteregulierender Materialien im Innenraum, wie zum Beispiel
Lehm vorgesehen. Größtmögliche Transparenz der Gebäudehülle sorgt für
maximales Tageslicht im Innern spart elektrische Beleuchtung.
Um den
hohen Wettbewerbsanforderungen gerecht zu werden sind neben solchen passiven
Konzepten auch aktive Systeme notwendig: Die Energiegewinnenden Systeme des
Hauses wie Photovoltaik und Solarthermie werden grundsätzlich in die
Gebäudehülle integriert und in
Szene gesetzt. Ein ausreichender Energiegewinn
wurde in Simulationen berechnet und bestätigt. Im Bereich der Veranda werden
die Photovoltaikelemente gleichzeitig als Sonnenschutz genutzt. Eine
Plattform im Boden nimmt alle Technologien auf, die die gewonnene Energie
speichern, verarbeiten und verteilen. Die Hausgeräte werden hinsichtlich
ihres Energieverbrauchs optimiert: Restwärme wird zur Energiegewinnung
mit
eingesetzt. Kühlung, Heizung und Lüftung werden optimal
miteinander kombiniert und mit geringstmöglichem Energiebedarf betrieben.
Raum zum Feiern: Möbel können bei Bedarf völlig verschwinden
Die
Wettbewerbsvorgaben des "Solar Decathlons" sind so streng, dass die maximale
Grundfläche des Hauses auf 75m² begrenzt wird. Um auf derart geringem Raum
so viel Platz wie möglich zu schaffen, entwickelten die Wissenschaftler ein
kluges Wohnkonzept: Alle Möbel sind in die Bodenplattform integriert und
lassen sich bei Bedarf vollständig verstauen, um ein pures Raumerlebnis und
Platz für Feste zu machen. Der geschlossene Kern mit Küche und Bad ist auf
ein Mindestmaß reduziert, bei Bedarf kann er ausfahren und zum Duschen oder
für
Koch-Events vergrößert werden. Bei der Wahl der Materialen
stehen nachwachsende, naturnahe oder recyclebare Stoffe im Vordergrund.
Alle Materialien, Produkte und Technologien sollen vorzugsweise aus
Deutschland kommen.
Unterstützt wird das Team der TU Darmstadt bei
diesem ehrgeizigen Projekt von Hochschule für Technik Stuttgart und von den
bisher gewonnenen Partnern aus der deutschen Wirtschaft. Die
Projektpartner Bosch-BBT, Häussler-Fenster und HOCHTIEF, betonten, dass
Deutschland
derzeit in Wissenschaft und Praxis einen Vorsprung vor anderen
Ländern im Bereich des solaren Bauens besitzt, den es auszubauen gelte: "Mit
dieser Kooperation unterstreicht HOCHTIEF die große Bedeutung, die der
Konzern dem Thema Nachhaltigkeit weltweit beimisst", so
Unternehmenssprecherin Anne Kalthoff. Solares Bauen ist in Deutschland
besonders für mittelständische Unternehmen ein wichtiges Zukunftsfeld, wie
Junior-Chef
Mathias Häussler von Häussler- Fenster bestätigt:"Wir fördern das
Solar Decathlon Projekt der TU Darmstadt, weil es passend zu
unserer Firmenphilosophie, "Immer ein Fenster voraus", neue Perspektiven für
die Zukunft des energetischen Bauens entwickelt". Der Nutzen für
den Verbraucher ist besonders vor dem Hintergrund steigender
Rohstoffpreise
groß: "Die Verbreitung energieeffizienter Heizsysteme
und Warmwasserlösungen schützt die Umwelt und hilft den Verbrauchern
ihr Budget zu entlasten, ohne auf behagliches Raumklima verzichten zu
müssen. Um diese Entwicklung zu unterstützen, ist vor allem mehr
Transparenz
erforderlich. Dazu wollen wir mit unserer Unterstützung des
Projektes "Solar Decathlon" einen Beitrag leisten", so Ingo Rappold, von
Bosch-BBT.
In Ergänzung zur Bauausstellung vor dem Weißen Haus in
Washington, zu der 150.000 Besucher erwartet werden, möchten die
Projektpartner auch das deutsche Publikum von den Potentialen nachhaltigen
Bauens und regenerativer Energieerzeugung informieren. Im Laufe des Jahres
2007 sind deshalb weitere Aktionen - etwa im Rahmen der Initiative
"Deutschland-
Land der Ideen" geplant.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.