Nano-Pusteblumen
Archivmeldung vom 07.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnter dem Elektronenmikroskop sehen sie aus wie Pusteblumen. In der Zeitschrift Angewandte Chemie erklären Xiao-Fang Shen und Xiu-Ping Yan, was hinter ihren nanoskopischen Blumensträußchen steckt: Es handelt es sich um aufgespreizte Bündel von Nanodrähten aus Blei und der Aminosäure l-Cystein.
Die chinesischen Forscher haben einen neuen, kostengünstigen Weg entdeckt, wie
sich definiert angeordnete Nanostrukturen bei Raumtemperatur unter
Atmosphärendruck auch in großem Maßstab herstellen lassen.
Die
Eigenschaften von Nanomaterialien werden nicht nur von ihrer chemischen
Zusammensetzung bestimmt, sondern auch von anderen Charakteristika, wie Struktur
und Morphologie sowie der Form, Größe und räumlichen Anordnung der einzelnen
Partikel. Entsprechend wichtig für den Aufbau zukünftiger Nanobauteile ist es,
Nanomaterialien mit kontrollierter "Architektur" herzustellen. Eindimensionale
Nanoobjekte beispielsweise, "Nanodrähte", werden für die (Opto-)Elektronik der
Zukunft und zum Aufbau übergeordneter Strukturen gebraucht.
Dank ihrer
speziellen Strukturen und faszinierenden Möglichkeiten zur Selbstorganisation
sind Biomaterialien besonders interessante "Gussformen" zur Herstellung
definierter anorganischer Nanostrukturen. Vor allem die Aminosäure Cystein geht
leicht mit anorganischen Kationen und Metallen Koordinationsverbindungen ein.
Das Forscherteam von der Nankai University in Tianjin ging von einer
wässrigen Lösung von Cystein und Bleiacetat aus. Bei Raumtemperatur und unter
den gewählten Bedingungen bilden sich daraus spindelförmige Bündel aus
Nanodrähten. Diese spreizen auseinander und bilden pusteblumenartige Strukturen
mit hochorientierter Morphologie.
Beim Erhitzen unter hydrothermischen
Bedingungen zersetzen sich die Pustblumen. Dabei entstehen, je nach
Reaktionsbedingungen, hierarchisch aufgebaute Bleisulfid-Mikrostrukturen mit
verschiedenen attraktiven Formen: sphärische, nadelförmige und diverse
blumenartige Gebilde. Bleisulfid ist ein wichtiges Halbleitermaterial.
"Unser neues Verfahren ermöglicht die einfache kontrollierte Synthese
von Nanodrähten und dreidimensionalen Bleisulfid-Mikrostrukturen," fasst Yan
zusammen. "Außerdem erhoffen wir uns neue Erkenntnnisse über die prinzipiellen
Vorgänge bei der Mineralisation, also der Umwandlung bioorganischer Nano- und
Mikrostrukturen in anorganische, einen Vorgang, der auch in Lebewesen abläuft
und eine wichtige Rolle spielt."
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.