Nicht Widerspruch, sondern Ergänzung
Archivmeldung vom 14.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf den ersten Blick wirken sie unvereinbar - Wissenschaft und Religion: Je mehr wir über die Entstehung des Universums und die Entwicklung des Menschen herausfinden, desto größer scheint die Kluft zu werden. Paradoxerweise liefert jedoch gerade die moderne Quantenphysik Einsichten, die den Schluss nahe legen, dass es sich bei den vermeintlichen Antipoden möglicherweise um zwei Deutungen derselben Sache handelt.
Zukunftsforscher und Bestsellerautor Matthias Horx erklärt im neuen P.M. MAGAZIN, wo sich Spiritualität und Forschung berühren. Nachdem bereits Kopernikus, Darwin und Freud die Position des Menschen im Kosmos relativiert und so sein Selbstverständnis in Frage gestellt haben, entstehe nun "eine weitere Öffnung in den Weltbildern", schreibt Horx. "An den Frontlinien der modernen Wissenschaft stapelt sich das Material zu einer vierten Kopernikanischen Wende." Eine zentrale These der Quantenforschung lautet beispielsweise, dass sich Teilchen normalerweise in einem unklaren "sowohl-als-auch-Zustand" befinden - einer "Superposition". Erst wenn wir sie beobachten - mit Messinstrumenten oder Augen und Ohren - nehmen sie eine Position ein und werden "real". Offenbar erschaffen wir uns unsere Realität also selbst. Auch unser Ich, unsere Identität entstehe erst durch das Betrachten unserer eigenen Komplexität: einem Netz aus Erinnerungen, Bildern und Assoziationen, das untrennbar mit der Natur, dem Kosmos und anderen Menschen verbunden ist. Darum, schreibt Horx, sei jedes Individuum "ein unauslöschlicher Beitrag, ein Baustein im Gewebe der Komplexität. Nichts von dem, was wir jemals waren und sind, geht im Quantenraum verloren". Auch "die Gotteserfahrung, die Meditation, die Liebe" seien letzten Endes "Superpositionen des Geistes". Vor diesem Hintergrund werde "das Leben reich, sinnhaft, 'zukünftig' - und der alte Streit zwischen Glaube und Vernunft bricht in sich zusammen".
Quelle: P.M. Magazin