Platzanweiser im Korallenriff
Archivmeldung vom 18.09.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtIn diesem Jahr rief das Magazin GEO erstmalig junge engagierte Wissenschaftler zur Bewerbung um ein Expeditionsstipendium auf. Ausgewählt wurde unter anderen das Projekt von Hauke Schwieder und Pia Kegler. Die beiden sind Doktoranden am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie und starten nun für ihr privates Projekt einen Aufruf zur finanziellen Unterstützung auf der Crowdfunding-Plattform „Sciencestarter“.
In diesem Jahr rief das Magazin GEO erstmalig junge engagierte Wissenschaftler zur Bewerbung um ein Expeditionsstipendium auf. Die interdisziplinär mit Professoren und Journalisten besetzte Jury wählte aus 150 eingereichten Vorschlägen fünf aus, darunter das Projekt von Hauke Schwieder und Pia Kegler aus Bremen. Die beiden sind Doktoranden am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie und starten nun für ihr privates Projekt einen Aufruf zur finanziellen Unterstützung auf der Crowdfunding-Plattform „Sciencestarter“.
Das Projekt soll die Rolle von Bakterien bei der Ansiedlung der Larven von Steinkorallen untersuchen. Riffbildende Steinkorallen vermehren sich über freischwimmende Larven – ein sehr störanfälliger Prozess. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass spezielle Biofilm-bildende Bakterien als „Platzanweiser“ für die Larven dienen, wenn diese nach einem geeigneten Siedlungsplatz suchen. Die genaue Rolle der Bakterien und ihre Reaktion auf Umweltveränderungen sind bisher jedoch weitgehend unbekannt.
Die jungen Wissenschaftler möchten herausfinden, ob lokale menschliche Einflüsse wie die Verschmutzung tropischer Küstengebiete mit Abwässern oder globale Veränderungen wie steigende Wassertemperaturen die Bakteriengemeinschaften und damit die Ansiedlung der Larven beeinträchtigen. „Unser Projekt kann direkt dazu beitragen, Schutzmaßnahmen effektiver zu gestalten“, erklärt Pia Kegler. „Wir möchten den Riffen eine Chance geben, sich selbst zu helfen“.
Kegler und Schwieder planen, mit modernsten molekularbiologischen Methoden und einer innovativen Technik, die die Larven mittels Fluoreszenz sichtbar macht, den Ansiedlungsprozess an zwei sehr unterschiedlichen Standorten in Indonesien zu untersuchen. Im dicht bevölkerten Spermonde-Archipel vor Sulawesi sind die Riffe fast flächendeckend durch Nährstoffeinträge und intensive Fischerei geschwächt. Raja Ampat im Westen von Papua hingegen gilt als eines der letzten unberührten Riffgebiete und bietet noch optimale Bedingungen für die Ansiedlung von Korallenlarven.
„Dem Küstengebiet vor West-Papua droht jedoch intensive Ölförderung, und mittlerweile trifft man auch Fischer dort an, die von weither aus bereits leergefischten Gebieten kommen“, erklärt Hauke Schwieder. „Unsere Ergebnisse könnten zur Identifikation geeigneter Schutzgebiete dienen, um die faszinierende Unterwasserwelt als Existenzgrundlage für die lokale Bevölkerung und den Ökotourismus zu erhalten.“
Das Magazin GEO fördert das Projekt mit einer Anschubfinanzierung in Zusammenarbeit mit „Sciencestarter“, der ersten deutschen Crowdfunding-Plattform für die Forschung. Dort ist das Projekt nun in die Finanzierungsphase gestartet und wirbt um Unterstützung.
Quelle: Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) (idw)