Staumeldung: einfach und schnell
Archivmeldung vom 03.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Verdammt, schon wieder ein Stau, der durch keine Verkehrswarnung gemeldet wurde." Dieser tägliche Fluch von vielen deutschen Autofahrern soll bald der Vergangenheit angehören. Denn die Technik für zuverlässige Warnungen ist eigentlich längst vorhanden.
Nur ein praktikables System sei daraus noch nicht entstanden, meint Dr.-Ing. Leon Urbas vom Zentrum Mensch-Maschine-Systeme der Technischen Universität Berlin. Gemeinsam mit Hartmut Wandke von der Humboldt-Universität zu Berlin und Harald Kolrep-Rometsch von der Firma Human-Factors-Consult (HFC) sowie etlichen Kollegen ver-sucht er diesen Mangel zu beheben.
Damit nicht alte Fehler bei der Entwicklung neuer Systeme passieren, starteten sie jetzt eine Befragung von 300 Autofahrern: "Was wünschen Sie sich von einem solchen System?"
Viele Konsumenten sind bereit, ein Zusatzgerät zu kaufen
Die Antworten verblüffen nur wenig, konzentrieren sie sich doch auf wenige, aber wichtige Bedürfnisse der Autofahrer. Die Berliner Forscher sind also auf der richtigen Spur, wenn sie eine interaktive Stauwarnung im vernetzten System verfolgen. Der Wunsch der potenziellen Nutzer: Das System soll mit einem Einmalpreis als Zusatzausstattung bezahlt werden, meinten 42 Prozent der Befragten. Damit schafft man nebenbei auch noch Arbeitsplätze, die ein solches System am Laufen halten.
Bisher bekommen herkömmliche Systeme die Situation nicht so recht in den Griff: Der Verkehrshubschrauber steht nur über einem Punkt und übersieht so leicht den Stau andernorts. Das gleiche Problem hat auch ein Kamerasystem, das an bestimmten Kreuzungen oder staubekannten Autobahnabschnitten den Verkehr überwacht: Gibt es einen Unfall an einer anderen Stelle oder putzen Straßenverkehrsarbeiter Leitplanken ohne vorher beim Radiosender anzurufen, entsteht schnell ein Stau, über den kaum jemand informiert ist. Und bis die Situation in die Radionachrichten kommt, löst der Stau sich meist wieder auf.
Die Lösung für dieses Problem ist längst
bekannt: Viele Autos haben inzwischen ein Navigationssystem, das mit dem
Satellitenortungssystems GPS arbeitet. Mit wenig Zusatztechnik kann man diese
Geräte so ausrüsten, dass sie ihre momentane Situation an eine Zentrale senden.
Fahren viele Autos mit einem solchen System, erfahren die Mitarbeiter dort
rasch, wo der Verkehr rollt und wo viele Autos stehen. Nur eines erfährt die
Zentrale nicht: Weshalb die Autos stehen, ob gerade ein paar Wagen auf die
nächste Grünphase an der Ampel warten oder ob es auf dieser Kreuzung einen
langwierigen Unfall gegeben hat. Beheben ließe sich dieser Mangel, wenn die
Autofahrer aus dem Stau heraus melden könnten, was konkret vorgefallen ist. Auch
für solche interaktiven, vernetzten Systeme gibt es längst technische
Möglichkeiten.
Keine komplizierte Bedienung, wenige Tasten sollen genügen
Die Berliner Forscher arbeiten nun an einem praktikablen Gerät,
mit dem solche Nachrichten an eine Zentrale oder an andere Fahrzeuge direkt
weiter gegeben werden können. Einfach muss ein solches System sein: Sieht ein
Autofahrer einen Stau auf der Gegenfahrbahn, soll er schließlich keine
komplizierten Handbücher lesen oder lange Ziffernfolgen eintippen. Für solche
Situationen erproben die Forscher zur Zeit ein Testsystem, bei dem die Fahrer
nur vier Tasten drücken können, die über die Ursache eines Stillstandes
informieren.
"Unfall", "Stau", "Baustelle" und "vorübergehendes Hindernis"
genügen erst einmal als Information. Und damit die Fahrer auch eifrig alles
melden, gibt es noch eine Funktion, mit der die Zentrale sich an den Autofahrer
wendet, der gerade ein Hindernis gemeldet hat. Diese Funktion heißt schlicht
"Danke!"
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.