Castor-Neutronenstrahlung 230-fach erhöht
Archivmeldung vom 21.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie von den Castor-Behältern in Dannenberg ausgehende Neutronenstrahlung ist in zwölf Metern Entfernung noch rund 230 mal höher als die gleichartige natürliche Hintergrundstrahlung. Der von Greenpeace beauftragte Nuklearexperte Dr. Helmut Hirsch hat heute am Verladebahnhof von Dannenberg in zwölf Metern Abstand 3,45 Mikrosievert pro Stunde gemessen.
Die natürliche
Hintergrundstrahlung am gleichen Ort lag wenige Stunden vorher bei
etwa 0,015 Mikrosievert pro Stunde. Mikrosievert ist ein Maß für die
biologisch schädliche Wirkung der Strahlung. Zwar liegt der Messwert
noch innerhalb des Rahmens des verkehrsrechtlichen Grenzwertes.
Dennoch fordert Greenpeace, dass die offiziellen Messergebnisse
direkt veröffentlicht werden, damit Begleitpersonal, Anwohner und
Demonstranten wissen, welcher Strahlung sie ausgesetzt werden.
"Jeder Castortransport sendet Strahlung in die Umgebung aus.
Begleitpersonal und Demonstranten dieser Gefährdung auszusetzen,
widerspricht dem Prinzip des Strahlenschutzes, nach dem eine
Strahlenanwendung gerechtfertigt sein muss", sagt Thomas Breuer,
Atom-Experte von Greenpeace. "Da heute schon klar ist, dass Gorleben
als Endlager nicht geeignet ist, sind die Transporte nicht
gerechtfertigt. Ganz im Gegenteil: Irgendwann muss der strahlende
Atommüll hier wieder weg geschafft werden." Der Salzstock in Gorleben
hat Kontakt zu Grundwasser führenden Erdschichten und ist daher nicht
als Endlager für hochradioaktiven Müll geeignet.
Radioaktive Stoffe senden verschiedene Strahlungen aus. Ein Teil
der Strahlung wird durch die Stahlwände und die darin eingelassenen
Kunststoffstäbe des Castor-Behälters abgefangen. Neutronenstrahlen
hingegen durchdringen die Metallwände, haben eine Reichweite von
einigen hundert Metern und wirken von außen auf den menschlichen
Körper.
Die Neutronenstrahlung zählt zu den ionisierenden
Strahlungen. Sie besitzt genügend Energie, um aus elektrisch
neutralen Atomen und Molekülen positiv und negativ geladene Teilchen
zu erzeugen. Dies geschieht zum Beispiel beim Durchgang durch die
Zellen des menschlichen Körpers. Die Zellen können dadurch geschädigt
werden. Mögliche Folgen: genetische Veränderungen und Krebs. Je höher
die Strahlendosis ist, desto wahrscheinlicher ist ein solcher
Schaden.
Neben der Neutronenstrahlung wird auch die Gammastrahlung nicht
durch die Behälter abgeschirmt. Darüber hinaus würden im Falle eines
Unfalls, bei dem der Castor-Behälter beschädigt wird, das
Begleitpersonal, Anwohner und protestierende Menschen durch die
strahlenden Stoffe selbst noch einer weitaus höheren Strahlendosis
ausgesetzt.
Die Castor-Behälter kommen aus der französischen
Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague. Greenpeace lehnt die
Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente ab, da sich der
Atommüll dabei nur vermehrt. Zudem werden Anwohner beim Transport der
strahlenden Fracht unnötig gefährdet.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace