Starke Tennisschläger und beheizte Tapeten
Archivmeldung vom 09.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittExtrem leitfähig, stärker als Stahl und leichter als Aluminium - das sind nur einige der erstaunlichen Eigenschaften von Carbon Nano Tubes. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens lässt sich der "Wunder-Werkstoff" jetzt auch im industriellen Maßstab verarbeiten.
Seit ihrer Entdeckung 1991 beflügeln Carbon-Nano-Tubes, kurz CNT, die Phantasie von Wissenschaftlern und Unternehmern gleichermaßen, denn sie sind extrem leitfähig, stabil und leicht. Die Herstellung der Nano-Tubes als Rohstoff ist mittlerweile kein großes Problem mehr. Trotzdem gibt es kaum Produkte, denn der Werkstoff hat einen gravierenden Makel: CNT lassen sich nur schwer mit anderen Werkstoffen verbinden und widersetzen sich den meisten Produktionsverfahren.
Ingenieure der
Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG in Stuttgart, haben jetzt ein
Verfahren entwickelt, mit dem sich das eigenwillige Material kostengünstig
verarbeiten lässt. Einer industriellen Serienproduktion steht damit nichts mehr
im Weg. Eines der ersten Produkte, das CNT-Halbzeuge der Fraunhofer TEG enthält,
sind die DNX-Tennisschläger der Firma Völkl. Mit hervorragendem Erfolg:
90
000 Rackets waren geplant, die Schläger verkaufen sich jedoch so gut, dass die
Produktionszahlen wahrscheinlich aufgestockt werden. "Die Carbon-Nano-Tubes
sollen den Rahmen an den besonders belasteten Stellen verstärken und die
Dämpfungseigenschaften des Tennisschlägers verbessern", erklärt Projektleiter
Ivica Kolaric.
Kolaric und sein Team im Stuttgarter CNT-Applikationslabor
stellen ihre CNT-Halbzeuge derzeit in Papierform her. Die Blätter sehen aus wie
schwarzes Tonpapier und kosten nur wenige Euro pro Quadratmeter. "Wir sind
jedoch nicht an eine bestimmte Form gebunden", betont Kolaric. Das
CNT-Verbundsystem lässt sich mit unterschiedlichen Materialien vermengen und
ebenso einfach mit Kunststoffen wie mit Textilien verbinden. Verstärkte
Tennisschläger sind dabei nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten. Das
größte Potenzial für neue Produkte sieht der Forscher derzeit in der Nutzung der
elektrischen Eigenschaften der Nano-Tubes zur Wärmeerzeugung. Das Material ist
nicht nur sehr leicht und fest, sondern kann auch beliebig große Flächen sehr
effizient aufheizen.
Probeweise haben die Stuttgarter Ingenieure damit
bereits Nierengurte bestückt, Autospiegel enteist und kleine Boiler aufgebaut,
die Wasser zum Kochen bringen und dabei nur einen Bruchteil der Zeit benötigen,
die handelsübliche Geräte brauchen. "Im Prinzip ist das Anwendungsspektrum fast
unbegrenzt und reicht von Heizdecken über beheizbare Flugzeugtragflächen, die
nicht mehr vereisen, bis hin zu Tapetenheizungen für kalte Wände", so Kolaric.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.