Woran Küchenschaben verzweifeln
Archivmeldung vom 22.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFleischfressende Kannen- oder Schlauchpflanzen machen es den Forschern vor: aus ihren glatten Trichtern können einmal hereingelockte Insekten nicht mehr entkommen, sie rutschen schlicht und einfach ab. Möglich macht das nicht etwa eine völlig glatte, sondern eine mikroskopisch raue Oberfläche: hier versagen nämlich die hochentwickelten Krallen- und Haftsysteme der Tiere.
Prof. Neinhuis, Inhaber der Professur für Botanik an der TU Dresden, hat diesen Antihafteffekt (der dem "Lotus-Effekt" genannten Prinzip der Selbstreinigung von Pflanzenblättern ähnelt) nun genauer untersucht. Seine Idee: die biologisch inspirierte Antihaftoberfläche, die die Ausbreitung von Insekten, wie z. B. Schaben in Wohnanlagen, verhindert.
Das BMBF hat die Wissenschaftler im
Rahmen des ausgelobten "Ideenwettbewerbs Bionik" mit einer Machbarkeitsstudie
zum Thema mit 50.000 Euro gefördert. Gemeinsam mit Dr. Stanislav Gorb vom
Max-Planck-Institut für Metallforschung untersuchte Prof. Neinhuis in den
letzten neun Monaten verschiedene anti-adhäsive Beschichtungen: solche, die die
komplizierten Haftsysteme der Insekten durch winzige ablösbare Partikel
verschmutzen und damit unbrauchbar machen, aber auch Varianten, die ihnen durch
eine ganz spezielle Oberfläche einen Halt prinzipiell unmöglich machen. Wie die
Oberfläche dafür am besten beschaffen sein muss, analysierten die
Wissenschaftler anhand der fleischfressenden Pflanzen. Eine Schicht aus
winzigen, vielfältig und bizarr geformten Wachskristallen verleiht deren
Fangtrichtern ihre verhängnisvolle Antihafteigenschaft. Solche Oberflächen
versuchten die Dresdner Forscher nachzubilden, indem sie Metall- oder
Polymerfolien mit verschiedenen Beschichtungen versahen, wie sie die Industrie
in den neunziger Jahren für schmutzabweisende Oberflächen entwickelt hat.
Aus der Studie wurde de facto ein abgeschlossenes Projekt. Die besagte strukturierte Oberfläche herzustellen, kostet überdies nur wenige Cent pro Quadratmeter; der Massenfertigung durch einen interessierten Industriepartner stünde eigentlich nichts im Wege. In wenigen Monaten, so glaubt der Forscher, könnte eine solche Anti-Krabbel-Beschichtung bereits praktisch im Einsatz sein: Lüftungs- und andere Schachtsysteme könnte man dauerhaft unbegehbar für Insekten machen. Der raschen Verbreitung der unliebsamen Gäste innerhalb von Gebäuden wäre damit wirkungsvoll der Kampf angesagt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.