Künstliche Befruchtung: Hoffnung auf bessere Erfolgsquote
Archivmeldung vom 18.10.2010
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Freigeschaltet durch Fabian PittichEine neue Untersuchungsmethode lässt kinderlose Paare auf eine höhere Erfolgsquote bei einer künstlichen Befruchtung hoffen. Das Verfahren kann Chromosomenschäden der Eizelle mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit sichtbar machen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bonn und des Zentrums für Reproduktionsmedizin in Bologna, Italien. Ärzte können so gezielt gesunde Eizellen in die Gebärmutter implantieren. Bislang führt eine künstliche Befruchtung nur in einem Drittel der Fälle zu einer erfolgreichen Schwangerschaft. Chromosomen-Defekte gelten dafür als wesentlicher Grund.
Die Ureizellen jeder Frau enthalten jede Menge genetisches Material: Von jedem der 23 Chromosomen gibt es zwei Varianten - eine vom Vater, eine von der Mutter. Jede dieser Varianten existiert zudem in zwei identischen Kopien. Kurz vor der Befruchtung sortiert die Zelle daher drei Viertel ihres Erbguts aus und verpackt sie in kugeligen Zellabschnürungen, den Polkörperchen. Leider kann es dabei zu Fehlern kommen. Die reife Eizelle enthält dann zuwenig oder zuviel Chromosomen und ist oft nicht lebensfähig. Für eine künstliche Befruchtung suchen die Ärzte daher nach genetisch einwandfreien Eizellen. "Dazu nehmen wir die Polkörperchen unter die Lupe", erklärt Professor Dr. Markus Montag von der Universität Bonn. "Da sie das aussortierte genetische Material aufnehmen, können wir so auf die genetische Ausstattung der Eizelle schließen."
Derartige Polkörperanalysen sind nicht neu, funktionierten bislang aber nicht gut genug, um wirklich alle Chromosomenfehler auszuschließen. Das nun getestete Verfahren macht dagegen auch kleinere Defekte sichtbar. Die Forscher haben damit die Polkörper von knapp 230 Eizellen untersucht. In 89 Prozent der Fälle konnten sie so den chromosomalen Status der jeweiligen Eizelle fehlerfrei bestimmen.
Besonders erstaunlich: Knapp 80 Prozent der Eizellen wiesen Chromosomendefekte auf. "Wir hatten in die Untersuchung nur Frauen über 40 Jahren aufgenommen", nennt Studien-Koautorin Professor Dr. Katrin van der Ven einen Grund. "Dennoch hat uns diese hohe Fehlerrate überrascht."
Quelle: Universität Bonn