Solarstrom im großen Maßstab
Archivmeldung vom 12.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer globale Energiebedarf kann im Jahr 2050 zur Hälfte aus Erneuerbaren Quellen gedeckt werden, basierend auf heute vorhandener Technologie. Aktuelle Szenarien belegen dies und messen dabei der Stromgewinnung aus Sonnenenergie eine ganz wesentliche Rolle bei.
Neben der Photovoltaik stehen für die Solarstromgewinnung im großen Maßstab
solarthermische Kraftwerke im Mittelpunkt. Die Optimierung der Komponenten
solcher Kraftwerke sowie die theoretische Untersuchung neuer Konzepte waren in
den vergangenen Jahren Forschungsthema am Fraunhofer ISE. In Kooperation mit
Industrie- und Forschungspartnern entsteht derzeit unter der Federführung der
MAN Ferrostaal Power Industry GmbH in Südspanien eine neue Demonstrationsanlage,
deren Ziel die Kommerzialisierung linearer Fresnel-Kollektoren für
solarthermische Kraftwerke ist.
Das Freiburger Institut stellt Konzept
und Komponenten im Rahmen des Fraunhofer-Gemeinschaftsstands "Energie" auf der
diesjährigen Hannover Messe vom 16. bis 20. April vor.
In
konventionellen solarthermischen Kraftwerken (Parabolrinnensystemen) wird
Sonnenlicht über Spiegel auf ein selektives Absorberrohr fokussiert, in dem ein
Thermoöl fließt, das durch die Sonnenwärme erhitzt wird. Der dann in einem
Wärmetauscher entstehende Dampf wird mittels einer Turbine plus Generator in
Strom umgewandelt. Bei linear konzentrierenden Systemen unterscheidet man die
klassischen Parabolrinnensysteme sowie das neue Konzept der
Fresnelspiegelsysteme mit Sekundärspiegeln. Das Besondere an Fresnel-Kollektoren
ist, dass die das Sonnenlicht konzentrierenden Spiegel aus mehreren Reihen
nachgeführter Flachspiegel bestehen. Die Solarstrahlung wird auf ein zentral
über dem Spiegelfeld befindliches Absorberrohr mit hochselektiver Beschichtung
fokussiert. Die für dieses System erforderlichen Bauteile sind zu einem hohen
Anteil kostengünstige Standardkomponenten, die weltweit verfügbar sind und eine
hohe lokale Wertschöpfungskette ermöglichen. Dadurch lassen sie
Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenztechnologien erwarten. Darüber hinaus
ist die Fresnel-Technik unempfindlich gegen Windlasten und erlaubt eine hohe
Landausnutzung.
Das Fraunhofer ISE hat wesentlich mit dazu beigetragen,
die Schlüsselkomponenten Absorberrohr, Sekundärspiegel, Primärspiegelfeld und
dessen Regelung zur Einsatzreife zu bringen. Gleichzeitig errechneten die
Freiburger Forscher auf der Basis theoretischer Untersuchungen und unter
bestimmten Bedingungen in sonnenreichen Ländern Stromgestehungskosten von nicht
mehr als 0,12 €/kWh.
Der technische Nachweis unter realen
Betriebsbedingungen ist das nächste Ziel. Hierfür entsteht derzeit auf der
Plataforma Solar de Almería in Südspanien ein 100 m langer Kollektorstrang als
Versuchs- und Demonstrationsanlage. Das Fraunhofer ISE und das Zentrum für Luft-
und Raumfahrt DLR vermessen diesen hinsichtlich seiner optischen und thermischen
Eigenschaften. Die Industriepartner MAN Ferrostaal Power Industry GmbH und Solar
Power Group GmbH streben die Kommerzialisierung dieser Technologie
an.
Neben der Markteinführung von Fresnel-Kollektorsystemen haben sich
die Partner in Almería auch die Entwicklung neuer Kraftwerkskonzepte für den
kleinen und mittleren Leistungsbereich, mit geringerem Investitionsrisiko sowie
mit Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung zum Ziel gesetzt. Dadurch können neue Märkte
für Hersteller konzentrierender Kollektoren sowie von Wärmekraftmaschinen, vor
allem in Südeuropa, Nordafrika und Nahost erschlossen werden.
Der Aufbau
des Kraftwerks in Almería wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.
Das Potenzial der Erneuerbaren Energien für die Energieversorgung der Zukunft kann z.B. nachgelesen werden im Gutachten 'Welt im Wandel' des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen, www.wbgu.de.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.