Neue Modellvorstellungen : Warum gibt es Plattentektonik nur auf der Erde?
Archivmeldung vom 23.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuf der Basis von Hochdruckexperimenten haben Wissenschaftler des Bayerischen Geoinstituts der Universität Bayreuth um Professor Hans Keppler und der Universität Tübingen eine modellhafte Erklärung dafür, warum Plattentektonik nur auf der Erde existiert. Mars und Venus sind "zu trocken" sie enthalten zu wenig Wasser für die Bildung einer weichen Asthenosphäre.
Damit ist auf diesen Planeten eine wesentliche Bedingung für die Plattentektonik
nicht vorhanden. Die Ergebnisse wurden jetzt in dem renommierten
Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht.
Bayreuth (UBT). Ereignisse wie das katastrophale Erdbeben
aus Sumatra vor drei Jahren sind ein Resultat der Plattentektonik: Auf der Erde
kann sich die dünne Kruste in Form starrer Platten verschieben. Die Reibung an
Plattengrenzen ist die Hauptursache schwerer Erdbeben. Die Erde ist damit ein
Sonderfall im Sonnensystem - auf keinem anderen Planeten gibt es ein
vergleichbare Phänomen.
Plattentektonik wird letztlich angetrieben durch
langsame Bewegungen im Erdmantel unterhalb der Erdkruste. Diese Konvektion des
Mantels lässt sich in Computer-Modellen simulieren. Alle Modellrechnungen
zeigen, dass es sehr schwer ist, etwas ähnliches wie Plattentektonik zu
erzeugen. Eine entscheidende Rolle scheint hier die Asthenosphäre zu spielen,
eine Zone geringer Festigkeit im Gestein, auf der die Platten der Erdkruste sich
relativ leicht verschieben können. Bisher hat aber niemand wirklich verstanden,
warum es auf der Erde eine Asthenosphäre gibt. In der neusten Ausgabe der
renommierten Wissenschafts-Zeitschrift "Science" liefern Forscher des
Bayerischen Geoinstituts und er Universität Tübingen hierfür nun eine neuartige
und plausible Erklärung.
Die Erde ist der Planet des Wassers - Ozeane sind
das erste, was man bei einem Blick aus dem All auf die Erde erkennt. Spuren von
Wasser sind aber auch im Erdinneren vorhanden und beeinflussen dort viele
Prozesse. Wasser kann beispielsweise den Schmelzpunkt von Gesteinen drastisch
herabsetzen und daher können bereits Spuren von Wasser zu Schmelzbildung führen.
Sobald Schmelze in einem Gestein vorhanden ist, wird es sehr viel weicher und
leichter verformbar. Es wurde daher schon seit langem vermutet, dass die
Asthenosphäre eine Zone im Erdmantel ist, in der geringe Mengen von Schmelze
vorhanden sind. Aber warum? Die Temperaturen in der Asthenosphäre sind nicht
ungewöhnlich hoch und auch der Wassergehalt ist dort wahrscheinlich nicht höher
als im übrigen Mantel.
Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr.
Hans Keppler (Bayerisches Geoinstitut der Universität Bayreuth) entdeckten nun
in Hochdruckexperimenten, dass die Fähigkeit der Minerale des Erdmantels, Wasser
zu lösen, in der Asthenosphäre besonders klein ist, die Wasserlöslichkeit in den
Mineralen hat dort ein Minimum. Daher kann das Wasser unterhalb und oberhalb der
Asthenosphäre vollständig in festen Mineralen gelöst werden, während im
Tiefenbereich der Asthenosphäre nicht alles Wasser von den Mineralen gelöst
wird, sondern ein Teil des Wassers eine Schmelze bildet. Diese Schmelze
verringert die Festigkeit des Gesteins und sorgt damit dafür, dass sich die
Platten der Erdkruste mitsamt den Kontinenten auf der Asthenosphäre leicht
bewegen können. Selbst Details wie die unterschiedliche Tiefenlage der
Asthenosphäre unter Kontinenten und Ozeanen lassen sich mit dem neuen Modell
korrekt vorhersagen.
Das Modell erklärt damit auch erstmals, warum
Plattentektonik nur auf der Erde existiert. Mars und Venus sind "zu trocken" sie
enthalten zu wenig Wasser für die Bildung einer weichen Asthenosphäre. Damit ist
auf diesen Planeten eine wesentliche Bedingung für die Plattentektonik nicht
vorhanden.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.