Mars 2018: Mission realistisch?
Archivmeldung vom 23.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz der in geometrischer Progression wachsenden Anzahl derjenigen, die an dem bemannten Flug zum Mars teilnehmen wollen, ist diese Frage noch offen. Die Anträge der Kandidaten werden erst ab 2014 entgegengenommen, es sind auch noch keine Einzelheiten des bevorstehenden Flugs bekannt. Boris Pawlischtschew nahm sich für Radio "Stimme Russlands" diesem Thema an und erläutert die Hintergründe dazu.
In seinem Beitrag berichtet er: "Die Expedition wird ein ballistischer Flug, ein Umrunden des Mars sein. Der Start ist für den 5. Januar 2018 vorgesehen. Das ist durch die günstige Konstellation von Erde und Mars bedingt. Der Flug wird 501 Tage dauern. Danach werden die beiden Passagiere – eventuell ein Ehepaar – zur Erde zurückkehren. Dies behaupten die Organisatoren dieser Mission mit dem ersten Weltraumtouristen Dennis Tito an der Spitze. Er versichert, er werde erst Menschen ins All schicken, wenn er vollkommen überzeugt wäre, dass die Mission sicher sei.
Bisher weckt diese Mars-Expedition mehr Fragen, als Antworten. Erstens ist noch kein entsprechendes Raumschiff vorhanden. Der Flug soll mit einem modifizierten Dragon-Raumschiff erfolgen. Es existiert vorerst aber nur in der Frachtvariante, seine Weiterentwicklung wird noch mehrere Jahre erfordern. Außerdem sind viele Experten von der Zuverlässigkeit des vorgesehenen Strahlungsschutzes für die Crew nicht überzeugt. Hinzu kommt, dass die Flugbahn nicht geprüft ist, denn auf dieser ballistischen Flugbahn sind noch nicht einmal unbemannte Apparate geflogen. Indessen besteht bei der Rückkehr zur Erde für das Raumschiff die größte Gefahr. Es muss mehrmals unter einem flachen Winkel die Erdatmosphäre tangieren, um seine gigantische Geschwindigkeit von 14 Kilometern pro Sekunde zu verringern. Sollte das Raumschiff aber in einem etwas größeren Winkel die Atmosphäre berühren, so würde es wie ein Meteor in die Atmosphäre eintauchen und verglühen. Aber wird eine nicht professionelle Crew dieses schwierige Manöver ausführen können?
Das Risiko ist enorm, aber es gibt viele Leute, die gern mitfliegen würden. Was ihre Motive betrifft, meint der Psychotherapeut Wladimir Malygin Folgendes:
„Diese Menschen bewegt Abenteuerlust, auch der Wunsch, berühmt zu werden, viel zu verdienen. Im Grunde genommen geht es um ein gewisses Vergnügen in Gestalt von Adrenalin, Erregung. Ein einfacher Vergleich: Jene, die Amerika erobert haben, waren größtenteils Abenteurer. Forschungen ergaben, dass sie sich sogar genetisch von anderen Menschen unterschieden. Sie sind bereit, ihr Leben zu riskieren, weil Langeweile für sie gleichbedeutend mit dem Tod ist.“
Unter den Kandidaten werden offensichtlich Liebhaber extremer und risikoreicher Sportarten sein, aber auch Träumer, die die ersten Menschen sein wollen, die aus nur 100 Meilen Höhe den Mars erblicken, meint der Chef der Abteilung für Psychologie am Institut für biomedizinische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften, der leitende Psychologe des Projekts „Mars-500“, Juri Bubejew.
„Gewiss sind es in erster Linie Bewohner von Großstädten, die der Eintönigkeit des Lebens müde sind. Vielleicht sind es Menschen, die in irgendeiner Krise stecken und den Problemen entfliehen wollen. Bei ‚Mars-500‘ und bei anderen Experimenten mit einer Isolierung wünschten viele Teilnehmer für diese Zeit, für anderthalb bis zwei Jahre, ihren Problemen zu entfliehen und zurückzukehren, wenn diese ohne sie gelöst sein werden.“
Natürlich ist auch die finanzielle Seite wichtig. Die nicht kommerzielle Stiftung Inspiration Mars Foundation, die zur Finanzierung der Mission gegründet wurde, wird eine bis zwei Milliarden US-Dollar sammeln müssen. Ein Teil dieser Summe wird den Freiwilligen als Honorar für den Flug ausgezahlt. Und sobald die Höhe des Honorars genannt sein wird, kann die Anzahl der Kandidaten entweder wachsen, oder abnehmen.
Gegenwärtig durchläuft das Projekt die kritische Phase. Bald wird sich herausstellen, ob es realistische ist, den Start in knapp fünf Jahren vorzubereiten. Sollte das nicht möglich sein, so werden sich die Erde und der Mars erst 2031 wieder in einer günstigen Konstellation befinden."
Quelle: Text Boris Pawlischtschew - „Stimme Russlands"