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Historische Ereignisse haben Folgen für Genpool

Archivmeldung vom 15.02.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
DNA: Geschichte hinterlässt ihre Spuren. Bild: pixelio.de, roedi007
DNA: Geschichte hinterlässt ihre Spuren. Bild: pixelio.de, roedi007

Großereignisse in der Geschichte wie der Aufstieg und Fall des Mongolenreichs haben dauerhafte Spuren in den Genen des Menschen hinterlassen, wie das University College London ermittelt hat. Eine Genstudie des heutigen Menschen zeigt, dass sich unsere Vorfahren in den vergangenen 4.000 Jahren vermischt haben. Damit in Zusammenhang steht das Auftreten von Imperien. Das Team um Garrett Hellenthal hat die Folgen historischer Migrationen und Invasionen auf die DNA nachgewiesen.

Die Forscher fanden aber nicht nur die Auswirkungen von bekannten Ereignissen wie dem arabischen Sklavenhandel, sondern auch Hinweise auf bisher unbekannte Geschehnisse. Dabei stießen sie zum Beispiel auf Menschen, die Nachfahren der Armee von Alexander dem Großen sein dürften. Gibt es historische Aufzeichnungen darüber, dass Gruppen von Menschen aufeinander getroffen sind und gemeinsame Nachkommen hatten, können Genetiker mithilfe der modernen DNA herausfinden, wann dieses Ereignis am wahrscheinlichsten stattgefunden hat und welche Populationen daraus entstanden sind.

Hellenthal argumentiert jedoch, dass dieses Verfahren fehlerhaft ist, da die Wissenschaftler nur auf oft unvollständige historische Quellen zurückgreifen können. Der Experte hat jetzt ein genetisches Verfahren entwickelt, das unabhängig den Zeitpunkt der Kreuzung und die beteiligten Gruppierungen identifiziert. "Wir haben versucht eine objektive Möglichkeit der Entschlüsselung der DNA zu finden, die ohne historische Vorurteile auskommt."

Der Wissenschaftler kombinierte die DNA-Sequenzen von 1.490 Personen aus 95 verschiedenen Gruppierungen, die in verschiedenen Teilen der Welt leben. In einem nächsten Schritt identifizierte er, wie viel DNA die Mitglieder einer Gruppe mit den Mitgliedern anderer Gruppen gemeinsam hatten. Je mehr DNA zwei Populationen miteinander teilten, desto näher verwandt sind sie auch. Je länger die gemeinsamen DNA-Stücke waren, desto weniger lang ist es her, dass die Vorfahren gemeinsame Nachkommen hatten.

Sklavenhandel mit Folgen

Die Genetik bestätigt die Auffassung anderer Wissenschaftler, dass die Vergewaltigungen und Plünderungen von Dschingis Khan und seiner Mongolenarmee in ganz Asien genetische Spuren hinterlassen haben. Teile mongolischer DNA teilen zum Beispiel sechs Populationen von Nordostasien bis zur Türkei. Diese Gene kamen zwischen 1250 und 1300 dazu, als das Mongolische Reich den Großteil Asiens erfasste und nahe an Europa heranreichte.

Auch der arabische Sklavenhandel, der zwischen 650 und 1900 im Gange war, hinterließ Spuren in den Genen von 17 Gruppierungen, die in Nordafrika, dem Mittelmeerraum und dem Persischen Golf leben. Sie alle tragen Gene von versklavten Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara in sich. Dazu kommt noch, dass Gruppierungen aus dem Mittelmeerraum mehr DNA mit Menschen aus Westafrika gemeinsam haben. Gruppierungen am Persischen Golf hatten mehr mit Menschen aus dem Osten gemeinsam. Dieses Forschungsergebnis entspricht den Vermutungen von Historikern über die Hauptrouten dieses Sklavenhandels.

Tu und Europäer verwandt

Weitere Vermischungen sind laut der in Science veröffentlichten Studie noch viel geheimnisvoller. Die Wissenschaftler wiesen ein genetisches Signal bei den Tu im modernen China nach, das seinen Ursprung um rund 1200 haben und von einer europäischen Bevölkerung stammen dürfte, die den modernen Griechen ähnlich war. Diese Spur könnte laut Hellenthal ihren Ursprung bei westlichen Händlern haben, die die Seidenstraße bereisten.

Die älteste nachgewiesene genetische Spur stammt von den Kalash, die in den Bergen im Nordwesten Pakistans leben. Um 200 vor Christus scheinen sie sich mit einer bis jetzt unbekannten Gruppierung vermischt zu haben, die Menschen aus Nordwesteuropa und Westasien am ähnlichsten zu sein scheint. Damit scheint die Überzeugung der Kalash, sie seien Nachkommen der Armee Alexanders des Großen, ein wenig an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Hellenthal meint, dass das DNA-Signal und die Daten diese Vorstellung nicht widerlegen. Es gäbe selbstverständlich aber noch andere Möglichkeiten.

Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein

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