Astronaut Reiter sehnte sich im All nach Familie, Freunden und frisch gekochtem Essen
Archivmeldung vom 19.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVier Wochen nach seiner Rückkehr zur Erde hat sich der deutsche Astronaut Thomas Reiter ausführlich und sehr persönlich in einem PHOENIX-Exklusiv-Interview geäußert. Er glaube nicht, dass seine Begeisterung über den Weltraum-Aufenthalt jemals abnehmen werde, sagte Reiter.
Die Mission sei "bis zum Ende fantastisch"
gewesen und er habe "jede Sekunde genossen". Die Zeit im Orbit sei
hervorragend, hochinteressant und - im Rückblick - wie im Fluge
vergangen. "Ich bin begeistert, dass das alles so geklappt hat. Und
es kommt einem ein bisschen so vor, als sei man aus einem
wunderschönen Traum aufgewacht." In der Raumstation schaue man "hin
und wieder aus dem Fenster und sieht Dinge, die einen einfach
überraschen, die so schön sind, dass sie eigentlich unwirklich sind."
Wörtlich sagte Reiter: "Man weiß ja, man sieht das und es ist da,
aber es kommt einem so vor, als sei das eigentlich ein Film, der da
abläuft." Er selbst habe versucht, "das aufzunehmen und abzuspeichern
und dann nach und nach zu verarbeiten".
Dennoch habe auch die Arbeit in einer Raumstation zwei Seiten. "Es
gibt sehr schöne Tage, die unheimlich interessant sind und die einem
gut von der Hand gehen. Und es gibt Tage, die nicht ganz so gut
sind", berichtete Reiter. "Jeder geht durch diese Phase, dass er mal
einen schlechten Tag hat. Es hat sich allerdings nie, zumindest
hatte nie ich das Gefühl, auf unser Verhältnis untereinander
ausgewirkt." Eher das Gegenteil sei der Fall gewesen. In dem halben
Jahr seines Aufenthaltes habe er durchweg ein wunderbares Verhältnis
zu seinen Kollegen gehabt. "Wenn einer ein wenig bedrückt war, dann
hat man versucht, demjenigen zu helfen. Das hat durchweg sehr gut
funktioniert." Insgesamt habe das Zusammenleben auf der ISS
"hervorragend geklappt." Es sei wie eine "große Familie gewesen, in
der man da arbeitet."
Trotzdem sei er froh, wieder auf der Erde zu sein. "Nach einer
gewissen Zeit sehnt man sich nach seiner Familie, nach seinen
Kindern, nach seinen Freunden, nach frisch gekochtem Essen und nach
all den Annehmlichkeiten, die man hier unten hat und die dort oben
fehlen." Jeder der ISS-Astronauten habe einmal pro Tag mit seiner
Familie telefoniert und ansonsten E-Mail-Kontakt ge-habt. Dabei habe
er sich "riesig gefreut, dass auch mein jüngster Sohn mit neun Jahren
ein bisschen angefangen hat, mir E-Mails zu schreiben." Besonders
wehmütig wurden für Reiter allerdings die wöchentlichen
Videokonferenzen mit der Familie. "Was sehr deutlich ist, wenn man
lange weg ist, dass natürlich die Kinder und die Familie insgesamt
auch merken, wie sich die Zeit zieht und dass einem das lange wird."
Vor allem gegen Ende bis zu 40 Minuten langen Videoverbindungen habe
man gemerkt, "dass dann die Stimmung sinkt, weil man weiß, es dauert
jetzt wieder eine Woche, ehe man sich gegenseitig sieht."
Quelle: Pressemitteilung PHOENIX