Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft für Richard Wielebinski
Archivmeldung vom 05.09.2017
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Astronomische Gesellschaft (AG) verleiht die Karl-Schwarzschild-Medaille dieses Jahr an Prof. Dr. Richard Wielebinski vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Es ist die höchste Auszeichnung aus Deutschland im Bereich Astronomie und Astrophysik.
Prof. Dr. Richard Wielebinski studierte in Hobart (Australien) und ab Beginn der 1960er Jahre in Cambridge (Großbritannien) am berühmten Cavendish-Laboratorium. Dort promovierte er beim bekannten Radioastronomen und späteren Nobelpreisträger Martin Ryle. Ab 1963 arbeitete Richard Wielebinski wieder in Australien an der Universität Sydney, bevor er 1969 zum Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn berufen wurde. Dort erbaute man gerade das berühmte 100-Meter-Radioteleskop (an der Außenstelle Effelsberg in der Eifel).
„Mit seinen Forschungsarbeiten über Pulsare, das Radiokontinuum und vor allem im Bereich galaktischer und intergalaktischer Magnetfelder leistete Prof. Dr. Wielebinski hervorragende Beiträge, die wesentlich zu unserem Verständnis der physikalischen Eigenschaften verschiedenster Objekte und Strukturen im Universum beigetragen haben“, so der Präsident der Astronomischen Gesellschaft, Prof. Dr. Matthias Steinmetz.
Hintergrund ist, dass ein möglichst vollständiges Verständnis der Physik astronomischer Phänomene nur durch Beobachtungen in möglichst vielen Wellenlängen- und Energiebereichen erreicht werden kann, da sich unterschiedliche Prozesse in der Regel auch in unterschiedlicher Strahlungsemission zeigen.
„Man darf nicht vergessen, dass die Radioastronomie noch in den ersten Jahren seiner aktiven wissenschaftlichen Karriere das einzige weitere Beobachtungsfenster ins All neben der klassischen optischen Astronomie war. Von der heutigen Multifrequenzastronomie war man damals noch weit entfernt“, so Matthias Steinmetz weiter.
Insbesondere seine ab Anfang der 1970er Jahre intensivierten Messungen von Magnetfeldern und der Polarisation bei Zentimeter-Wellenlängen und der Einsatz der Radiointerferometrie lieferten beeindruckende Radiokarten von Galaxien und ihrer Magnetfeldstruktur mit einer nie zuvor erreichten Auflösung. Bei der Radiointerferometrie werden mehrere Radioteleskope zusammengeschaltet, die dann wie ein riesiges Einzelteleskop arbeiten – bei der sogenannten Very Long Baseline Interferometrie sind das sogar Teleskope auf verschiedenen Kontinenten. Am MPIfR baute Richard Wielebinski weltweit beachtete Forschungsgruppen für Pulsare und kosmische Magnetfelder auf.
Über seine wissenschaftlichen Leistungen hinaus gab Prof. Wielebinski wesentliche Impulse für die Entwicklung der Beobachtungsmöglichkeiten der Radioastronomie, vor allem im Bereich der polarisierten Radiostrahlung im Hinblick auf kosmische Magnetfelder. Prof. Dr. Wielebinski war und ist zudem federführend in verschiedenen großen internationalen Kooperationen, darunter verstärkt auch Projekte in Zusammenarbeit mit der chinesischen Akademie der Wissenschaften wie z.B. die Untersuchung der polarisierten Radiostrahlung in der Ebene unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße.
Richard Wielebinski war mehrere Jahre Vorsitzender der Radioastronomie-Kommission des Weltdachverbandes International Union of Radio Science (U.R.S.I.), hat eine Forschungsprofessur in China und befasst sich zudem als Mitglied einer Arbeitsgruppe der Internationalen Astronomischen Union (IAU) mit der Geschichte der Radioastronomie. Der 2004 emeritierte Preisträger erhielt zudem mehrfach hohe Auszeichnungen, darunter der Max-Planck-Forschungspreis (1992) und verschiedene Ehrendoktorwürden wie z.B. die der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń.
Quelle: Astronomische Gesellschaft (idw)