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Wie viel Realität steckt in dem Thriller „Limit“?

Archivmeldung vom 07.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Limit: Roman von Frank Schätzing
Limit: Roman von Frank Schätzing

Mit seinem gerade erschienenen Thriller „Limit“ hat Frank Schätzing bereits am Erscheinungstag den Platz 1 in den einschlägigen Buchcharts – noch vor Dan Brown – erobern können. Insidern zufolge hat das Buch das Potenzial Schätzings bisherigen Millionen-Bestseller „Der Schwarm“ zu toppen. Wie viel Realität steckt aber in dem neuen Thriller „Limit“?

Der Inhalt in Kurzform: Helium-3 – aus diesem Stoff sind die Zukunftsträume profitgieriger Unternehmer im Jahr 2025. Es wurde auf dem Mond entdeckt und soll den Hunger der Menschheit nach Energie stillen. Mit einer revolutionären Technik hat der Industrielle Julian Orley einen galaktischen Transportweg von der Erde zu seinem Trabanten geschaffen. Eine futuristische Mondstation, auf der Menschen und Menschmaschinen arbeiten, sorgt für den Nachschub an Helium-3.

Vor diesem Hintergrund stellen sich drei Fragen: Was verbirgt sich hinter Helium-3, wo kommt es vor und kann diese Variante eines Gases, das die meisten von gasgefüllten Jahrmarkt-Luftballons her kennen, überhaupt als Energiequelle dienen?

Gewöhnliches Helium, auch Helium-4 genannt, wird auf der Erde beim Zerfall verschiedener radioaktiver Elemente wie beispielsweise Uran oder Radium gebildet. Das so entstandene Helium sammelt sich in natürlichen Erdgas-Vorkommen und kann durch Tiefkühldestillation daraus gewonnen werden. Helium-4, das quasi den Löwenanteil des natürlichen Heliumvorkommens bildet, besteht aus 2 Protonen, 2 Elektronen und 2 Neutronen. Daneben enthält das Gas im Verhältnis von etwa eine Million zu eins noch das leichtere Isotop Helium-3, das im Gegensatz zu Helium-4 nur ein einziges Neutron enthält. Eine technische Anreicherung dieser leichtgewichtigen Variante des Heliums wäre wegen der großen Verdünnung nicht nur extrem schwierig sondern auch viel zu kostspielig.

Das ist schade, denn Helium-3 wäre der Traum der Fusionsforscher. So setzt die Kernverschmelzung von Helium-3 mit Wasserstoff zu „gewöhnlichem“ Helium-4 ungeheure Energien frei. Im Gegensatz zur Wasserstofffusion, wie sie heute in diversen Forschungsreaktoren erprobt wird, lässt sich die Helium-Fusion sehr sauber ohne radioaktive Belastung der Umwelt durchführen. Im Gegensatz hierzu setzt die Wasserstofffusion große Mengen an hochenergetischen Neutronen frei, die die Reaktorwände radioaktiv verseuchen und zu einer starken Materialermüdung führen. In einem Fusionsreaktor auf der Basis von Helium-3 werden dagegen nur Protonen freigesetzt. Diese lassen sich durch elektromagnetische Felder abfangen und zur weiteren Energieerzeugung nutzen. Rein rechnerisch würden drei Tonnen Helium-3 reichen, um den derzeitigen jährlichen Energiebedarf Chinas zu decken.

Genau an dieser Stelle setzt Schätzings Szenario, nämlich die Erschließung extraterrestrischer Helium-3-Vorkommen ein. Letzteres ist in Form geladener Teilchen reichlich im Sonnenwind enthalten. Im Gegensatz zur Erde, deren Magnetfeld den Ansturm dieser Teilchen verhindert, erreicht das solare Helium-3 die Mondoberfläche ungehindert, wo es sich über Jahrmilliarden im Gestein angesammelt hat. Durch einfaches Erhitzen kann es daraus gewonnen werden. Vorsichtigen Schätzungen zufolge könnten die auf dem Mond enthaltenen Helium-3-Ressourcen den Energiebedarf der Menschheit mindestens für die nächsten 500 Jahre decken.

Weitaus größere Helium-3-Lagerstätten befinden sich in den Atmosphären der äußeren Planeten. Die deutsche Raumfahrtgesellschaft DRG beziffert allein die auf dem Jupiter vorhandenen Ressourcen auf  28 Billionen Tonnen, was einer unerschöpflichen Energiequelle gleichkäme. In diesem Zusammenhang bezeichnete der amerikanische Raumfahrtingenieur Robert Zubrin das äußere Planetensystem bereits als „persischen Golf des Sonnensystems“. Fazit: Frank Schätzings Thriller basiert also auf einem realen und geradezu faszinierenden Hintergrund. Für eine Erschließung außerirdischer Rohstoffquellen dürfte es im Jahr 2025 indessen noch zu früh sein. Die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts wäre vermutlich „realistischer“.

Quelle: Rolf Froböse

Hinweis:

Rolf Froböse ist Wissenschaftsjournalist und Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher. Mit seinem neuesten Werk „Sekunde Null. Das Urknall-Experiment“ hat er gerade seinen ersten Science-Thriller mit ebenfalls realem Hintergrund veröffentlicht. 

 

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