Brauchen wir bald keine Fremdsprachen mehr zu kennen?
Archivmeldung vom 23.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Verbindung von Mensch und Computer steht vor einer neuen Entwicklungsstufe: Nur wenige Millimeter grosse Implantate verbinden schon bald Hirn und Computer. Sie verhelfen uns zu einem besseren Gedächtnis und erlauben es, dass wir auch Ultraschall und Infrarot wahrnehmen können.
Auch der direkte Gedankenaustausch von Hirn zu Hirn – an der Sprache vorbei - sei keine Science Fiction, sondern schon sehr bald Realität, sagte Kevin Warwick, Professor für Cybernetics an der European Futurists Conference Lucerne.
Der Zukunftsexperte des World Economic Forum Davos, Ged Davis, sprach von den globalen Herausforderungen der Zukunft und die Deutsche Bank stellte weltweite Wachstumsprognosen für das Jahr 2020 auf.
Ein kleines Implantat im Gehirn stoppt die Zitteranfälle eines Parkinson-Patienten unverzüglich. Der Mann, der zuvor seine Beine nicht kontrollieren konnte, erhebt sich wie durch ein Wunder aus dem Rollstuhl und geht mühelos kreuz und quer durch den Raum, sobald das Implantat aktiviert wird. Diese Szene zeigte Kevin Warwick, Professor für Cybernetics an der University of Reading, an der 2.European Futurists Conference Lucerne,die zur Zeit im KKL Luzern stattfindet.
Kevin Warwick entwickelte darin Visionen des „Übermenschen“ einer nahen Zukunft: Verbindungen zwischen Hirn und Computer, hergestellt durch Implantate, die uns helfen besser zu memorieren oder beispielsweise Ultraschall und Infrarot wahrzunehmen. Kurzfristig gehe es um therapeutische Anwendungen, wie das Beispiel des Parkinson-Patienten zeige. Aber gegenseitiges Gedankenlesen über implantierte Chips sei keine Science Fiction, sondern schon bald Realität, so Warwick. Damit würden Sprachprobleme wegfallen: Wir werden das Gegenüber verstehen, auch wenn es eine uns unbekannte Sprache spricht. Vielleicht gehören Sprachkurse daher schon bald der Vergangenheit an. Warwick, der sein eigenes und das Nervensystem seiner Frau in einem Selbstversuch mittels Chip bidirektional mit dem Computer verbunden hatte, und damit die Empfindungen seiner Frau buchstäblich am eigenen Leib erfahren konnte, geht zudem davon aus, dass die Gedankenübertragung weitreichende kommerzielle Folgen haben dürfte: Händler könnten beispielsweise die Gedanken ihrer Kunden lesen.
Die globalen Herausforderungen von morgen
Im Eröffnungsreferat ging der Zukunftsexperte des World Economic Forum Davos, Ged Davis, auf die globalen Herausforderungen in der Welt von morgen ein. Gemäss Davis, dem Leiter des Centre for Strategic Insigths des WEF ist der Meinung, dass die heutigen Institutionen nicht in der Lage sein werden, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, sofern es ihnen nicht gelingt, sich der wirklich wichtigen Fragen anzunehmen und Leadership zu übernehmen.
Asien mit Spitzenwachstum, Europa wächst auf bescheidenem Feuer
Die Forschungsabteilung der Deutschen Bank stellte ihre Wachstumsprognosen für 34 Volkswirtschaften bis ins Jahr 2020 vor. Stefan Bergheim, Forschungsleiter von FORMEL G (Foresight Model for Evaluating Long-term Growth) zeigte, dass gemäss FORMEL G Spanien und Irland zu den Wachstumssiegern Europas gehören, während die Schweiz auf der letzten aller vergebenen Plätze rangiert. FORMEL G kombiniert verschiedene Wachstumstheorien mit Trend-Analysen, um daraus eine Vorhersage des Wachstums bis 2020 zu machen.
Daraus wird ersichtlich, dass die Bildungsinitiative im asiatischen Raum einer der wichtigsten Faktoren ist, für die hohen Wachstumsraten in Asien.
210 Zukunftsinteressierte aus 21 Ländern
Noch bis morgen treffen sich an der 2. European Futurists Conference rund 210 Zukunftsexperten und Verantwortliche für Strategie, Geschäftsentwicklung und Innovation aus 21 Ländern. Zwölf international anerkannte Referenten aus Wissenschaft, Forschung und Praxis geben an dieser wichtigsten, unabhängigen Zukunftskonferenz Europas Einblicke in neue Erkenntnisse aus der Zukunftsforschung und stellen Praxisbeispiele für zukunftsorientiertes Strategie- und Innovationsmanagement vor. Nachdem am ersten Tag in mehreren Seminaren und Workshops neue Prognose-Methoden vorgestellt wurden, standen an den nachfolgenden Tage Einblicke in die Zukunft und Praxisstudien im Vordergrund: „In den Unternehmen sind viele Trends bekannt. Was fehlt ist eine Kultur, die Erkenntnisse in Strategie- und Innovationsprozesse umzusetzen“, sagte Georges T. Roos, Gründer und Direktor der European Futurists Conference. Praxisbeispiele sollen helfen, die eigene Firma zukunftsfit zu machen. Die European Futurists Conference Lucerne wurde ins Leben gerufen, um der US-amerikanisch dominierten Zukunftsforschung eine europäische Perspektive zur Seite zu stellen. Ein internationaler Beirat aus den renommiertesten Zukunftsforschern Europas aus Wissenschaftund Praxis wacht über die inhaltliche Qualität der Konferenz. Getragen wird sie von einem in Luzern domizilierten, unabhängigen Verein. Die Konferenz dauert noch bis Freitag, 24. November 2006 und findet jährlich statt.
Quelle: Pressemitteilung European Futurists Conference Lucerne