Schule für Androiden
Archivmeldung vom 16.03.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Labor für intellektuelle Robotik entsteht in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Forscher an der Staatsuniversität BFU wollen Robotern Fertigkeiten eines Menschen beibringen. Sie rechnen damit, dass Androiden künftig für Menschen im Weltraum einspringen.
Ein Androide hat Arme und Beine, er ist sogar in der Lage, Bilder und Menschen zu erkennen und sich räumlich zu orientieren. Wie Timur Garejew, der für innovative Entwicklung zuständige Vizerektor der Ostsee-Uni der STIMME RUSSLANDS sagte, könne ein solcher Roboter beispielsweise Aufgaben im All meistern:
„Ein Androide ist bequem, weil er dieselben Geräte und Instrumente benutzen kann, wie ein Mensch. Man muss also keine Bohrer und Klemmen eigens für diese Roboter konzipieren und sie dann ins All transportieren. Der Umgang mit diesen Instrumenten soll dem Roboter aber beigebracht werden, damit die Arbeit richtig geleistet wird.“
Nun sollen zwei humanoide Studenten einen Ausbildungskurs bei der Uni absolvieren. Einer davon ist der programmierbare NAO-Androide aus Frankreich. Es handelt sich dabei um eine Mehrzweck-Plattform für Roboter-Forschung, die an vielen russischen und ausländischen Hochschulen zum Einsatz kommt.
Der andere Roboter ist ein Russe: Er heißt AR-600 und wurde vom russischen Hersteller Android Technics gebaut. Der Androide hat eine navigations- und kommunikationsfähige künstliche Intelligenz. Es gibt keine solchen Roboter mehr. Ab Anfang März steht er der Ostsee-Uni zur Verfügung. Dort wurde schon ein Labor eingerichtet, um Fertigkeiten homanoider Roboter zu verbessern, wie Garejew sagt:
„Der Roboter soll dort lernen und sich vervollkommnen. Man soll an all seinen Systemen arbeiten – von Navigation und Raumsinn über Greifreflexen bis hin zu Software, Intelligenz und weiteren Parametern.“
In der Welt gibt es derzeit einen Roboter-Boom. In den Vordergrund rückt vor allem die Mechatronik. Gefragt sind angewandte Roboter für relativ enge Aufgabenbereiche – beispielsweise ein Fahrzeug, um Trümmer in einem havarierten Atomkraftwerk zu räumen, oder ein mechanischer Arm für automatische Produktionslinien. Künstliche Intelligenz für Roboter ist aber eine schwierigere Aufgabe. Garejew klärt auf:
„Man braucht eigentlich keinen humanioden Roboter, um an künstlicher Intelligenz zu basteln. Man kann ja einfach in einem Labor sitzen und anhand mathematischer Modelle erforschen, wie Neuronen funktionieren. Das ist auch ein Aufgabenbereich aus dem Fachgebiet künstliche Intelligenz. Ein Roboter, der einem Menschen äußerlich ähnelt, muss aber mehr können als ein robotisiertes Fahrzeug oder eine Wanze. Er darf nicht fallen, er soll menschliche Bewegungen wiederholen und etwas dazu lernen.“
Für Lehrer und Studenten an der Ostsee-Uni sind Androide mehr als bloß Roboter. Die Forscher sprechen von einem riesigen Versuchsgelände, um tausende Aufgaben in Sachen Technik und angewandter Mathematik zu lösen.
Quelle: Text Jelena Kowatschitsch - „Stimme Russlands"