„Himmlische Diamanten“: Gab es den Kometen wirklich?
Archivmeldung vom 14.10.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Vergangenheit, berichtet Boris Pawlischtschew bei Radio "Stimme Russlands", sind nicht nur Asteroiden auf die Erde gefallen, sondern auch Kometen. Eigentlich hat das niemals irgendwer in Frage gestellt, aber erst jetzt gibt es Beweise für eine Naturkatastrophe durch Kometen, behaupten Wissenschaftler aus Südafrika. Nach ihren Angaben passierte die vor 28 Millionen Jahren auf dem Gebiet des heutigen Ägypten.
Boris Pawlischtschew weiter: "Zu dieser Schlussfolgerung kamen sie nach der Untersuchung von schwarzen abgerundeten Steinen (black pebble), die vor einigen Jahren im ägyptischen Teil der Sahara gefunden worden waren. In ihnen wurden winzigste Diamanten entdeckt, die sich bei überhohem Druck und gigantischen Temperaturen aus Kohlenstoff bilden. Die Forscher nahmen an, die schwarzen Steine seien nichts anderes als Mineralreste eines Kometenkerns, in dem Kohlenstoff enthalten war. Nach dem Eintreten in die Atmosphäre war der Himmelskörper in mehreren Kilometern Höhe explodiert. Dabei ist das Wassereis, aus dem ein Kometenkern hauptsächlich besteht, verdampft. Ein Teil des Gesteins erreichte die Erde, und beim Aufprall wurden Diamanten geboren.
Als weiteren Nachhall der Katastrophe bezeichnen die Experten gelbe Glasstückchen von der Art, wie sie die Brosche des Pharao Tutanchamun schmücken. Sie werden seit langem in der Sahara aufgefunden. Laut einer Hypothese hat die atmosphärische Explosion den Wüstensand zum Schmelzen gebracht. Heraus kam ein Glasring von 80 Kilometer Durchmesser.
Die Hypothese über den Niedergang eines Kometen über der Sahara stützt sich vor allem auf die Entdeckung von Diamanten, also einer besonderen Form von Kohlenstoff, in der Wüste. Im Prinzip ist das eines der am weitesten verbreiteten Elemente im Universum und in den Körpern des Sonnensystems. Wahrscheinlich ist er in Kometenkernen in der Komposition von vereistem Kohlendioxyd, Methan und Ammoniak enthalten. Zusammen mit Wasserdampf und Staub bilden diese Gase den Kometenschwanz. Aber daraus Diamanten zu gewinnen, ist unmöglich. Ein passender Rohstoff wäre Graphit, aber ob es das in Kometenkernen gibt, weiß die Wissenschaft nicht, erklärt Dmitri Wibe, Leiter der Abteilung für Physik und die Evolution von Sternen am Institut für Astronomie bei der Russischen Akademie der Wissenschaften.
„Wenn Asteroiden uns regelmäßig Proben ihrer Substanz in Form von Meteoriten schicken, so sind uns Kometenkerne in dieser Hinsicht sehr viel weniger bekannt. Proben von Kometensubstanz wurden erst ein einziges Mal vom Weltraumapparat „Stardust“ zur Erde gebracht. Ich denke, die chemische Zusammensetzung von Kometen sollte genauer untersucht werden, bevor konkrete Antworten gegeben werden können.“
An den Stellen des Niedergangs von Himmelskörpern werden nämlich Diamanten gefunden. Zum Beispiel im 100-Kilometer-Krater Popigaj südöstlich der Halbinsel Taimir im Norden Russlands. Sie haben sich vor 35 Millionen Jahren beim Aufschlagen eines Asteroiden auf die dortigen Graphitschichten gebildet – und nicht im Innern irgendwelcher Steine, die vom Himmel geflogen kamen. Weiter: Wenn das Ereignis in der Sahara als Komet bezeichnet wird, kann man Parallelen ziehen zum Tunguska-Meteoriten von 1908. Nach Ansicht der meisten Wissenschaftler ist das nämlich ein Komet gewesen. Aber in dem Gebiet gibt es keine Steine mit Diamanten, sagt Wladimir Sudrin, Dozent der astronomischen Abteilung der Fakultät für Physik an der Moskauer Universität.
„Dort gibt es keinen Krater, es gab keinen Einschlag, die Explosion geschah in sieben bis acht Kilometern Höhe über der Erdoberfläche. Es wurden feine Meteoriten-Teilchen gefunden. Es fragt sich: sind die 1908 gefallen oder stammen sie aus früheren Epochen? Aber Diamanten gibt es dort ganz sicher nicht.“
Der Experte ist auch darüber erstaunt, warum man beim Sahara-Ereignis den Hauptakzent auf die Kometenversion legt.
„Was immer aus dem Weltall auf die Erde fällt – es wird immer eine Explosion, einen Schlag und Temperaturverdichtungen geben. Als Astronom würde ich einen Asteroidenschlag nicht von einem Kometenschlag unterscheiden. Warum man von einem Kometen spricht, ist mir ein Rätsel.“
Unterdessen erklären die Wissenschaftler aus Südafrika, es gebe jetzt eine völlig neue Art der Erforschung von Kometensubstanz. Statt Hunderte Millionen Dollar auszugeben und Forschungsapparate zu den Kometen zu schicken, müsse man sich einfach in die Sahara begeben.
Mag sein. Aber man darf ihrer Hypothese nicht völlig vertrauen, weil viele Momente „im Off“ verbleiben. Zum Beispiel ist in der vorläufigen Mitteilung keine Rede davon, ob nach dem Einschlag eines Teils des Kometen auf die Erde ein Krater zurückgeblieben ist. In Ägypten ist ein 45-Meter-Einschlagkrater bekannt, der weder nach Größe noch nach Alter (2.000 Jahre) zu jenem Sahara-Ereignis passt. Zudem ist unklar, wie das Alter der schwarzen Steine bestimmt wurde und ob es mit dem Alter der gelben Glasstückchen zusammenpasst, und auf welcher Basis die Asteroiden-Version ausgeschlossen und allein die Kometen-Version stehen gelassen wurde. Warten wir also auf andere, gewichtigere Argumente der südafrikanischen Experten. Ihre Arbeit wird in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Earth and Planetary Science Letters“ in voller Länge veröffentlicht."
Quelle: Text Boris Pawlischtschew - „Stimme Russlands"