Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Wissenschaft Heuchler: Falsche Signale bringen uns auf die Palme

Heuchler: Falsche Signale bringen uns auf die Palme

Archivmeldung vom 01.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: pixelio.de, Dr. Stephan Barth
Bild: pixelio.de, Dr. Stephan Barth

Heuchler haben ein negatives Image, weil ihre Ablehnung von schlechtem Benehmen ein falsches Signal sendet. Sie wollen andere in die Irre führen. Daher sollen Menschen glauben, sie seien tugendhaft, obwohl sie es gar nicht sind. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Yale University in einer aktuellen Studie. Das Team um Jillian Jordan hat nachgewiesen, dass Menschen Heuchler mehr ablehnen als jene, die offen zugeben, dass sie ein Verhalten an den Tag legen, das nicht akzeptiert wird.

Laut Jordan sind Heuchler so wenig beliebt, weil sie unfair aburteilen, um damit einen Reputationsgewinn und eine Tugendhaftigkeit auf Kosten derer zu erreichen versuchen, die sie verurteilen. Dazu kommt noch laut der Wissenschaftlerin, dass diese Zugewinne an Reputation tatsächlich unverdient sind. Die intuitive Ablehnung dieser Menschen könnte darauf beruhen, dass ihre Aussagen nicht mit ihrem Verhalten übereinstimmen.

Aufgrund eines Mangels an Selbstkontrolle schaffen sie es nicht, sich entsprechend ihren eigenen Moralvorstellungen zu verhalten oder sie tun bewusst Dinge, von denen sie wissen, dass sie moralisch nicht akzeptabel sind. Die in "Psychological Science" veröffentlichten Ergebnisse gehen jedoch zusätzlich davon aus, dass es eigentlich die Falschdarstellung ihres tadellosen Charakters ist, die die anderen zornig werden lässt.

Verdammen ist relevant

Bei einer Online-Studie mit 619 Teilnehmern wurden jeder Person vier Szenarien mit Charakteren gezeigt, welche die Grenzen der Moral überschritten: Ein Mitglied eines Strecken-Teams nimmt leistungssteigernde Drogen, ein Student schwindelt zuhause bei einer Chemie-Prüfung, ein Mitarbeiter hält die Deadline bei einem Teamprojekt nicht ein und ein Mitglied eines Wandervereins ist untreu. Bei jedem dieser Szenarien lesen die Teilnehmer über ein Gespräch, in dem es um die moralische Verdammung einer Überschreitung geht.

Die Forscher variierten, ob diese Verurteilung von einem Zielcharakter oder jemandem anderen kam. Diesen Zielcharakter würden die Teilnehmer später dann auch zu beurteilen haben. Zusätzlich wurden Informationen darüber zur Verfügung gestellt, ob dieses Szenario direkte Informationen über das eigene moralische Verhalten des Zielcharakters lieferte.

Die Teilnehmer beurteilten dann, wie vertrauenswürdig und sympathisch der Zielcharakter war und wie wahrscheinlich es sein würde, dass diese Person sich jenseits der moralischen Grenzen verhalten würde. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer die Zielpersonen positiver beurteilten, wenn diese schlechtes Verhalten verdammten. Das galt allerdings nur dann, wenn sie über keine Infos über das tatsächliche Verhalten verfügten. Damit liegt nahe, dass Menschen dazu neigen, Missbilligung als ein Signal moralischen Verhaltens zu werten, wenn es keine konkreten Informationen zu einer Situation gibt.

Heuchler versus Lügner

In einer zweiten Online-Studie zeigte sich, dass das Verurteilen von schlechtem Verhalten mehr Reputationsgewinn für einen Charakter brachte, als direkt zu sagen, dass er oder sie das gleiche Verhalten nicht an den Tag lege. Laut den Forschern kann Verdammen als stärkeres Signal der eigenen moralischen Stärke wirken als eine direkte Aussage moralischen Verhaltens. Zusätzliche Daten legen nahe, dass Menschen Heuchler noch weniger mögen als Lügner. In einer dritten Online-Studie hatten die Teilnehmer eine schlechtere Meinung von einem Charakter, der illegal Musik aus dem Internet heruntergeladen hatte, wenn er oder sie dieses Verhalten verdammte, als wenn er oder sie direkt abstritt, es getan zu haben.

Der wahrscheinlich wichtigste Beweis für die Theorie des Heuchelns als Senden von falschen Signalen stammte aus einer vierten Online-Studie. Menschen mögen Heuchler noch weniger als so genannte "ehrliche Heuchler". Diese Personen verdammen zwar wie die anderen Heuchler ein Verhalten, dass sie selbst an den Tag legen. Sie geben aber zu, dass sie auch selbst manchmal diese Grenzen überschreiten.

Laut Jordan ist auffallend, wie sehr Menschen bereit sind, ehrlichen Heuchlern zu vergeben. "Diese ehrlichen Heuchler werden nicht schlimmer beurteilt als Menschen, die die gleichen Übertretungen begehen, aber dabei ihren Mund halten und nicht andere für das gleiche Verhalten verurteilen." Die absolute Abneigung, die wirklichen Heuchlern entgegenschlägt, sei daher darauf zurückzuführen, dass sie falsche Signale über ihre moralische Größe aussenden.

Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte loipe in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige