Hotelschiff setzt auf Wellentanks gegen Schaukeln
Archivmeldung vom 10.09.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine neuartige norwegische Schiffskonstruktion soll es Menschen leichter machen, mit langen Aufenthalten auf See klarzukommen. Denn das von Salt Ship Design entwickelte Design setzt auf Wassertanks an der Hülle, in denen Gegenwellen erzeugt werden, um so den Seegang möglichst gut auszugleichen. Die Idee dahinter ist, das Schaukeln des Schiffes auf ein Minimum zu reduzieren. Das soll ein mobileres Hotelschiff ermöglichen, das von Ölkonzernen an verschiedenen Offshore-Standorten speziell bei Auf- und Abbau sowie Wartung als Behausung für das Personal genutzt werden kann.
"Unsere Aufgabe war es, die Charakteristiken des Schiffes zu testen und zu dokumentieren, sowie zu klären, ob diese Charakteristiken einen komfortablen Aufenthalt auf See ermöglichen", erklärt Sverre Anders Alterskjær vom am Marine Technology Research Institute (MARINTEK). Da die Labortests vielversprechend verlaufen sind, hat die Reederei Østensjø den Bau eines ersten derartigen Hotelschiffs in Südkorea in Auftrag gegeben.
Gegenwellen
Der Wellengang des Meeres sorgt normalerweise dafür, dass Schiffe schaukeln. Doch das neue Schiffsdesign setzt auf U-förmige Tanks unten und seitlich an der Hülle, um eben das zu unterbinden. "Die Tanks werden mit Wasser gefüllt, das in Gegenphase zu den Wellenkräften, die auf die Hülle wirken, in Bewegung gesetzt wird", erklärt Alterskjær. Die Steuerung dieser Gegenwellen erfolgt dabei über Luftventile an den Tanks, deren Öffnung an den aktuellen Seegang angepasst werden muss. Die MARINTEK-Forscher haben im Labor untersucht, wie die idealen Wasserstände und Ventilöffnungen für das System aussehen.
Neben den Gegenwellen-Tanks nutzt das Design sechs sogenannte Azimutpropeller, die dazu dienen, das Schiff im Hotelbetrieb auch wirklich stationär zu halten. Dazu gleichen sie neben Wellen auch Wind- und Strömungskräfte aus. Das Kontrollsystem für diese Propeller nutzt unter anderem durchgängige GPS-Messungen, um sie auch wirklich genau anzusteuern. Am MARINTEK wurde auch untersucht, wie sich das Hüllendesign und die Azimutpropeller gegenseitig beeinflussen und ob das Kontrollsystem daher noch optimiert werden kann.
Vom Labor aufs Meer
"Die umfassenden Tests haben gezeigt, dass das Hüllendesign optimal funktioniert und das Schiff die für das Einsatzgebiet nötigen Charakteristiken hat", weiß Johannes Eldøy von Salt Ship Designs. Eine wesentliche Herausforderung war demnach die Verbindung von Offshore-Plattformen mit der Gangway, die bis zu 55 Meter lang ist. Damit es hier nicht zu Problemen kommt, muss das Schiff nicht nur die Position halten, sondern sich auch möglichst wenig auf- und abbewegen. Um diese Herausforderung zu bewältigen, hat das Schiff unter anderem eine Hüllenform, mit der es vom Bug und vom Heck her gesehen praktisch gleich aussieht.
Die vielversprechenden Labortests wurden sehr genau dokumentiert. Das sei Eldøy zufolge wichtig, um sich in der Praxis durchsetzen zu können, da Ölfirmen großen Wert auf die Sicherheit legen. Ein erstes Hotelschiff ist nun bei Hyundai Heavy Industries in Südkorea in Bau, zudem hat Østensjø eine Option auf ein zweites Schiff.
Quelle: www.pressetext.com/Thomas Pichler