Hundekot beleuchtet einen Park
Archivmeldung vom 14.09.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJede Stadt hat ihr Hundekot-Problem. Derzeit landen die Säckchen, in denen Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere entsorgen, meist beim Straßenkehricht und setzen bei der Verwesung das Treibhausgas Methan frei. Dieses könnte jedoch genutzt werden, zeigt ein vom Massachusetts Institute of Technology gefördertes Projekt des Künstlers Matthew Mazzotta in einem Hundepark in den USA. Hundekot liefert in seiner Installation das Licht einer Straßenlaterne.
Das "Park Spark Project" http://parksparkproject.com tauscht den Abfalleimer durch eine Anlage, in die Hundebesitzer den Mist ihres Vierbeiners werfen. Anaerobe Bakterien machen sich an die Arbeit und zerlegen das Material sowie dessen zersetzbare Tüte. Dabei kommt das Treibhausgas Methan frei. Um dessen Produktion zu erhöhen, drehen die Benutzer der Anlage an einer Kurbel und rühren das Gemisch damit um. Das Biogas wird zu einer Straßenlaterne weitergeleitet und verbrennt dort.
Die Verwendung der Gülle von Schweinen, Rindern sowie von Hühnermist
zur Energieerzeugung ist in Europa schon lange Stand der Dinge. "Diese
Abfälle gehören zu den Kosubstraten im Biogasprozess", berichtet Ulrike
Schimpf, Wissenschaftlerin am Institut für Agrar- und Stadtökologische
Projekte der Humboldt-Universität Berlin (IASP) http://www.iasp.asp-berlin.de, im pressetext-Interview. Das IASP hat 2006 im Auftrag der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
das diesbezügliche Potenzial von Hundekot untersucht. Ob Hunde
Energielieferanten der Zukunft sind, konnte noch nicht abschließend
geklärt werden.
Hürden der Umsetzung
20.000 Tonnen Hundekot fallen jährlich allein in Berlin an. Deren Weiterverarbeitung könnte laut der Expertin zwar funktionieren, doch vorerst nur in der Theorie. Die Entsorgung der Säckchen in speziellen Behältern müsste sichergestellt sein, was viel Überzeugungsarbeit bei den Hundebesitzern erfordert. Zudem kommt die Hürde der Logistik. "Ein Problem ist auch die Reinheit. Entsorgte Säckchen enthalten nicht nur Hundekot, sondern oft auch Verunreinigungen wie Sand oder Laub. Durch Staubsaug-Geräte entfernte Häufchen werden mit einer Löseflüssigkeit behandelt, welche den Methanertrag vermindert kann."
Schließlich gilt es auch die rechtlichen Erfordernisse der Hygiene
zu berücksichtigen. "Hunde sind Allesfresser, im Gegensatz zu den
Tieren, deren Abfälle man bereits verarbeitet. Infolge dessen kann eine
höhere potenzielle Belastung mit Krankheitserregern vorhanden sein. Für
die Hundekotverwertung ist demnach eine Hygienisierungsstufe
erforderlich, welche einen zusätzlichen Energieaufwand erfordert", so
Schimpf.
Lebensmittel mit Kot kühlen
Mit einer Umsetzung der US-Idee in größerem Maßstab ist somit zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen. Das ist auch nicht beabsichtigt. "Ich möchte kein neues Geschäftsmodell etablieren, sondern die Menschen zum Nachdenken bewegen und die Diskussion über Technologie in neue Richtungen lenken", so der Erfinder Matthew Mazzotta. Dennoch will er einen Schritt weiter gehen. Künftig sollen auch Wägen mit Hundekot betrieben werden, mit denen Straßenhändler in den Parks Nahrungsmittel verkaufen.
Quelle: pressetext.deutschland Johannes Pernsteiner