Für eine bessere Arbeitswelt: Wirtschaftsforscher nutzen Corona-Krise als Forschungslabor
Archivmeldung vom 12.03.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićMillionen Menschen beschert die Sorge um ihren Arbeitsplatz kaum beherrschbare Ängste. Sie sehnen sich nach der Rückkehr in ihr altes Leben mit seiner vermeintlichen Sicherheit und Berechenbarkeit. Aber ist das wirklich erstrebenswert? Nachdem deutsche Arbeitnehmer schon vor der Krise als ‚Frustweltmeister‘ galten, könnten wir den aktuellen Ausnahmezustand auch durchaus als Forschungslabor für eine bessere Arbeitswelt nutzen.
Die Wirtschaftbioniker der Gradido-Akademie und der bekannte Schweizer Professor für Internationales Management, ‚Musterbrecher‘ Prof. Hans Wüthrich, haben damit bereits begonnen.
Eine dänische Studie zur globalen Mitarbeiterzufriedenheit belegte schon 2020, dass die Menschen in keinem Land der Welt so lustlos zur Arbeit gehen wie in Deutschland. Das überrascht weder den Mitbegründer der Gradido-Akademie für Wirtschaftsbionik, Bernd Hückstädt, noch den Managementforscher Prof. Hans Wüthrich. Beide sehen dringenden Bedarf, die Führungskultur und das Finanzsystem – nicht nur hierzulande – zu reformieren.
Arbeitnehmer mit Anspruch
Weder schnelle Aufstiegsmöglichkeiten noch ein überdurchschnittliches Gehalt sind, jüngsten Untersuchungen zufolge, die entscheidenden Kriterien für die Wahl eines künftigen Arbeitgebers. Vielmehr eint sowohl Studenten als auch Arbeitnehmer der Wunsch, die Zukunft positiv mit zu gestalten. Diese Tendenz bestätigt auch Prof. Wüthrich: „Vielen Menschen genügt es heute nicht mehr, einfach nur ein Gehalt für ihre Arbeitsleistung zu bekommen. Nicht nur junge Menschen, sondern ganz grundsätzlich wollen Menschen die Welt zum Besseren verändern, die Umwelt und ihre natürlichen Lebensgrundlagen schonen und Sinnvolles tun. Das heißt für mich, dass Organisationen wesentlich stärker das Warum im Auge behalten müssen, also den Existenzgrund legitimieren. Sie müssen Antworten haben auf die Frage: Was ist unser positiver Beitrag für eine bessere Welt? Wer profitiert in welcher Form vom Erfolg unseres unternehmerischen Tuns? Organisationen werden zukünftig vermehrt Lebensräume bieten müssen, in denen sich Mitarbeitende weiterentwickeln und ihre Potenziale entfalten können.“
Corona-Krise als Möglichkeitslabor der Zukunft
Die Tatsache, dass viele Organisationen in der Krise gezwungen sind, ganz neue Wege einzuschlagen, schafft nach Ansicht Prof. Wüthrichs ein ‚reales Möglichkeitslabor für die Zukunft‘. „Alle diese ungeplanten Experimente bieten eine einmalige Gelegenheit, eben auch die Führungskultur von untauglichen Vorurteilen, Dogmen und Tabus zu befreien und intelligent weiter zu entwickeln.“ Nach dem Prinzip „Reflektion statt Reflex“ plädiert der Managementexperte an Führungskräfte, sich trotz des verständlichen Wunsches, so rasch wie möglich wieder in die Vor-Corona-Normalität zurückzukehren, die Zeit zu nehmen, die durch die Corona-Maßnahmen provozierten und organisationskulturell sehr interessanten Beobachtungen näher zu analysieren. „Und wir sollten vielleicht auch Utopien zu Realität machen, eigene Schlussfolgerungen ziehen und uns bewusst entscheiden, welche der im Corona-Schockmodus gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse als neue Normalität in die zukünftige Arbeitswelt zu transferieren sind.“
Zeit für ein neues Wirtschaftssystem
Ein Konzept für eine bessere Arbeits- und Lebenswelt haben die Wirtschaftsbioniker an der Gradido-Akademie bereits entwickelt. In mehr als zwei Jahrzehnten konnten die Forscher rund um die Gemeinwohlwährung Gradido (GDD) ein Wirtschafts- und Finanzsystem konzipieren, das nicht nur die Arbeitswelt komplett verändern wird. Hückstädt, der die Akademie mitbegründet hat: „Die Zeit für eine Transformation war noch nie so günstig wie jetzt. Die Corona-Krise ist ein Reallabor – auch wenn wir es unfreiwillig betreten haben. Die alte Normalität wird es nicht mehr geben, sondern stattdessen eine ganz andere Vielfalt. Mit einem neuen Wirtschafts-, Finanz- und Geldsystem schaffen wir völlig neue Möglichkeiten, uns zu entwickeln und zu entfalten.“
Neues Drehbuch für die Chefetage?
Den meisten Führungskräften fehlen bis jetzt noch das Vertrauen und die Erfahrung im Umgang mit der kollektiven Intelligenz ihrer Mitarbeiter. Laut Prof. Wüthrich wird daher aktuell eher Potenzial vernichtet als entfaltet „und die Chance vertan, durch die Beteiligung Vieler eben bessere Lösungen und eine höhere Qualität von Problemlösungen realisieren zu können. Dabei wären die wichtigsten Ansätze für eine erfolgreiche zukünftige Unternehmenskultur das Vertrauen in die Kompetenz und Urteilskraft der Mitarbeiter sowie die Fokussierung auf deren Potenzialentfaltung.“
Bei Gradido ist Potenzialentfaltung Programm
Im Gradido-Modell ist die bestmögliche Förderung der eigenen Talente quasi systemimmanent. Sie gilt als Kernstück der ‚Bedingungslosen Teilhabe‘, die jedem Menschen als Beitrag für ein ‚Aktives Grundeinkommen‘ angeboten wird. Hückstädt erläutert: „Wenn unser Modell Schule macht, wird die Potenzialentfaltung eines der zentralen Lebensthemen werden. Entscheidend ist, dass wir mit Gradido erreichen können, dass jeder Mensch grundversorgt ist. Solange ich mit Druck um meine Existenz kämpfen und quasi jeden Job annehmen muss, um mein Überleben zu sichern, bleibt für Potenzialentfaltung nicht mehr viel übrig. Letztlich liegt darin aber der Schlüssel zu einem erfüllten Leben und dem größtmöglichen Erfolg der ganzen Gemeinschaft. Deshalb kann im Gradido-Modell jeder Mensch ein ‚Aktives Grundeinkommen‘ erhalten.“
Durchbrechen des Teufelskreises von Existenzangst und Konkurrenzkampf
Eine weitere unverzichtbare Voraussetzung für ein erfülltes Miteinander schafft Gradido mit der Abschaffung des „Schuldgeldprinzips“. Hückstädt dazu: „Solange die Guthaben des einen die Schulden der anderen sind, können wir Menschen nicht in Frieden miteinander leben. Die Geldschöpfung des Gradido für jeden einzelnen Menschen hingegen schafft die Basis für ein freudiges und lustvolles Miteinander. Nach dem Motto „Kooperation statt Konkurrenzkampf“ werden wir Synergien nutzen und Solidarität entwickeln können.“
In diesem Sinne laden Bernd Hückstädt und die Inhaberin der Gradido-Akademie, Margret Baier, Gleichgesinnte und Freunde einer besseren (Arbeits-)Welt zum Austausch und zur Kooperation ein. Details zum Gradido-Modell und die Podcast-Episode mit Prof. Hans Wüthrich, Bernd Hückstädt und Michael Märzheuser zum Thema „Musterbrecher – Utopien zur Realität machen“ unter www.gradido.net.
Quelle: Gradido-Akademie