Klimawandel: IPCC erneut der Falschmeldung überführt
Archivmeldung vom 01.02.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass die Himalya-Gletscher nicht dran denken, wegen des anthropogenen Klimawandels zu schmelzen, sondern vielleicht, möglicherweise u.Umständen, erst 300 Jahre später musste das IPCC nun zugeben. Es sei aber ein einzelner Fehler gewesen, in einem sonst fehlerfreien Gesamtwerk, so beteuern die IPCC Oberen unisono. Doch warum fand sich dann im IPCC Bericht ein Statement des freien, für den WWF arbeitenden, Journalisten Andy Rowell, dass bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes drastisch auf noch so kleine Verminderung der Niederschäge reagieren könnten? Mithin, die zum Klimawandel mutierte Erwärmung den Regenwald stark gefährdet?
Auch diese Aussage ist durch keinerlei Forschungsergebnisse gedeckt, wie Richard North vom Eureferendum Blog herausfand. Lesen Sie seinen Bericht.
„Wir tun unser Bestes beim Auswerten der Qualitätsinformationen zu Fragen des Klimawechsels hinsichtlich aller Aspekte. Einigen Leuten gefallen unsere Arbeitsergebnisse nicht. Nun ist es mal passiert, wir haben einen Fehler gemacht in der Sache mit dem Gletscher, doch das ist ein Fehler in einer Angelegenheit in einem Bericht von 3.000 Seiten. Wir werden unser Verfahren verbessern, damit so etwas nicht noch einmal geschieht.“
Das sagt Jean-Pascal von Ypersele, der stellvertretende Vorsitzende des IPCC heute [27.01.10] im The Daily Telegraph – und so wird das auch verbreitet von der wohlbekannten Louise Gray, der außergewöhnlichen Lieferantin von WWF Presseverlautbarungen. Es war schlicht ein „menschlicher Irrtum“, fügt er hinzu.
„Ist Irren nicht menschlich? Auch das IPCC ist eine Institution von Menschen, und ich kenne keine, die keine Fehler macht. Und doch ist es ein bedauernswerter Vorfall, dass wir diese falsche Beschreibung des Himalaya-Gletschers veröffentlicht haben,“ sagt er weiter.
Dennoch hält das IPCC weiter an seiner Legende fest, dass dies der „einzige Irrtum“ sei, steckt seinen Kopf tief in den Sand und ignoriert die wachsenden Beweise, dass der IPCC-Bericht mit Irrtümern gespickt ist – um eine noch sehr wohlwollende Bezeichnung zu gebrauchen.
Ein weiterer dieser „Irrtümer“ ist die falsche Behauptung, auf die ich in einer meiner kürzlichen Beiträge über „Amazonasgate“ hingewiesen habe. Das IPCC hat die Auswirkung des Klimawandels auf die Amazonas-Urwälder grob übertrieben und behauptet, dass „bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes drastisch auf eine noch so kleine Verminderung im Niederschlag reagieren könnten“ – und das auf Grund eines nicht von Fachleuten überprüften WWF-Berichts, dessen verantwortlicher Autor Andy Rowell ein freier Journalist ist.
Weil ich aber auch „menschlich“ bin – wenn auch Einige diesen Anspruch stark bezweifeln – scheint mir, dass ich mich in meiner Analyse geirrt habe mit meinem Vorwurf, dass in dem vom IPCC herangezogenen Dokument kein Beleg für die Behauptung des IPCC wäre, dass „40 Prozent des Amazonas vom Klimawechsel bedroht sind“.
Tatsächlich ist das der Vorwurf, den James Delingpole und Watts up with that verbreiten, während ich doch wirklich geschrieben hatte, dass die vom Autor des WWF-Berichts stammende Behauptung, „bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes könnten drastisch auf eine ganz geringe Verminderung des Niederschlags reagieren“ nirgendwo im Bericht zu finden wäre.
Den WhatsUpWithThat Beitrag hat ein gewisser „Icarus“ kommentiert, der anmerkte, dass es eine Referenz für die 40%-Zahl im WWF-Bericht wie folgt gibt:
Bis zu 40% des Brasilianischen Urwaldes sind extrem empfindlich für kleine Verminderungen der Regenmenge. Während der 1998er trockenen Jahreszeit wurden rund 270.000 qkm feuergefährdet, weil das für die Pflanzen erreichbare und in den oberen fünf Metern des Erdbodens gespeicherte Wasser völlig ausgetrocknet war. Für weitere 360.000 qkm Urwald gab es nur noch 250 mm pflanzenerreichbares Grundwasser.
Da ich diesen Absatz völlig übersehen hatte, ist das mein Irrtum. Und deshalb habe ich den Vorwurf erhoben, der IPCC-Absatz wäre „eine Erfindung, die noch nicht einmal im angegebenen Verweis“ zu finden sei.
Dennoch wird die Geschichte interessanter, weil sich die Behauptung von Rowell und seinem Ko-Autor Peter Moore auf einen Artikel im Magazin „Nature“ bezieht, nämlich auf:
D. C. Nepstad, A. Veríssimo, A. Alencar, C. Nobre, E. Lima, P. Lefebvre, P. Schlesinger, C. Potter, P. Mountinho, E. Mendoza, M. Cochrane, V. Brooks, Large-scale Impoverishment of Amazonian Forests by Logging and Fire, Nature, 1999, Vo l 398, 8 April, pp505.
Der Zugriff auf den Artikel ist gebührenpflichtig, dennoch habe ich eine freie Version dieses Papiers hier gefunden. Das Papier ist veröffentlicht in den „letters to Nature“ und in diesem Magazin wurde es fachlich begutachtet (was nicht bei allen Zeitschriften der Fall ist). Worauf sich sofort die Frage erhebt, warum die IPCC-Autoren statt des „Nature“-Artikels eine sekundäre Referenz zitierten.
Die Erklärung liegt vielleicht im Titel des Artikels: „Großflächige Verarmung der Amazonas-Urwälder durch Holzeinschlag und Feuer“, - d.h. es geht nicht um den Klimawandel. Beim Durchforschen des Textes haben wir nach Abschnitten gesucht, die die Behauptung von Rowell & Moore und nachfolgend des IPCC vielleicht stützen könnten. Um uns vor Augen zu führen, was da geschrieben worden ist, zitieren wir die Textstellen hier.
Zuerst aus dem IPCC Fourth Assessment Report, Working Group II – Chapter 13:
Bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes könnten drastisch auf eine schon geringe Verminderung des Niederschlags reagieren; das bedeutet, dass die tropische Vegation, der Wasserhaushalt und das Klimasystem in Südamerika sehr schnell in einen anderen stabilen Zustand umschlagen könnte, wobei nicht notwendigerweise graduelle Veränderungen [beim Übergang] zwischen der gegenwärtigen und der zukünftigen Situation stattfänden. (Rowell und Moore, 2000)
Dazu wird die Referenz genannt: Rowell, A. and P.F. Moore, 2000: Global Review of Forest Fires. WWF/IUCN, Gland, Switzerland, 66 pp – mit zwei Links. Die entsprechende Textstelle lautet:
Bis zu 40% des Brasilianischen Urwaldes sind extrem empfindlich selbst auf kleine Verminderungen der Regenmenge. Während der 1998er trockenen Jahreszeit wurden rund 270.000 qkm feuergefährdet, weil das für die Pflanzen erreichbare und in den oberen fünf Metern des Erdbodens gespeicherte Wasser völlig ausgetrocknet war. Für weitere 360.000 qkm Urwald gab es nur noch 250 mm pflanzenerreichbares Grundwasser.
Wenn wir jetzt einen Beleg für diese Behauptung suchen, gehen wir zum Papier in „Nature“, wo die entsprechenden Abschnitte wie folgt lauten:
„Obwohl der Holzeinschlag und die Waldbrände normalerweise nicht alle Bäume zerstören, schädigen sie dennoch den Wald ernstlich. Holzfirmen in Amazonia zerstören oder beschädigen 10-40% der lebendigen Biomasse des Waldes durch das Abholzen. Das Abholzen erhöht auch die Entzündbarkeit des Waldes indem das Blätterdach um 14-50% vermindert wird und so das Sonnenlicht auf den Waldboden gelangen läßt, welches dort die organischen Überreste austrocknet, die durch den Holzeinschlag entstanden sind.“
Die mit dem El-Nino-Phänomen (El Nino-Southern Oscillation) zusammenhängende Dürre kann große Flächen des Amazonas-Urwaldes austrocknen und erzeugt die Gefahr großflächiger Waldbrände. Infolge der heftigen Dürren von 1997 und 1998 schätzen wir, dass bei ca. 270.000 qkm des Amazonas-Urwaldes am Ende der 1998er trockenen Jahreszeit das in den oberen fünf Metern gespeicherte und für Pflanzen erreichbare Wasser völlig geleert war. Zusätzlich waren für 360.000 qkm Wald weniger als 250 mm pflanzenerreichbares Grundwasser übrig. Zum Vergleich: nur 28.000 qkm Wald in Roraima hatten das Grundwasser bis zu 5 m tief geleert, als die Roraima-Waldbrände auf dem Höhepunkt waren."
So können wir feststellen, dass eine Behauptung (IPCC), wonach „bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes drastisch auf eine schon geringe Verminderung des Niederschlags reagieren könnten“, auf eine Behauptung (Rowell & Moore) zurückgeführt werden kann, wonach „bis zu 40% des Brasilianischen Urwaldes extrem empfindlich selbst auf kleine Verminderungen der Regenmenge sind“. Aber das scheint allein auf der Behauptung zu gründen, dass „Holzfirmen in Amazonia 10-40% der lebendigen Biomasse des Waldes durch das Abholzen zerstören oder beschädigen“.
Anders gewendet und beginnend bei „Nature“ wird der Satz:
„Holzfirmen in Amazonia zerstören oder beschädigen 10-40% der lebendigen Biomasse des Waldes durch das Abholzen“ zu „bis zu 40% des Brasilianischen Urwaldes sind extrem empfindlich selbst auf kleine Verminderungen der Regenmenge“, bis daraus wird: „Bis zu 40% des Amazonas-Urwaldes könnten drastisch auf eine schon geringe Verminderung des Niederschlags reagieren“.
Und so etwas nennt Jean-Pascal von Ypersele das „Auswerten der Qualitätsinformationen zu Fragen des Klimawechsels hinsichtlich aller Aspekte“.
Zur Beantwortung unserer eigenen Frage, warum die IPCC-Autoren nicht die fachbegutachtete Referenz in „Nature“ benutzten und stattdessen die Sekundärquelle, wird der Grund nun klar: Das Papier stützte schlicht die Behauptung nicht, die sie machen wollten.
Dabei kommt es nur auf den Kontext an. Im „Nature“-Papier schreiben die Autoren über die Auswirkungen des Holzeinschlags auf den Regenwald. Sie beschreiben, wie selektives Baumfällen (z. B. Mahagoni wird eigens erwähnt) den betroffenen Wald schädigt, indem die verbleibenden Bäume anfälliger für die Dürre werden. Daher ist die erhöhte Empfindlichkeit auf verminderte Niederschläge – sollten diese eintreten – ein Sekundär-Effekt, der nur die bereits geschädigten Wälder betrifft.
In diesem Kontext beziehen sich die 40 Prozent, auf welche sich Rowell & Moore und nachfolgend das IPCC stützen, nicht auf ein Gebiet des Amazonas-Regenwaldes, stattdessen auf den Anteil von Bäumen, die infolge des Holzeinschlags in einzelnen Waldschneisen geschädigt sind (und es ist auch noch die höchste Schätzung). Dies kann nicht auf die Gesamtheit des Amazonas-Urwald-Gebietes ausgeweitet werden.
Als Anhalt für das Ausmaß des Schadens gibt es nur die Abschätzung im „Nature“-Papier, dass „etwa 270.000 qkm Amazonas-Urwald vollständig das pflanzenerreichbare Wasser in den oberen 5 m des Bodens am Ende der 1998er trockenen Jahreszeit geleert hätten,“ und dass zusätzliche 360.000 qkm unter verminderter Wasserverfügbarkeit litten – daher seien diese Bäume stärker anfällig gegen die Dürre.
Drei Punkte sind nun interessant:
Erstens, die Gebiete zusammen beziehen sich auf ein Gesamt-Urwaldgebiet von 4 – 6 Millionen qkm. Sie stellen also nur etwa 10 Prozent der Gesamtfläche dar.
Zweitens, die Auswirkungen wurden in Bezug auf starke Dürre beobachtet, die aus einer ungewöhnlich starken El Nino-Episode herrührten, sie hatten nichts mit dem Klimawandel zu tun.
Und drittens ist der Dürre-Effekt lokalisiert. In anderen Gebieten des Urwaldes bringt El Nino erhöhte Regenfälle.
Man kann es drehen und wenden wie man will, das „Nature“-Papier kann nicht zum Beleg für die Behauptungen herangezogen werden, die von Rowell & Moore, wie auch vom IPCC aufgestellt werden. Und wie bei der Behauptung über die Himalaya-Gletscher sollte auch dieser IPCC-Textabschnitt zurückgezogen werden.
Quelle: Richard North (http://eureferendum.blogspot.com/2010/01/corruption-of-science.html) Die deutsche Übersetzung besorgte Helmut Jäger (EIKE)