»Mehr Ehlichkeit« mit Zahlen vom Arbeitsmarkt
Archivmeldung vom 02.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls »erfreulich« bewertet Jens Junginger, Vorsitzender des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt, den für Juni gemeldeten weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Damit sei aber noch lange nicht die Existenzsicherung vieler Menschen garantiert, mahnt Junginger und fordert einen »realistischeren und ehrlicheren« Umgang mit der Statistik.
Die jüngsten Erfolgsmeldungen dürfen seiner Meinung nach nicht darüber
hinwegtäuschen, dass sich der Rückgang bei der Zahl der Arbeitslosen
zwischenzeitlich deutlich verlangsamt und der Beschäftigungsaufbau
stagniert. Ebenso verdecke die Statistik die steigende Zahl der
geringfügig Beschäftigten, der Beschäftigen im Niedriglohn-Sektor sowie
der sogenannten Aufstocker.
Trotz der Tatsache, dass im Juni die höchste Beschäftigungsquote seit 15 Jahren erzielt wurde, liegt nach Ansicht des württembergischen KDA-Vorsitzenden das Ziel der Vollbeschäftigung noch in weiter Ferne. Es dürfe auch nicht kleingeredet werden, dass Menschen, die eine Grundsicherung erhalten, nur sehr schwer oder auch gar nicht in den »Ersten Arbeitsmarkt« zu integrieren seien und Geringverdiener kaum Chancen haben, in ein Existenz sicherndes, langfristiges Arbeitsverhältnis zu kommen.
Junginger zieht aus dieser Sachlage die Konsequenz, dass auch
Baden-Württemberg einen geschützten »Zweiter Arbeitsmarkt« braucht.
Eine derartige Initiative sei »längst überfällig«. Denn es habe sich
gezeigt, dass es selbst unter guten konjunkturellen Bedingungen nicht
gelungen sei, ausreichend Arbeitsplätze gerade auch für Schwächere zu
schaffen. Schon jetzt sei angesichts der sich abzeichnenden
Abschwächung der Konjunktur mit einer Verschlechterung der
Rahmenbedingungen zu rechnen.
Nach Ansicht des KDA-Vorsitzende ist es ein Trugschluss, wenn man meint, man könne alle Menschen an den »Ersten Arbeitsmarkt« heranführen. »Die permanente Drangsalierung von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nur bedingt arbeitsfähig sind, sich immer wieder aufs neue in eine befristete arbeitsmarktpolitische Maßnahme zu begeben, schadet der betroffenen Personen oft mehr als dass sie fördert, zumal wenn diese Maßnahmen nicht dauerhaft und nachhaltig angelegt sind.« Für diesen Personenkreis seien »eindeutig gesonderte Maßnahmen« erforderlich.
Quelle: Evangelische Akademie Bad Boll