Saarstahl-Chef wirft Bundesregierung schlechte Arbeit vor
Archivmeldung vom 16.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Chef der SHS-Stahl-Holding-Saar Stefan Rauber wirft der Bundesregierung schlechte Arbeit vor. "Die Bundesregierung macht ihren Job nicht, sie lassen unsere Industrie hier hängen", sagte Rauber dem Wirtschaftsmagazin Capital.
Es genüge nicht, Milliarden Staatssubventionen für Stahlwerke
auszugeben. Die energieintensive Industrie insgesamt brauche einen
niedrigen und international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis,
sonst "verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit und riskieren Tausende von
Arbeitsplätzen". Damit habe man geplant und den habe Olaf Scholz
versprochen. "Doch nun unternimmt der Kanzler nichts", so Rauber weiter.
Es fehle insgesamt an Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik, dem
Gefühl, dass es nach vorne gehe.
Die Stahl-Holding Saar, zu der
die Dillinger Hütte und Saarstahl gehören, hat Anfang des Jahres 2,6
Milliarden Euro für die Transformation zugesagt bekommen. Vorausgegangen
war ein zähes Ringen um das Fördergeld nachdem das
Bundesverfassungsgericht die Finanzierung aus dem Klima- und
Transformationsfonds gekippt hatte. Der Stahlkonzern will ab 2027 grünen
Stahl herstellen.
Rauber sieht die Förderzusage zwiespältig. Aus
Politiker-Sicht sei der Umbau eine "super Story", weil man dann grün
und innovativ werde, aber in der Realität bedeute die Förderzusage für
die Stahlhütten zunächst einen harten Sparkurs: "Wir sparen hier wie
noch nie in der über 300-jährigen Geschichte der saarländischen
Stahlindustrie. Die laufenden Kosten müssen runter, wir werden Stellen
einsparen, Prozesse optimieren, alles tun, damit wir trotz des teureren
grünen Stahls wettbewerbsfähig bleiben."
Als "Slapstick-Nummer"
bezeichnet der Manager, dass das staatseigene Unternehmen Deutsche Bahn
keine grünen Schienen kaufen darf, da diese zu teuer seien. Während
andere europäische Eisenbahngesellschaften zugreifen, untersagt das
öffentliche Auswahlverfahren in Deutschland der Bahn diese Möglichkeit.
"Wir warten händeringend darauf, dass es mal zwei, drei Leitmärkte für
grünen Stahl gibt. Und der einzige Leitmarkt, den die Politik
tatsächlich komplett gestalten könnte, ist der Schienen-Markt. Und das
ist der, an dem sich nichts tut. Für mich ist das so: Der Ball liegt auf
dem Elfmeterpunkt und der Torwart ist nicht da. Aber dummerweise
schießt keiner."
Quelle: dts Nachrichtenagentur