Ukraine Konflikt: Energieversorgung und Ernährungssicherung benötigen konstruktive Debatte
Archivmeldung vom 17.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes hat sich angesichts der besonderen Rolle des Landes für die Agrarmärkte eine Debatte über die Verfügbarkeit und Nutzung von Getreide entwickelt. Die deutsche Bioethanolwirtschaft ist sich ihrer Verantwortung für eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln und Energie bewusst. Die heimische Bioethanolproduktion trägt zur Energieversorgung bei und sichert durch die ebenfalls hergestellten Koppelprodukte die Nahrungsmittelversorgung.
"Bei der Produktion von Bioethanol geht es um mehr als erneuerbaren Kraftstoff mit niedrigem CO2-Ausstoß, der dabei hilft, die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilem Benzin zu verringern", betont Norbert Schindler, Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe).
Bei der Herstellung von Bioethanol entsteht zusätzlich hochwertiges Tierfutter, das in der Nutztierhaltung verwendet wird und damit der Erzeugung von Nahrungsmitteln dient. Die Bioethanolwirtschaft in der Europäischen Union (EU) hat zuletzt neben 4,4 Mio. Tonnen Bioethanol auch 4,2 Mio. Tonnen Futtermittel hergestellt. "Jede Tonne Bioethanol, die in der EU produziert wird, ist gleichzeitig eine Tonne proteinreiches, gentechnikfreies Tierfutter mit hohem Nährwert. Damit trägt die Bioethanolproduktion zur Ernährungssicherung bei und verringert Futtermittelimporte aus Drittländern", erläutert Schindler weiter. Hinzu kommen rund 1,1 Mio. Tonnen weiterer wertvoller Produkte wie organischer Dünger, Biogas oder biogenes CO2. Bioethanol wird, neben der Nutzung als erneuerbarer Kraftstoff, in der chemischen Industrie beispielsweise als wichtiger Grundstoff zur Desinfektionsmittelproduktion sowie in der Getränke- und Lebensmittelwirtschaft eingesetzt. Schindler: "Die heimische Bioethanolwirtschaft basiert auf den Prinzipien von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft erneuerbarer Ressourcen. Sie ist auch eine wichtige Stütze der europäischen Landwirtschaft."
Aktuelle Versorgungsengpässe bei Getreide sind in erster Linie das direkte Resultat von Lieferausfällen durch den Ukraine-Konflikt und der Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Diese verursachen Preissprünge an den Agrarmärkten. Russland ist für zehn Prozent, die Ukraine für vier Prozent der weltweiten Weizenproduktion verantwortlich. Der Anbau der bei der deutschen Bioethanolproduktion eingesetzten Menge landwirtschaftlicher Rohstoffe benötigt drei Prozent der heimischen Ackerfläche. Weizen, der zur Bioethanolherstellung verwendet wird, belegt weniger als ein Prozent der weltweit verfügbaren Weizenanbaufläche.
In der derzeitigen Debatte unterstützt der BDBe Bundeslandeswirtschaftsminister Özdemir darin, auf Scheinlösungen und Aktionismus zur Bewältigung der aktuellen Krise zu verzichten. "Klimaschutz, Energieversorgungs- und Ernährungssicherung sind nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Es bedarf jetzt einer konstruktiven Debatte, um die Abhängigkeit von Energie-, Lebens- und Futtermittelimporten zu verringern. Die deutsche Bioethanolwirtschaft ist bereit, Teil der Lösung für die anstehenden Herausforderungen zu sein", so Schindler abschließend.
Der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) vertritt branchenübergreifend die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen und -verbände, deren Spektrum von der landwirtschaftlichen Produktion der Rohstoffe bis zur industriellen Erzeugung und Weiterverarbeitung von Bioethanol und aller Co-Produkte reicht. Zu den Co-Produkten zählen DDGS, CDS, biogene Kohlensäure, Gluten, Hefe, Biomethan und organischer Dünger. Für Kraftstoffanwendungen, für Getränke und Lebensmittel oder die chemische Industrie wird unterschiedlich klassifiziertes Bioethanol aus Futtergetreide, Zuckerrüben oder biogenen Abfall- und Reststoffen produziert. In Deutschland enthalten die derzeit an Tankstellen angebotenen Benzinsorten zwischen 5 % und 10 % zertifiziert nachhaltiges Bioethanol.
Quelle: Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e. V. (ots)