quirin bank: Petition gegen nächste Finanzkrise
Archivmeldung vom 29.10.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit neun Tagen läuft im Internet eine sechswöchige Unterschriftensammlung für eine Petition gegen Provisionen im deutschen Bankwesen. Ziel ist die Abschaffung von Provisionen für Banken und Finanzberater. Diese hätten die Krise mitverursacht, meint der Initiator, die quirin bank aus Berlin. Sie ist Deutschlands einziges Geldhaus, bei dem Privatkunden auf Honorarbasis (75 und 150 Euro) beraten werden und die nur Gewinn macht, wenn auch die Kunden Gewinne machen.
Der Gründer und Vorstandschef der quirin bank, der bayerische Betriebswirt Karl Matthäus Schmidt (40), entschloss sich zu einer öffentlichen Petition.
Schmidt: "Wir fordern die Vertreter der neuen Bundesregierung auf, eine neue Finanzkrise durch ein gesetzliches Provisionsverbot für das Privatkundengeschäft zu verhindern." Prominente Unterstützung findet Schmidt bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) aus Düsseldorf, dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) München, dem Verbund deutscher Honorarberater aus Amberg in Bayern, dem renommierten Anlegeranwalt Andreas Tilp aus Tübingen in Baden-Württemberg sowie der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rund 760 Bürger haben die öffentliche Petition bereits mitgezeichnet. Quirin bank-Sprecherin Kleinjung zu GoMoPa: "Wir freuen uns über diese Unterstützung. Jeden Tag kommen neue Unterstützer dazu. Wir wollen auf jeden Fall über 1.000 Unterschriften einsammeln und damit das Thema bei der neuen Verbraucherschutzministerin erneut auf die Agenda bringen. Je mehr Stimmen wir einsammeln, desto mehr Kraft wird die Petition entfalten.“
Die Petition von Karl Mathäus Schmidt lautet:
"Das Geschäftsmodell vieler Banken basiert darauf, ihren Kunden Produkte mit hohen Provisionen zu verkaufen, statt sie unabhängig, fair und transparent zu beraten. Der Anreiz, zum eigenen Vorteil zu handeln, ist systembedingt. Hohe Provisionen bedeuten hohe Einnahmen für die Bank, aber nicht zwingend für den Anleger. Ein Dilemma, das mit dem herkömmlichen Provisionsmodell nicht auflösbar ist.
Die Folgen: Banken machen auch dann Gewinn, wenn der Kunde Verluste erwirtschaftet. Diese Falschberatung verursacht nach einer Untersuchung des Bundesverbraucherschutzministeriums einen volkswirtschaftlichen Schaden von 30 Milliarden Euro pro Jahr. Das Provisionsmodell ist eine der wesentlichen Ursachen für die hohen Anlegerverluste, und es hat die aktuelle Finanzmarktkrise mit verursacht.
Unser Ziel: Der Gesetzgeber muss Schluss machen mit versteckten Gebühren und Provisionen im Privatkundengeschäft. So wird der Weg frei für ein transparentes Vergütungssystem und so kommen Bankkunden in den vollen Genuss ihrer erwirtschafteten Gewinne.
Nur auf diese Weise lässt sich das Vertrauen zwischen Kunden und ihren Banken zurückgewinnen und auf Dauer erhalten.
Deshalb appellieren wir an die neue Bundesregierung, Provisionen im Banksystem gesetzlich zu untersagen. Ähnlich, wie es die britische Finanzaufsicht FSA bereits 2012 in Großbritannien umsetzen wird.
Unterstützen Sie uns! Gemeinsam für ein faires und transparentes Banksystem in Deutschland! Unterzeichnen Sie unsere Petition an den Gesetzgeber."
Ein Rechenbeispiel:
Gegenüber GoMoPa sagte Schmidt: "Viele Anleger wissen leider nicht, wie sehr versteckte Kosten die Rendite Ihres Vermögens belasten. Sie denken Bankberatung ist kostenlos, in Wirklichkeit sind die Gebühren in den Produkten oft viel zu teuer. Nehmen wir an, Sie legen 50.000 Euro an, zahlen darauf vier Prozent Ausgabeaufschlag plus rund 2,6 Prozent jährlich an Fondsgebühren, dann erwirtschaften Sie nach zwanzig Jahren etwa 114 Tausend Euro, vorausgesetzt, ihr Bankberater erzielt eine jährliche Rendite von 7 Prozent. Hätten Sie den gleichen Betrag in ein kostengünstiges Produkt angelegt, können Sie damit rund 30.000 Euro mehr an Gewinn erwirtschaften. Als unabhängige Bank klären wir unsere Anleger konkret über solche Anlagemöglichkeiten auf und sparen ihnen damit viel Geld."
Die quirin bank nennt Provisionsfallen:
Aktienfonds
Für eine Anlage von 10.000 Euro in Aktienfonds zahlt ein Sparer zunächst einmal etwa drei bis fünf Prozent Ausgabeaufschlag. Das sind 300 bis 500 Euro. Hinzu kommt eine jährliche weitere Kostenbelastung (Verwaltungsgebühren, Performancegebühren, Transaktionskosten) von weiteren bis zu 2,50 Prozent, also 250 Euro. Dies führt zu einer Gesamtkostenbelastung von 750 Euro im Jahr. Kosten, die dauerhaft die Rendite des Anlegers belasten.
Lebensversicherungen
Für den Abschluss einer Lebensversicherung liegen die Kosten bei 5 bis 8 Prozent. Wer über 30 Jahre 100 Euro in eine Lebensversicherung anlegt, dem werden erst einmal bis zu 2.880 Euro an Provision abgezogen. Die ersten Jahre zahlt der Sparer also lediglich die Provision ab, ohne die Chance zu haben, einen echten Vermögensaufbau zu beginnen.
Zertifikate
Für eine Anlage von 10.000 Euro in Zertifikate ist eine Vertriebsprovision von drei bis fünf Prozent fällig. Das macht bis zu 500 Euro aus. Hinzu kommt ein Ausgabeaufschlag von bis zu 2 Prozent. Die Gesamtkostenbelastung beträgt in diesem Fall 700 Euro und kann im Einzelfall noch deutlich höher sein.
Geschlossene Fonds
Beim Erwerb einer Beteiligung in Höhe von 50.000 Euro fällt in der Regel ein sogenannter Agio in Höhe von 5 Prozent, also rund 2.500 Euro an. Darüber hinaus erhält der Vertrieb Innenprovisionen von bis zu 15 Prozent. Dies bedeutet Zusatzkosten in Höhe von 7.500 Euro einmalig. In anderen Worten: Anleger bezahlten 52.500 Euro und investieren in Wirklichkeit lediglich 42.500 Euro in die entsprechende Anlage. Der Anfangsverlust von 10.000 Euro muss mühsam erst wieder erwirtschaftet werden.
Anleihen
Beim Kauf von Anleihen wird auf der Abrechnung häufig keine Provision ausgewiesen. Es handelt sich hierbei um sogenannte "Nettokurse". Für den Anleger ist nicht ersichtlich, dass die Bank Provisionen von 0,5 bis 1,5 Prozent eingenommen hat. So fallen bei einer Anlage von 50.0000 Euro Kosten von bis zu 750 Euro an, die für den Anleger nicht erkennbar sind."
Was soll das eine neues Anlegerschutzgesetz beinhalten?
Schmidt: "Wir fordern
- ein Verbot für Provisionen im Privatkundengeschäft,
- eine Abschaffung von versteckten Zahlungen der Produktanbieter an Banken (sogenannte kick-backs), mindestens aber die komplette Rückvergütung dieser kick-backs an den Kunden,
- eine Verpflichtung, sämtliche versteckten Gebühren und Kosten offenzulegen und erkennbar zu machen,
- die Abschaffung von Zielvorgaben für Bankberater, die in Abverkaufsdruck und gegen die Interessen des Kunden gerichtete Beratung münden!"
Was haben Provisionen mit der Finanzkrise zu tun?
Schmidt: "Eine Ursache der Finanzkrise ist die Fokussierung der Banken auf das Provisionsgeschäft. Wie Buchmacher kassieren sie für die Vermittlung der Wette, also der Finanzprodukte, ohne das Risiko für den Ausgang der Wette zu tragen. Machen die Kunden Verlust, sind die Banken erneut ihr erster Ansprechpartner, der ihnen ein neues Spiel verkauft. Folge: Die Kunden verlieren ihr Geld, die Banken verdienen: Von 2003 bis 2008 sind allein in den USA für die Vermittlung von Hypothekenkrediten und davon abgeleiteten Produkten Provisionen und Boni in Höhe von zwei Billionen US-Dollar gezahlt worden."
Gibt es bereits erfolgreiche Vorbilder im Ausland?
Schmidt: "In den Vereinigten Staaten und den skandinavischen Ländern hat sich Honorarberatung als alternatives Finanzberatungsmodell längst durchgesetzt. Auch in Großbritannien ist die Honorarberatung mehr als eine Randerscheinung. Der Marktanteil liegt bei knapp zehn Prozent (Vergleich: aktuell nicht einmal ein Prozent in Deutschland). Und die britische Finanzaufsicht FSA ist bemüht, das Modell weiter zu stärken: unabhängigen Finanzvermittlern soll bereits ab 2012 untersagt werden, Provisionen von Produktgebern anzunehmen. Eine gute Basis für Honorarberater haben die Niederländer geschaffen: Hier hat der Gesetzgeber schon zu Jahresbeginn die Abschlussprovisionen gedeckelt."
Gibt es denn eine Alternative zum Provisionsmodell?
Schmidt: "Ja. Die logische Alternative zum Provisionsmodell ist die Honorarberatung. Honorarberater stellen die Anlageempfehlung dem Kunden in Rechnung, verzichten aber auf Provisionen von Produktanbietern. So können sie transparent, unabhängig und ausschließlich im Interesse des Kunden handeln."
Warum soll ich für Beratung zahlen, wenn ich sie "kostenlos" bekommen kann?
Schmidt: "Der Kunde ist es gewohnt, von seinem Bankberater scheinbar kostenlos beraten zu werden. Dieser Service ist aber in Wirklichkeit nur Fassade eines Gebührenapparats, der angeworfen wird, sobald der Kunde sich für ein Anlageprodukt entschieden hat. Managementgebühren von zwei Prozent und mehr oder Ausgabeaufschläge von drei bis fünf Prozent sind dabei den wenigsten Kunden bewusst. Häufig sind die Kosten und Risiken für Normalverbraucher so verklausuliert, das er sie gar nicht oder zu spät entdeckt. Unabhängigkeit, faire und transparente Beratung im Sinne des Kunden kann letztlich nur erwarten, wer seinen Auftraggeber dafür honoriert."
Ist die Honorarberatung das Modell der Zukunft?
Das Thema Honorarberatung ist mittlerweile in der Politik angekommen. Das Bundes- verbraucherschutzministerium hat im Juni ein Thesenpapier zur Stärkung der Honorarberater veröffentlicht. Der Verbund der Honorarberater (VDH) fordert zudem, den Titel Honorarberater zu schützen. "Nur Berater mit bestimmten Qualifikationen, die absolut transparent arbeiten und keine Provisionen einbehalten, dürfen sich so nennen", sagt Dieter Rauch, Geschäftsführer des VDH. Vorreiter ist das Institut für Honorarberatung. Das IFH bietet ab Januar 2010 den Ausbildungsgang zum geprüften Honorarberater (IFH) an. Die quirin bank AG, die konsequent nach dem Prinzip der Honorarberatung berät, ist nach einer Umfrage des Finanzportals WhoFinance zur besten Bank Deutschlands gewählt worden. Eine Studie der Berater von Simon-Kuchers & Partners kommt zum dem Schluss: "Die Honorarberatung ist nicht nur ein Trend, sondern wird zukünftig zum strategisch wichtigen Standard werden."
Quirin-Pressesprecherin Kathrin Kleinjung: "Unser Modell der Honorarberatung wird von den Privatkunden sehr gut angenommen. Der Kunde hat wieder das Gefühl, einer Bank vertrauen zu können, die wieder auf seiner Seite steht.“
Quelle: GoMoPa (Siegfried Siewert)