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Fairtrade-Umsatz steigt auf 1,6 Milliarden

Archivmeldung vom 14.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/TransFair e.V./TransFair e.V. / Sean Hawkey"
Bild: "obs/TransFair e.V./TransFair e.V. / Sean Hawkey"

Fairer Handel wächst um 22 Prozent. Damit er Alltag wird, ist mehr Engagement von Wirtschaft und Politik gefragt. Verbraucher achten immer öfter darauf, wie Südprodukte hergestellt werden: 2018 stieg der Umsatz mit Fairtrade-Produkten um 22 % auf gut 1,6 Milliarden Euro. "Viele der Produkte, die wir täglich konsumieren, kommen aus Entwicklungsländern", sagte Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

"Aber am Anfang der Lieferkette sind Zwangsarbeitsverhältnisse und Hungerlöhne oftmals noch an der Tagesordnung. Fairtrade ist unser strategischer Partner auf dem Weg für einen gerechteren Handel." Noch ist fairer Konsum nicht Alltag: "Der faire Handel wächst, aber er wächst nicht schnell genug", erklärte Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair e.V. "Produzenten leiden massiv unter niedrigen Börsenpreisen. Junge Leute wenden sich von der Landwirtschaft ab, weil sie nicht von ihr leben können. Wenn wir Kakao, Bananen und Kaffee in Zukunft genießen möchten, brauchen wir daher dringend mehr Unternehmen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und eine Politik, die fairen Handel stärker fördert", sagte Overath auf der Jahrespressekonferenz in Berlin.

Absatzstark: Kaffee und Kakao

19 Euro gaben Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr für Fairtrade-Produkte aus. Rund 20.000 Tonnen fairer Röstkaffee gingen 2018 über die Ladentheken, 11 % mehr als im Vorjahr. Damit erreicht Fairtrade-Kaffee einen Marktanteil von 4,5 %. Der Absatz von Kakao, der nach Fairtrade-Standards gehandelt wurde, stieg um 48 % auf 55.000 Tonnen - ein Marktanteil von 10 %.

Faire Früchte: Bananen so beliebt wie nie

Bananen sind mit Abstand die beliebteste Südfrucht. Rund 92.000 Tonnen kauften Verbraucher 2018 ein, 6 % mehr als im Vorjahr. Damit erreichen Fairtrade-Bananen 13,5 % Marktanteil. 90 % der gelben Früchte sind zusätzlich Bio-zertifiziert. Lidl hat als erster Anbieter in Deutschland begonnen, sein Sortiment schrittweise komplett auf Fairtrade umzustellen - ein Meilenstein für den fairen Handel mit Bananen. Doch starke Preiskämpfe erschweren die Umstellung.

Nicht nur Lebensmitteln legen zu

Mit einem Absatzplus von 5 % bleiben Fairtrade-Rosen beliebt. 427 Mio. Stiele wurden hierzulande verkauft, das sind 28 % aller Rosen. Verkäufe von Textilien aus fairer Baumwolle legten um 14 % zu: Knapp 14 Millionen Kleidungsstücke und Accessoires kauften Verbraucher im vergangenen Jahr. Neben Baumwolltaschen und Freizeitkleidung spielt Berufskleidung eine immer wichtigere Rolle.

Der faire Handel wächst, braucht aber noch mehr Engagement

Trotz positiver Marktentwicklung verkaufen Kooperativen und Plantagen immer noch zu geringe Anteile ihrer Ernte unter Fairtrade-Bedingungen. Nachhaltige Entwicklung im globalen Süden braucht neben verbesserten Marktzugängen deshalb veränderte politische Rahmenbedingungen: "Ganz am Anfang von globalen Lieferketten müssen ökologische und soziale Mindeststandards eingehalten werden, die in Europa längst selbstverständlich sind", forderte Bundesminister Gerd Müller. "Dafür tragen auch Unternehmen Verantwortung. Viele tun das bereits. Es geht aber darum, dass alle deutschen Unternehmen ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachkommen." TransFair unterstützt diese Forderung und vertritt sie aktiv; unter anderem in Bündnissen für nachhaltige Textilien, Kakao und Bananen.

Fairtrade: Höhere Verkaufsmengen bedeuten mehr Wirkung

Die Fairtrade-Standards setzen den Rahmen für einen Handel auf Augenhöhe. 2018 erwirtschafteten Produzenten im globalen Süden 29 Millionen Euro Prämiengelder durch Fairtrade-Verkäufe nach Deutschland. "Es ist spannend zu sehen, wie dieses Geld eingesetzt wird und konkret etwas bewirkt", erklärte Thilo Hoppe, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von TransFair e.V. Hoppe hatte bei einer Keniareise im April Fairtrade-zertifizierte Kaffee-, Blumen- und Teeorganisationen besucht. "Wir standen in Klassenräumen, die durch Prämiengelder finanziert wurden. Und mit größerem Marktzugang würden noch viel mehr Projekte möglich." Neben Bildung sind Maßnahmen gegen den Klimawandel und Ernteausfälle wichtige Bereiche, in die Prämiengelder investiert werden.

Breite zivilgesellschaftliche Bewegung

Gemeinsam mit einem breiten Bündnis aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft setzt sich TransFair dafür ein, Konsumenten und Unternehmen aufzuklären und von der Idee des fairen Handels zu überzeugen, um den 1,7 Millionen Kleinbauern und Beschäftigten im Fairtrade-System höhere Absätze zu ermöglichen. 36 renommierte zivilgesellschaftliche Organisationen tragen den gemeinnützigen Verein. Mit der brandenburgischen Stadt Beelitz erhält am 17. Mai die 600. Stadt in Deutschland den Titel "Fairtrade-Town". Neben diesen 600 Kommunen unterstützen ebenso viele Schulen sowie Unis und Einzelpersonen den fairen Handel. Mit 85 Prozent Bekanntheit ist das Fairtrade-Siegel inzwischen das bekannteste Nachhaltigkeitssiegel am Markt, so aktuelle Umfrageergebnisse von Globescan.

Hintergrund

Der Verein TransFair e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt TransFair e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen.

TransFair gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net

Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011).

Quelle: TransFair e.V. (ots)

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