Schuldenatlas: Verbraucher in Süddeutschland sind am höchsten verschuldet - aber seltener
Archivmeldung vom 13.02.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttIm Norden und Osten Deutschlands schließen die Menschen besonders häufig Kredite ab, im Westen ist der Anteil mit mehreren Krediten gleichzeitig besonders hoch. Das zeigt der "Verbraucheratlas Schulden in Deutschland" des Vergleichsportals Verivox. Den höchsten Schuldenstand unter den Darlehensnehmern mit bereits laufenden Kreditpflichten haben Saarländer, Baden-Württemberger und Bayern.
Höchster Schuldenstand im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern
Wer einen Kredit beantragt, macht dabei Angaben zu bestehenden Schulden. Unter den Kreditinteressenten, die bereits laufende Darlehen haben, haben Saarländer mit genau 25.000 Euro im Schnitt den höchsten Schuldenstand. Dahinter folgen Baden-Württemberg (23.994 Euro), Bayern (23.907 Euro) und Hessen (23.109 Euro). Mit weniger als 20.000 Euro war der Schuldenstand bei Berlinern und Sachsen am niedrigsten. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 22.539 Euro.
"In den einkommensstarken südlichen Bundesländern können Verbraucher auch größere Summen mit einem Kredit finanzieren", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Dementsprechend höher ist auch die noch offene Restschuld, wenn sie erneut einen Kredit beantragen."
Auch im Städte-Ranking wird dieser Zusammenhang deutlich. Unter den Antragstellern mit laufenden Krediten haben Wiesbadener im Schnitt den höchsten Schuldenstand (26.561 Euro). Zugleich haben die Einwohner der hessischen Landeshauptstadt das höchste Durchschnittseinkommen (2.581 Euro) unter den Verivox-Kunden.
Brandenburger nehmen am häufigsten Kredite auf
Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei der Häufigkeit der Kreditaufnahme. Hier liegen der Norden und der Osten Deutschlands klar vorn. In Brandenburg nehmen Verbraucher um 34 Prozent häufiger Kredite auf als im Bundesdurchschnitt (Indexwert 100). Dahinter folgen Schleswig-Holstein (120), Niedersachsen (116) und Mecklenburg-Vorpommern (114). Bayern (79), Sachsen (88) und Baden-Württemberger (90) entscheiden sich vergleichsweise selten für einen Kredit.
Unter den Großstädtern nehmen die Menschen in Kassel (122), Magdeburg (112) und Braunschweig (111) besonders häufig Kredite auf. Sehr zurückhaltend sind hingegen Freiburger. Sie nehmen um 38 Prozent seltener einen Kredit auf als der Bundesdurchschnitt (Indexwert 62). Auch in Münster (65) und Dresden (70) sind die Verbraucher vergleichsweise wenig kreditaffin.
Umschuldung spart über 2.500 Euro
Für Verbraucher mit laufenden Krediten bietet das historische Zinstief eine günstige Gelegenheit für die Ablösung und Umschuldung des alten Darlehens. "Im aktuellen Zinsumfeld lohnt sich die Umschuldung fast immer", sagt Oliver Maier.
Eine einfache Beispielrechnung zeigt das Sparpotenzial: Vor zwei Jahren mussten Kreditnehmer für einen Konsumentenkredit mit 7-jähriger Laufzeit im Bundesdurchschnitt 6,72 Prozent Zinsen zahlen - laut Zahlen der Bundesbank. Einen Umschuldungskredit über die restlichen 5 Jahre bieten die günstigsten Banken heute für zwei Drittel aller Kunden zum Effektivzins von 2,46 Prozent oder günstiger an. Wer die durchschnittliche Restschuld von 22.539 Euro zu diesem Zinssatz ablöst, spart 2.513 Euro im Vergleich zum alten Darlehen.
In Oberhausen hat jeder vierte Antragsteller bereits laufende Kredite
Große regionale Unterschiede gibt es beim Anteil von Umschuldungskrediten an der Gesamtnachfrage. Während in Aachen mit 13,9 Prozent nur etwa jeder Siebte bei seiner Kreditanfrage laufende Darlehen angibt, hat in den Ruhrgebietsstädten Oberhausen (24,2 Prozent) und Duisburg (23,5 Prozent) beinahe jeder vierte Interessent schon mindestens einen Kredit. In Bochum (21,4 Prozent) und Gelsenkirchen (21,3 Prozent) trifft dies noch auf mehr als jeden Fünften zu. Auch im Bundesländer-Ranking liegt der Westen vorn. 18,7 Prozent der Kreditinteressenten aus Nordrhein-Westfalen haben bereits einen oder mehrere Kredite. Am geringsten ist der Anteil mit 15,3 Prozent in Sachsen-Anhalt.
Methodik
Alle Kreditanfragen bei Verivox in den Jahren 2018 und 2019 sind in die Auswertung eingeflossen. Zur Berechnung der Häufigkeit wurden die Kreditabschlüsse in einzelnen Städten und Bundesländern ins Verhältnis zu deren Einwohnerzahl gesetzt. Im Zuge der Kreditanfrage machen Antragsteller Angaben zu laufenden Kreditpflichten. Ausgewertet wurden der durchschnittliche Schuldenstand der Antragsteller mit bestehenden Kreditpflichten sowie der Anteil von Antragstellern mit laufenden Krediten an der Gesamtnachfrage. Nur laufende Konsumenten- und Ratenkredite flossen in die Auswertung ein. Baufinanzierungen wurden nicht berücksichtigt.
Quelle: Verivox GmbH (ots)