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Trotz erhöhter Zuwanderung droht Fachkräfteengpass

Archivmeldung vom 07.03.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.03.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Trotz einer seit dem Jahr 2010 stetig zunehmenden Zuwanderung sowie steigender Erwerbsquoten wird es möglicherweise nicht gelingen, den drohenden Fachkräfteengpass im mittleren Qualifikationsbereich – also bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung – zu verhindern. So könnte die Zahl der am Arbeitsmarkt verfügbaren Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung bis zum Jahr 2030 um rund drei Millionen zurückgehen. Dies liegt hauptsächlich an der weiter schrumpfenden Erwerbsbevölkerung. Zudem lässt sich seit einigen Jahren eine höhere Studierneigung der jungen Generation beobachten.

Bis zum Jahr 2030 könnten so rund 1,6 Millionen Personen mit akademischer Ausbildung zusätzlich zur Verfügung stehen.

Dies sind Ergebnisse der dritten Welle der Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen, die unter gemeinsamer Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt werden. Die neuen Projektionen – veröffentlicht in der Ausgabe des BIBB REPORT 23/14 – geben einen Überblick über die mögliche Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland bis zum Jahr 2030. Die aktuellen Berechnungen berücksichtigen dabei den Anstieg der Erwerbstätigenquote von 66 % im Jahr 2005 auf knapp 73 % im Jahr 2012 sowie erstmals die erhöhte Zuwanderung. Denn seit 2010 steigt die Zahl der Zuwanderer wieder deutlich an. Der Wanderungssaldo betrug 2012 netto knapp 370.000 Personen. Dies ist der höchste Wert seit mehr als zwölf Jahren.

Dennoch wird sich die drohende Fachkräftelücke möglicherweise nicht schließen lassen. Dies kann – so das Fazit der Autoren – langanhaltende Auswirkungen auf die Struktur der deutschen Volkswirtschaft haben. Unternehmen würden dann den Qualifikationsmix ihrer Belegschaft verändern und zum Beispiel Aufgabengebiete zwischen akademisch ausgebildeten Personen, Fachkräften und Geringqualifizierten neu verteilen.

Betrachtet man das jeweilige Qualifikationsniveau ist nach den aktuellen Projektionen von BIBB und IAB zu erwarten, dass der Bedarf der Wirtschaft an Arbeitskräften ohne abgeschlossene Berufsausbildung bis zum Jahr 2030 um weitere 900.000 Personen sinken wird. Zwar geht auch das Angebot zurück, allerdings nicht im selben Maße, so dass die Unterbeschäftigung der gering oder nicht qualifizierten Personen auf etwa 1,2 Millionen ansteigen wird. Um hier eine langfristige Reduzierung zu erreichen, sollten nach Auffassung der Autoren Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung künftig in noch stärkerem Ausmaß nachqualifiziert werden.

Bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung werden bis zum Jahr 2030 rund 10,5 Millionen den Arbeitsmarkt – hauptsächlich aus Altersgründen – verlassen. Hinzu kommen der Projektion zufolge im selben Zeitraum aber nur etwa 7,5 Millionen überwiegend jüngere Personen, die in das Erwerbsleben eintreten. Auch bei Meistern und Technikern ist mit einem Rückgang zu rechnen. Durch das altersbedingte Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge („Baby-Boomer-Generation“) sind auch hier spätestens ab der Mitte des kommenden Jahrzehnts größere Engpässe zu erwarten.

Anders sieht es bei Personen mit akademischer Ausbildung aus. Den etwa 3,1 Millionen, die mit diesem Abschluss bis zum Jahr 2030 aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden, stehen rund 4,7 Millionen neue Absolventen gegenüber. Der Bedarf an Hochschulabsolventen wird zwar auch künftig weiter steigen – nach Auffassung der Autoren aber nicht im gleichen Umfang wie das Angebot. Deshalb sei es nicht sicher, ob dieses Angebot „auch im oberen Qualifikationssegment“ beschäftigt werden kann. Unter diesen Voraussetzungen sei damit zu rechnen, dass ein Teil dieser formal höher Qualifizierten in andere Tätigkeitsbereiche „ausweicht“. Dies könnte zum Beispiel in büro- und kaufmännischen Dienstleistungsberufen geschehen.

Bezogen auf Branchen bestätigt die aktuelle Projektion vorangegangene Untersuchungen, wonach der Dienstleistungssektor weiter an Bedeutung zunehmen wird. Allerdings werden voraussichtlich nicht alle Dienstleistungssektoren gleichermaßen zulegen. Im Gegenteil: In einzelnen Branchen wie zum Beispiel bei „Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz- und Gebrauchsgütern“ werden eher weniger Beschäftigte benötigt. Auch in den Bereichen „Verarbeitendes Gewerbe“, „Energie- und Wasserversorgung“, „Baugewerbe“, „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung“ sowie „Erziehung und Unterricht“ werden künftig weitaus weniger Arbeitskräfte eingesetzt. Wird das Ausbildungsverhalten auf dem momentanen Status quo fortgeführt, sagen die Forscher und Forscherinnen von BIBB und IAB ein Überangebot an Arbeitskräften in den Berufshauptfeldern „Lehrende Berufe“ und „Büro- und kaufmännische Dienstleistungsberufe“ voraus. Rekrutierungsschwierigkeiten ergeben sich hingegen vor allem in den „Gesundheits- und Sozialberufen“ und den „be-, verarbeitenden und instandsetzenden Berufen“.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (idw)

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