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Die Barfüßer-Bank des Muhammad Yunus

Archivmeldung vom 14.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Prof. Muhammed Yunus
Prof. Muhammed Yunus

Geld macht nicht glücklich? Doch, es macht tausende Frauen in Bangladesh von Almosen-Empfängerinnen zu Kleinunternehmerinnen. Die Grameen-Bank des heute zum Friedensnobelpreis-Träger gekürten Muhammad Yunus vergibt Mikrokredite an Menschen, die hierzulande nicht einmal über die Schwelle eines Bankhauses kämen. Und das mit großem Erfolg.

"Mikrofinanzierung" heißt das Konzept, das der Wirtschaftsfachmann Yunus vor über 20 Jahren entwickelt hat. Die Idee ist einfach: Die Grameen Bank verleiht winzige Kredite zum Aufbau eigenständiger Existenzen. Mitarbeiter der Bank beraten die Schuldnerinnen und sammeln Woche für Woche bei so genannten "Center Meetings" Zins und Tilgung persönlich in tausenden von kleinen Dorffilialen des Kreditinstituts ein.

Wie das Magazin GEO in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, macht die "Barfüsser-Bank" heute in Bangladesh Geschäfte mit sechs Millionen Familien, beschäftigt 18 000 Angestellte. Allein 2006 hat Grameen mit 800 Millionen US-Dollar Tausende von kleinen Hühnerfarmen und Reisfeldern finanziert, beim Kauf von Nähmaschinen und Webstühlen geholfen, bei der Eröffnung von Teebuden und Mini-Telefon-Zentralen. Der Verlust bei diesem Kreditgeschäft geht gegen Null: 98,4 Prozent des verliehenen Geldes werden von den Schuldnerinnen mit Zinsen zurückgezahlt.

Wirtschaftlichkeit ist der Leitgedanke der Bank - nicht Mildtätigkeit. Dazu sagt Muhammed Yunus in GEO: "Geschenke spornen niemanden an. Sie machen träge. Wir machen aus Almosenempfängern Geschäftspartner. Das verändert die Psychologie der Menschen. Sie spüren, dass sie endlich im Fahrersitz ihres Lebens sitzen. Das ist ein berauschendes Gefühl."

Yunus in GEO zu der von ihm so bezeichneten "Grameen-Methodology": "Es hat Jahre gedauert, bis wir alle Mechanismen ausgeklügelt hatten. Wir mussten die Kunden so einbinden, dass es ihnen leicht fällt, rechtschaffen zu bleiben." Die "Einbindung" geschieht in einer Mischung aus sozialer Kontrolle und Gemeinschaftsgefühl, aus Motivation und moralischem Druck. So hat die Grameen-Bank einen eigenen Kodex für den Umgang miteinander etabliert; bis hin zu einem Gruß "1,2,3 - Friede sei mit Euch". So startet das wöchentliche Treffen der Schuldnerinnen, ganz ohne Bankgeheimnis. Schuldentilgen als Gemeinschaftserlebnis. Auch die Kreditvergabe wird unter den Kundinnen der Bank offen diskutiert. Am Ende jedes Treffens bekennen sich die Teilnehmerinnen zu Zielen wie Hygiene, Geburtenkontrolle und zur Schulbildung ihrer Kinder, wie sie Muhammad Yunus in "16 Decisions" definiert hat.

Das System der Grameen Bank hat weltweit Nachahmer gefunden: Die Idee von Muhammed Yunus hat das Leben von 100 Millionen Familien zum Besseren.

Quelle: Pressemitteilung GEO

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