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Erneut massive Verluste für die deutsche Brauwirtschaft

Archivmeldung vom 28.01.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Brauerei (Symbolbild)
Brauerei (Symbolbild)

Bild: Rolf Wenkel / pixelio.de

Die Corona-Pandemie hat auch im Jahr 2021 zu massiven Einbußen für die deutsche Brauwirtschaft geführt. Nach einer Prognose des Deutschen Brauer-Bundes ging der Absatz im Vergleich zum Rekordminus des Vorjahres von 5,5 Prozent nochmals um etwa 3 bis 4 Prozent zurück. Damit sind 2021 gegenüber dem Vorjahr zwischen 200 und 300 Millionen Liter Bier weniger abgesetzt worden.

Die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2021 werden erst in der kommenden Woche erwartet. Alkoholfreie Biere, die sich seit Jahren positiv entwickeln und immer beliebter werden, sind in der amtlichen Statistik nicht enthalten.

"Die Hoffnung, die Talsohle endlich durchschritten zu haben, hat sich für viele Betriebe leider nicht erfüllt. 2021 war für die Brauereien erneut ein außerordentlich schwieriges Jahr", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, in Berlin. Der Lockdown der Gastronomie bis hinein ins Frühjahr sowie die Absage tausender Veranstaltungen haben die Braubranche abermals schwer getroffen. Ein Großteil der deutschen Brauereien ist stark vom Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft abhängig und hat seit Beginn der Corona-Pandemie verheerende finanzielle Verluste erlitten. Die Umsatzeinbußen dürften das Absatz-Minus noch übersteigen, weil für Brauereien die Wertschöpfung in der Gastronomie und bei Events deutlich höher ist als im Handel. "Deshalb spiegelt der Blick auf die Hektoliter-Zahlen das tatsächliche Ausmaß der Krise nicht ansatzweise wider", so Eichele. Während auch der Handelsabsatz 2021 deutlich unter den Erwartungen der Branche geblieben sei, habe sich zumindest der Export zuletzt stabilisiert. Im vergangenen Jahr lag der Ausfuhranteil des in Deutschland gebrauten Bieres laut Brauer-Bund bei über 18 Prozent. Dies entspricht nach dem starken Einbruch 2020 einem Zuwachs der Exportmenge von über 3 Prozent.

Für das laufende Jahr rechnet der Dachverband für die 1.500 Brauereien in Deutschland allenfalls mit einer langsamen Erholung des Marktes. Verunsicherte Verbraucherinnen und Verbraucher, verschärfte Zugangsregeln für die Gastronomie und die Absage vieler öffentlicher und privater Veranstaltungen wirken sich für die von mittelständischen und handwerklichen Familienbetrieben geprägte Brauwirtschaft beinahe wie ein erneuter Lockdown aus. Viele Gastwirte haben ihre Lokale mangels Rentabilität bereits freiwillig geschlossen. Die Folge ist, dass auch immer mehr Brauereien im Januar erneut Kurzarbeit anmelden mussten und die Fassbierabfüllung nur mit gebremstem Schaum läuft. "Die Omikron-Welle trifft auf Betriebe, die durch die Auswirkungen der nunmehr fast zwei Jahre andauernden Krise bereits stark geschwächt sind und nicht selten mit dem Rücken zur Wand stehen. Das gilt für Gaststätten genauso wie für Brauereien, wobei letztere meist auf ihrem Schaden sitzen bleiben, weil sie nur in äußerst seltenen Fällen in den Genuss der Entschädigungsregelungen der Bundesregierung kommen", so Eichele.

Erschwerend kommt nach Angaben des Brauer-Bundes hinzu, dass für die Brauereien die Preise für Rohstoffe, Verpackungen, Energie und Logistik regelrecht durch die Decke gehen. So haben sich die Kosten für Transportpaletten innerhalb eines Jahres verdoppelt und die Preise für Malz als wichtiger Braurohstoff um bis zu 60 Prozent erhöht. Noch extremer fallen die Preissteigerungen bei Strom und Gas aus. "Der historische Absatzeinbruch auf dem Biermarkt trifft auf eine nie gekannte Preisexplosion - für viele Betriebe wird das zu einer existenziellen Bedrohung", so Eichele.

Pils bleibt die beliebteste Sorte - Alkoholfreie Biere bauen Marktanteil aus

Ein Blick auf die Verkaufszahlen im Handel zeigt, dass Pils im vergangenen Jahr mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent weiterhin die mit Abstand beliebteste Biersorte in Deutschland war. Der Gewinner des Jahres ist das besonders im Süden weit verbreitete Hellbier mit einem Zuwachs von 14 und einem Marktanteil von mittlerweile fast 9 Prozent. Insbesondere Export- und Weißbiere dagegen haben Anteile verloren.

Alkoholfreie Biere und Biermischgetränke machen mittlerweile 8 Prozent des Marktes aus. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt - auf voraussichtlich gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 800 verschiedene Marken. Eine Umfrage des Brauer-Bundes hat gezeigt, dass Verbraucher bei den Alkoholfreien besonders den guten Geschmack, die geringe Kalorienzahl sowie die Verwendung ausschließlich natürlicher Rohstoffe schätzen. Neben klassischen Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler werden in Deutschland immer mehr regionale Spezialitäten wie Kölsch und Alt und auch besondere Biersorten wie z.B. India Pale Ale als alkoholfreie Varianten gebraut.

Quelle: Deutscher Brauer-Bund e.V. (ots)

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