DRV: Geringe Erwerbsbeteiligung einiger älterer Migrantengruppen
Archivmeldung vom 09.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDaten der Deutscher Rentenversicherung (DRV) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen eine geringere Erwerbsbeteiligung und erhöhte Frühverrentung einiger älterer Migrantengruppen.
Nach einer Auswertung der DRV, über welche die "Welt" berichtet,
erhalten 13 Prozent der Bundesbürger im Alter von 50 bis einschließlich
65 Jahren bereits eine gesetzliche Rente. Unter allen nicht-deutschen
50- bis 65-Jährigen sind elf Prozent im Rentenbezug. Bei der größten
Nationalität, den Türken sind es 20 Prozent (71.682 von 358.378). Hohe
Werte erreichen auch Serben (20,8 Prozent) und Libanesen (18,6). Unter
Irakern (fünf Prozent) oder Afghanen (sechs) sind es deutlich weniger,
unter den 56.117 älteren Syrern ist es ein Prozent.
Das Ergebnis
kommt zustande, indem die 2.368.345 Deutschen, die zum Stichtag 31.
Dezember 2023 in der gesetzlichen Rente registriert waren, ins
Verhältnis zu allen 17.999.677 Bundesbürgern dieser Altersklasse (laut
Destatis zum jüngsten auswertbaren Stand 31. Dezember 2022) gesetzt
werden. Die Daten umfassen vorzeitig oder wegen Erwerbsminderung
Verrentete - die nur sehr wenigen Regelrenten-Bezieher unter 66 Jahren
seien nicht enthalten, sagte ein DRV-Sprecher.
Allerdings
beziehen ältere Einwanderer deutlich häufiger Sozialleistungen als
deutsche Bürger. Laut einer BA-Auswertung für die "Welt" erhielten
beispielsweise 50.479 Syrer zum Stichtag Ende 2023 Regelleistungen nach
Sozialgesetzbuch II, eine große Mehrheit dieser Altersgruppe. Unter den
358.378 Türken waren es 18 Prozent (65.580). Insgesamt sind fast 411.000
Ausländer von 50 bis 65 Jahren in diesem Leistungsbezug, das sind 21
Prozent (von rund 1,8 Millionen). Unter den 18 Millionen älteren
Deutschen sind hingegen nur vier Prozent (688.529)
"Regelleistungsberechtigte", womit nicht-erwerbsfähige sowie
erwerbsfähige Bürgergeld-Bezieher zusammengefasst werden.
Zuvor
hatte eine dänische Studie ergeben, dass dort nicht-westliche
Einwanderergruppen früher in Rente gehen. Laut Daten des dänischen
Statistikamtes, die von der Dänischen Arbeitgebervereinigung DA
ausgewertet wurden, sind elf Prozent der Dänen im Alter zwischen 50 und
67 Jahren im vorzeitigen Ruhestand ("Foertidspension"). Unter den Türken
- der größten nicht-westlichen Migrantengruppe in Dänemark - sind es
41,6 Prozent. Zuwanderer mit afghanischer (54,7 Prozent), libanesischer
(56,4) und irakischer (65,9) Staatsangehörigkeit beziehen statistisch am
häufigsten Frührente.
Rentenexperte Bernd Raffelhüschen sieht
den entscheidenden Unterschied zwischen dem deutschen und dänischen
Rentensystem darin, dass es dort keine separaten beitragsfinanzierten
Kassen gebe. "Der dänische Staat zahlt für Ältere Sozialleistungen und
Renten. So könnte sich erklären, dass in dem eigentlich sehr streng
regulierenden Dänemark besonders häufig nicht-westliche Einwanderer die
vorzeitige Rente für Erwerbsgeminderte erhalten können", sagte der
Freiburger Professor der "Welt". In beiden Staaten sei aber "klar
erkennbar, dass die Arbeitsbeteiligung einiger außereuropäischer
Einwanderergruppen im gehobenen Alter relativ schwach ist, was dann oft
eine Abhängigkeit von der Grundsicherung im hohen Alter nach sich
zieht".
Quelle: dts Nachrichtenagentur