KfW-Bilanz 2021: Ein außergewöhnliches Jahr mit hoher Fördernachfrage und bilanziellen Wertaufholungen
Archivmeldung vom 08.04.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.04.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Neugeschäft der KfW hat 2021 ein Volumen von 107,0 Mrd. EUR (2020: 135,3 Mrd. EUR; 2019: 77,3 Mrd. EUR) erreicht. Es liegt damit unter dem Niveau des Krisenjahres 2020, aber auch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre vor Corona. Der Grund für den Rückgang des Neugeschäfts ist die deutlich gesunkene Nachfrage nach Corona-Hilfen sowohl im Inland als auch in den internationalen Geschäftsbereichen.
Der größte Anteil an Neuzusagen entfiel auf das Geschäft in Deutschland mit einem Volumen von 82,9 Mrd. EUR (2020: 106,4 Mrd. EUR; 2019: 43,4 Mrd. EUR). Stark nachgefragt wurde die Förderung von energieeffizienten Wohngebäuden, der gewerblichen Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien. Die Zusagen von KfW Capital erreichten im Jahr 2021 insgesamt 0,5 Mrd. EUR.
Das Geschäftsfeld Export- und Projektfinanzierung schloss das Jahr wie erwartet mit einem deutlichen Rückgang der Neuzusagen auf 13,6 Mrd. EUR (2020: 16,6 Mrd. EUR; 2019: 22,1 Mrd. EUR) ab und liegt damit wieder auf dem Niveau früherer Jahre.
Die Zusagen im Geschäftsfeld Förderung der Entwicklungs- und Schwellenländer entwickelten sich verhalten und erreichten ein Volumen von 10,1 Mrd. EUR (2020: 12,4 Mrd. EUR; 2019: 10,6 Mrd. EUR). Die DEG verzeichnete ein positives Neugeschäft von 1,5 Mrd. EUR (2020: 1,4 Mrd. EUR; 2019: 1,8 Mrd. EUR).
Positiver Start in das Förderjahr 2022 - erhebliche Belastungen angesichts des Kriegs in der Ukraine
Das Neugeschäft der KfW startete mit 22,3 Mrd. EUR (2021: 15,0 Mrd. EUR) per 28.02. gut ins Jahr 2022. Vor allem die Neuzusagen des inländischen Fördergeschäfts lagen mit 19,4 Mrd. EUR deutlich über dem Vorjahr (12,2 Mrd. EUR). In nahezu allen Förderschwerpunkten und insbesondere in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wurden mehr Zusagen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres getätigt. Aufgrund der Antragsflut im Januar, die zu einer Ausschöpfung der Bundesmittel führte, wurde das BEG-Programm kurzzeitig eingestellt. Seit dem 22. Februar können wieder Anträge für die energieeffiziente Sanierung gestellt werden. Eine Antragstellung für die Neubauförderung ist ab dem 20. April wieder möglich. Zum steigenden Neugeschäft im Inland trugen auch Finanzierungen im Auftrag des Bundes zur Sicherung der Energieversorgung in Deutschland angesichts des Kriegs in der Ukraine bei.
Auch die Export- und Projektfinanzierung hat mit einem Zusagevolumen von 2,3 Mrd. EUR (2,0 Mrd. EUR) das Jahr gut begonnen. Die Förderung der Entwicklungs- und Schwellenländer lag bei 0,6 Mrd. EUR (0,6 Mrd. EUR). Üblicherweise steigen die Neuzusagen in diesem Geschäftsfeld erst im weiteren Verlauf des Jahres an.
Der Vorstandsvorsitzende der KfW, Stefan Wintels, sagt: "Das Jahr 2021 war für die KfW ein außergewöhnliches Förderjahr. Das unberechenbare Corona-Infektionsgeschehen, anhaltende Lieferengpässe, steigende Energiekosten, eine ansteigende Inflation sowie wachsende internationale politische Spannungen sorgten für hohe Unsicherheit. In diesem sehr herausfordernden Umfeld hat die KfW Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland sowie ihre weltweiten Partner tatkräftig unterstützt und begleitet."
Mit Blick auf das neue Jahr ergänzt Wintels: "Die Nachfrage nach KfW-Förderung ist auch mit Beginn des Jahres 2022 sehr hoch. Dieses Jahr wird nicht minder herausfordernd. Die fortdauernde Pandemie und der furchtbare Krieg in der Ukraine lassen erhebliche Belastungen für Wirtschaft und Gesellschaft erwarten. Die KfW wird daher auch weiterhin mit ihren Programmen und Finanzierungen ihrer Verantwortung als Transformations- und Förderbank gerecht werden."
Geschäftsjahr 2021 - außergewöhnlich hoher Konzerngewinn, aber im Durchschnitt 2020 / 2021 auf dem Niveau der Vorjahre
Die Ertragslage der KfW hat sich im Geschäftsjahr 2021 im Zuge der Erholung des wirtschaftlichen Umfelds mit einem Konzerngewinn von 2.215 Mio. EUR deutlich besser entwickelt als im Vorjahr (525 Mio. EUR). Dies ist insbesondere auf ein ausnehmend gutes Bewertungsergebnis zurückzuführen, das durch eine Auflösung von Kreditrisikovorsorge sowie deutliche Wertzuwächse im Beteiligungsportfolio gekennzeichnet ist. Im Vorjahr war das Bewertungsergebnis durch die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise auf das Kredit- und Beteiligungsgeschäft der KfW erheblich belastet.
"Der außergewöhnlich hohe Konzerngewinn ist geprägt von Umkehreffekten der im Vorjahr im Rahmen der Corona-Krise vorgenommenen Vorsorge beziehungsweise Bewertungsabschläge für Kredite und Beteiligungen. Betrachtet man die beiden von Corona beeinflussten Jahre 2020 und 2021, so hat die KfW im Durchschnitt ein Ergebnis erzielt, das auf dem sehr guten Niveau der Vorjahre liegt", so Stefan Wintels.
Das Betriebsergebnis vor Bewertungen (vor Förderaufwand) liegt mit 1.712 Mio. EUR (1.855 Mio. EUR) unter dem Vorjahreswert. Dabei stellt der auf Grund des Niedrigzinsniveaus leicht rückläufige Zinsüberschuss (vor Förderaufwand) mit 2.531 Mio. EUR (2.601 Mio. EUR) aufgrund der weiterhin sehr guten Refinanzierungsmöglichkeiten der KfW unverändert die wesentliche Ertragsquelle der KfW dar. Das Provisionsergebnis (vor Förderaufwand) übersteigt mit 634 Mio. EUR den Vorjahreswert von 584 Mio. EUR. Maßgeblich hierfür ist der Anstieg bei der Nachfrage nach Förderprogrammen des Bundes vor allem im Bereich Energieeffizienz und Erneuerbare Energien einschließlich Ladeinfrastruktur. Der Verwaltungsaufwand (vor Förderaufwand) enthält insbesondere gestiegene Aufwendungen für Förderprogramme im Inland sowie der Finanziellen Zusammenarbeit sowie für die Sicherstellung regulatorischer Anforderungen und liegt bei 1.452 Mio. EUR (1.330 Mio. EUR) für das Gesamtjahr.
Der Förderaufwand - im Wesentlichen Zinsverbilligungen aus dem Neugeschäft - beträgt 188 Mio. EUR und schließt damit deutlich über dem Vorjahr ab (88 Mio. EUR). Ursächlich hierfür ist die Ausweitung der Zinsverbilligungsleistungen von 54 Mio. EUR in 2020 auf 144 Mio. EUR im Berichtsjahr nach Weitergabe des negativen Bankeneinstands an die Finanzierungspartner ab dem zweiten Halbjahr 2021.
Das Risikovorsorgeergebnis im Kreditgeschäft in Höhe von insgesamt 196 Mio. EUR (-777 Mio. EUR) ist durch Auflösungen von im Jahr 2020 coronabedingt gebildeter latenter Risikovorsorge, geringen Zuführungen von Einzelwertberichtigungen sowie durch Erträge aus Eingängen auf abgeschriebene Forderungen gekennzeichnet.
Das Bewertungsergebnis aus dem Beteiligungsportfolio in Höhe von 766 Mio. EUR (-281 Mio. EUR) profitiert von der weltwirtschaftlichen Erholung nach dem durch die Corona-Krise belasteten Vorjahr. Hieraus resultieren Wertzuwächse insbesondere in den Geschäftsfeldern Förderung Entwicklungs- und Schwellenländer (454 Mio. EUR, hiervon 424 Mio. EUR aus der DEG) sowie KfW Capital (211 Mio. EUR).
Rein IFRS-bedingte Bewertungseffekte aus Derivaten, die zu Sicherungszwecken eingesetzt werden, belasten die Ertragslage mit 139 Mio. EUR (-109 Mio. EUR).
Die Bilanzsumme liegt mit 551,0 Mrd. EUR im Wesentlichen aufgrund eines Anstiegs des Nettokreditvolumens über dem Niveau des 31.12.2020 (546,4 Mrd. EUR).
Die aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalquoten liegen zum Jahresende 2021 mit einer Gesamtkapitalquote und einer (harten) Kernkapitalquote von je 23,9 % weiterhin auf einem sehr guten Niveau und haben sich im Jahresvergleich trotz erhöhter aufsichtsrechtlicher Anforderungen nur moderat verringert (31.12.2020: 24,3 % bzw. 24,1 %).
Transformationsagenda "KfW_plus+" bündelt bestehende und neue strategische Initiativen
In den kommenden Jahren wird die KfW einen verstärkten Beitrag leisten, die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen und gleichzeitig Deutschland als Industrie- und Technologiestandort zu stärken. Zudem muss als Konsequenz des Krieges in der Ukraine in vielen zentralen wirtschaftlichen Bereichen die Resilienz signifikant gestärkt werden.
"Dieses Jahrzehnt entscheidet darüber, welche Folgen unser Handeln für die nächsten Generationen haben wird. Als KfW wollen wir einen wirkungsvollen Beitrag leisten, damit die notwendige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingt", betont Stefan Wintels.
Die KfW steht als Organisation ihrerseits vor großen Herausforderungen, um ihre Lieferfähigkeit weiter zu stärken: Rasanter technologischer Fortschritt, veränderte Erwartungen von Kundinnen und Kunden, neue Anforderungen aus der Politik, veränderte Formen der Zusammenarbeit und der verstärkte Wettbewerb um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - bei gleichzeitig weiterhin hohen regulatorischen Erfordernissen.
Um diesen umfangreichen Anforderungen gerecht werden zu können, bündelt die KfW eine Reihe von laufenden und neuen Initiativen in einer strategischen Transformationsagenda mit dem Titel "KfW_plus+". "Unser Ziel ist es, die KfW zur digitalen Transformations- und Förderbank weiterzuentwickeln. Insgesamt wollen wir anpassungsfähiger, effizienter und wirksamer werden", sagt Stefan Wintels.
In einem längerfristigen, dynamischen Veränderungsprozess wird das KfW-Förderangebot gezielt auf die Megatrends "Klima & Umwelt" sowie "Digitalisierung & Innovation" ausgerichtet, um die Wirtschaft zu unterstützen und ihre Resilienz zu stärken. Die Wirksamkeit von staatlichen Mitteln soll intensiver überprüft und privates Kapital verstärkt mobilisiert werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird die KfW die Digitalisierung und den Einsatz neuer Technologien bei der Umsetzung ihrer Förderung vorantreiben. Auch ist hierfür ein leistungsstarker Organisationsaufbau wesentlich. Daher sollen zentrale Organisationseinheiten der Kreditbearbeitung in einen neuen Operationsbereich zusammengeführt und in das COO-Ressort integriert werden. Stefan Wintels dazu: "Mit dieser Entscheidung orientieren wir uns an einem Marktstandard in der Bankenindustrie und schaffen die Voraussetzungen, unsere Prozesse weiter zu verbessern. Zudem erfolgt eine präzisere Trennung zwischen Marktbereichen und dem Operations-Bereich für das Kreditgeschäft."
Des Weiteren wurde am 06.04. in der Sitzung des Verwaltungsrats der KfW Katharina Herrmann zur Generalbevollmächtigten bestellt. Sie soll in einem Jahr zum Vorstand für das Inlandsressort bestellt werden.
Erfolgskennzahlen 01.01.2021 - 01.01.2020 - (in Mio. EUR) 31.12.2021 31.12.2020 Betriebsergebnis vor 1.712 1.855 Bewertungen (vor Förderaufwand) Förderaufwand 188 88 Konzerngewinn 2.215 525 Konzerngewinn vor 2.354 633 IFRS-Effekten aus Sicherungszusammenhängen Bilanzkennzahlen 31.12.2021 31.12.2020 (in Mrd. EUR) Bilanzsumme 551,0 546,4 Bilanzielles Eigenkapital 34,2 31,8 Geschäftsvolumen 686,9 674,1 1) Aufsichtsrechtliche 31.12.2021 31.12.2020 Kennzahlen (in %) 2) (Harte) Kernkapitalquote 23,9 24,1 Gesamtkapitalquote 23,9 24,3
1) Die Vergleichszahl wurde in Höhe von 332 Mio. EUR angepasst.
2) Die angegebenen Kapitalquoten berücksichtigen die gem. Art. 26 (2) CRR anrechenbaren Zwischenergebnisse, die von den jeweiligen Jahresergebnissen gem. IFRS abweichen.
Quelle: KfW (ots)