Telearbeit: Auf die gute Gestaltung kommt es an
Archivmeldung vom 14.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttEinen Teil der Arbeit von zuhause aus zu erledigen, kann die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf verbessern und lange Pendelzeiten verringern. Allerdings hat nur rund jeder achte Beschäftigte Telearbeit mit seinem Arbeitgeber vereinbart. Gleichzeitig arbeitet knapp jeder Dritte ohne Vereinbarung gelegentlich von zuhause aus.
Dieses ungeregelte Arbeiten von zuhause geht häufig mit hoher Arbeitsbelastung und Überstunden einher. Daher ist es für die Gesundheit und Work-Life-Balance von Beschäftigten wichtig, die Arbeit von zuhause gut zu gestalten und die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten zu berücksichtigen. Zudem gaben in der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017 etwa 60 Prozent der abhängig Beschäftigten an, dass sie nicht in Telearbeit arbeiten möchten. Diese und weitere Ergebnisse enthält der baua: Bericht kompakt "BAuA-Arbeitszeitbefragung: Telearbeit in Deutschland", den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat.
Betrieblich vereinbarte Telearbeit ist insgesamt nur einer kleinen Gruppe von etwa zwölf Prozent der Beschäftigten möglich. Für diese Beschäftigten ist Telearbeit ein Instrument, um Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. So nutzen die Beschäftigten Telearbeit etwa, um lange Pendelwege zu vermeiden. 21 Prozent der Fernpendler (Beschäftigte mit einem Arbeitsweg von mindestens zwei Stunden täglich) arbeiten an mindestens einem Tag pro Woche in Telearbeit. Insgesamt zeigt sich, dass sich bei Beschäftigten mit betrieblich vereinbarter Telearbeit Ressourcen, wie beispielsweise selbstbestimmte Arbeitszeiten, Reduktion von Pendelzeiten oder soziale Unterstützung durch Kollegen, und Belastungen, wie Überstunden oder erweiterte Erreichbarkeit, die Waage halten.
Ein weitaus größerer Teil der Beschäftigten (31 Prozent) arbeitet gelegentlich ohne eine betriebliche Vereinbarung von zuhause. Diese Beschäftigten arbeiten jedoch länger und mit höherer Intensität als Beschäftigte mit einer Vereinbarung über Telearbeit. Die Ergebnisse legen nahe, dass diese Beschäftigten ihre Arbeit mit nach Hause nehmen, wenn sie die Arbeit in der regulären Arbeitszeit nicht bewältigen können. Außerdem werden Beschäftigte ohne Vereinbarung häufiger in ihrer Freizeit beruflich kontaktiert. Bei ihnen überwiegen insgesamt die belastenden Arbeitsanforderungen, da sie zum Teil über weniger Ressourcen verfügen - es ist ihnen zum Beispiel seltener möglich, die eigene Arbeit und Arbeitszeit mitzubestimmen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen darauf hin, dass auch bei der Arbeit von zuhause die geltenden arbeitszeitgesetzlichen Regelungen einzuhalten sind. Dementsprechend muss auch bei Telearbeit auf Tageshöchstarbeitszeiten und auf Ruhezeiten geachtet werden. Konkrete Telearbeitsvereinbarungen können sicherstellen, dass die Beschäftigten von zuhause nicht über das vereinbarte Ausmaß hinaus arbeiten. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass soziale Kontakte zu Kollegen und Führungskräften erhalten bleiben. Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht scheint deshalb ein moderates Ausmaß an Telearbeit, zum Beispiel an einem Tag pro Woche, empfehlenswert.
"BAuA-Arbeitszeitbefragung: Telearbeit in Deutschland"; Nils Backhaus, Anne Marit Wöhrmann, Anita Tisch; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 1. Auflage; 4 Seiten; DOI: 10.21934/baua:berichtkompakt20191216. Den baua: Bericht kompakt gibt es im PDF-Format zum Herunterladen im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/dok/8827488.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte. www.baua.de
Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (ots)