Geisteswissenschaftler haben bei der Job-Suche die größten Probleme
Archivmeldung vom 09.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Wahl des Studienfachs ist in Deutschland ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben geworden. Wirtschaftsingenieure, Betriebswirte, Elektrotechniker oder Mathematiker finden nach Ende ihres Studiums meist problemlos einen gut bezahlten Vollzeit-Job. Geisteswissenschaftler hingegen suchen länger nach Arbeit und verdienen in häufig befristeten Jobs im Vergleich zu Naturwissenschaftlern und Technikern deutlich weniger.
Dies sind
zentrale Erkenntnisse des "Studentenspiegel 2", einer gemeinsamen
Online-Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey & Company und des
Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Rund 25.000 Hochschulabsolventen und
Berufseinsteiger beteiligten sich an der Umfrage zwischen Mai und
August 2006. Weitere Ergebnisse veröffentlicht DER SPIEGEL am Montag
in seiner aktuellen Ausgabe.
"Eine erstklassige Ausbildung in Natur-, Ingenieur- oder
Wirtschaftswissenschaften ermöglicht Studenten hervorragende
Karriereperspektiven und attraktive Gehälter", erläutert
McKinsey-Deutschland-Chef Jürgen Kluge die Untersuchung, die am
Samstag in Düsseldorf vorgelegt wurde. Mit Blick auf die
alarmierenden Resultate bei den Geistes- und Sozialwissenschaftlern
empfiehlt er: "Wer heute beispielsweise Geschichte oder Politik
studiert, sollte ein konkretes Ziel vor Augen haben, sich schon früh
mit der Berufswahl beschäftigen und konzentriert darauf hinarbeiten."
Zusatzqualifikationen in Wirtschaft und Sprachen zu erwerben, sei in
jedem Fall wichtig.
Die Umfrage zeigt: Rund ein Viertel der Anglisten, Politologen,
Historiker und Germanisten sucht nach dem Examen neun Monate und
länger nach einem Job. Die große Mehrheit der Ingenieure,
Informatiker, Natur- und Wirtschaftswissenschaftler findet in weniger
als drei Monaten einen Arbeitsplatz. Auch beim Einstiegsgehalt sind
Geisteswissenschaftler oft Verlierer. Sie verdienen mit
durchschnittlich 1.700 Euro brutto im Monat fast 50 Prozent weniger
als beispielsweise Betriebswirte, Ingenieure oder Mathematiker.
Außerdem finden Geisteswissenschaftler häufig nur befristete
Anstellungen. Drei von vier Historikern, Politologen und auch
Psychologen, die sich am "Studentenspiegel 2" beteiligten, arbeiten
ohne Festanstellung. Bei Betriebswirten, Wirtschaftsingenieuren und
Informatikern ist dies nur bei einem Drittel der Fall. Noch extremer
ist die Kluft bei der Chance auf eine Vollbeschäftigung: Ingenieure,
Betriebswirte und Techniker besetzen zu über 90 Prozent von Beginn an
Vollzeitstellen. Dies gelingt aber nur durchschnittlich 65 Prozent
der Geisteswissenschaftler. Rund ein Drittel muss sich mit
Teilzeit-Jobs über Wasser halten.
Die Ergebnisse des "Studentenspiegel 2" ermöglichen erstmals auch
einen direkten Vergleich zwischen Berufseinsteigern mit
Fachhochschul- und mit Universitätsabschluss. Zwar finden
Wirtschaftswissenschaftler, Wirtschaftsingenieure und
Wirtschaftsinformatiker mit FH-Abschluss schneller einen festen
Vollzeit-Job als Uni-Absolventen. Doch verdienen sie beim Start ins
Berufsleben monatlich weniger als Uni-Abgänger der gleichen
Fachrichtung - beispielsweise rund 300 Euro bei
Wirtschaftsinformatikern und Wirtschaftsingenieuren. Beim Thema
Festanstellung sind FH-Absolventen wieder im Vorteil. Während gut die
Hälfte aller Maschinenbauer und Verfahrenstechniker mit Uni-Abschluss
keine Festanstellung hat, ist dies nur bei rund 30 Prozent der
FH-Absolventen der Fall.
Hintergrund der Initiative
Der "Studentenspiegel" wurde 2004 vom Nachrichtenmagazin DER
SPIEGEL und McKinsey & Company ins Leben gerufen. Damals beteiligten
sich mehr als 80.000 Hochschüler von 79 Universitäten aus 15
Fachbereichen. Der "Studentenspiegel" wurde damit zur größten
Online-Befragung von Hochschülern in Deutschland. Anhand eines festen
Katalogs objektivierbarer Leistungskriterien wie Noten,
Fremdsprachenkenntnisse oder Auslandsaufenthalte ging die
Untersuchung der Frage nach, an welchen Universitäten Deutschlands
beste Studenten zu finden sind. Der "Studentenspiegel 2" schließt
logisch an die erste Umfrage an und hat zum Ziel, umfangreiche
Erkenntnisse über den Berufseinstieg junger Hochschulabsolventen in
Deutschland zu gewinnen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.studentenspiegel.de
Quelle: Pressemitteilung McKinsey & Company