Konsolidierungswelle trifft Europas Banken
Archivmeldung vom 23.03.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Finanzkrise wurde eine Reihe von Investmentbanken ausgesiebt. Angesichts des schwierigen Marktumfelds stolperten sie über ihr eigenes Geschäftsmodell. Der European School of Management and Technology (ESMT) zufolge bildet Investment Banking oder auch das Wachstum durch Akquisitionen häufig keine nachhaltige Grundlage für Erfolg.
Der Bankenlandschaft steht eine Konsolidierungsbewegung bevor, wie Jan Hagen von der ESMT gegenüber pressetext verdeutlicht. Deutsche Institute seien im europaweiten Vergleich schlechter aufgestellt als ihre internationalen Pendants.
"Investment Banking kann durchaus ein ertragreiches Geschäft
sein", stellt Hagen im pressetext-Gespräch klar. Die Strategie, die
Erträge durch reines Investment Banking maximieren zu können, gehe aber
häufig nur wenige Jahre lang gut. "Interessanterweise hat sich gezeigt,
dass im Kerngeschäft solide aufgestellte Banken auch im
Investmentbereich sehr erfolgreich sind", so der Fachmann.
Kundengeschäft senkt Risiko
Der ESMT nach beruht langfristiger Geschäftserfolg auf der Entwicklung und dem Angebot von Produkten und Dienstleistungen, die sowohl Privat- wie auch Firmenkunden Nutzen bieten. Der Fokus auf Investment Banking habe in den vergangenen neun Jahren hingegen nur wenigen europäischen Finanzinstituten langfristigen Erfolg beschert. Für Banken wie die UBS oder die Dresdner Bank "war er regelrecht katastrophal". Vielmehr müssten die Geschäftsmodelle der Institute stärker auf das Kundengeschäft ausgerichtet werden.
Langfristige
Kundenbeziehungen können den Experten zufolge die Rendite steigern und
damit Ertragsschwankungen und Risiko mindern. Das Geschäft solle daher
mit mindestens 60 Prozent an der Bilanzsumme beteiligt sein. Die
bisherigen Geschäftsmodelle vieler Banken seien somit grundsätzlich zu
überdenken. Auf Akquisitionen basierende Strategien könnten zwar
kurzfristig Gewinne erwirtschaften. Langzeiterträge seien jedoch
begrenzt.
Europaweite Konsolidierung
"Das Geschäft findet immer mehr auf europäischer Ebene statt und nicht innerhalb nationaler Grenzen. Die Folge ist auch eine europaweite Konsolidierung", erklärt Hagen. Das Bild im Bankensektor würden künftig wenige dominante Player und einige kleinere Institute bestimmen. "Das Mittelsegment stirbt über kurz oder lang aus", meint der ESMT-Experte.
Banken in Spanien, Italien oder Großbritannien seien international besser aufgestellt als die deutschen oder auch die französischen. "Ohne eine grundlegende Reform, die zu europaweit gleichen Spielregeln führt und auch die Privatisierung öffentlich-rechtlicher Institute vorsieht, werden die deutschen Banken im internationalen Vergleich weiter zurückfallen und an Bedeutung verlieren", schließt Hagen.
Quelle: pressetext.deutschland (Manuel Haglmüller)