KfW-Gründungsmonitor 2007: Gründungen im Jahr 2006 stark rückläufig, aber Hoffnung auf Trendwende
Archivmeldung vom 27.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Gründergeschehen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen: Während sich 2005 noch 1,3 Millionen Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren mit einer Neugründung, Unternehmensübernahme oder -beteiligung selbstständig gemacht haben, sank diese Zahl 2006 auf 1,1 Millionen Personen.
Gründe für diese Abnahme liegen einerseits in dem Rückgang der
Gründungen aus der Arbeitslosigkeit. Andererseits scheint die erste
Reaktion auf den konjunkturellen Aufschwung darin zu bestehen, dass
viele Menschen eine abhängige Beschäftigung einer selbständigen
Tätigkeit vorziehen. "Es gibt aber Hoffnung auf eine Trendwende im
laufenden Jahr: Die Zahl der Gründungsplanungen ist außergewöhnlich
hoch. Der stabile Aufschwung könnte dazu führen, dass im Jahr 2007
bedeutend mehr Menschen den Schritt in die Selbständigkeit wagen",
sagte Ingrid Matthäus-Maier anlässlich der Präsentation des
KfW-Gründungsmonitors 2007 in der KfW-Zentrale Frankfurt a/M. "Das
ist auch dringend notwendig, denn ohne eine starke
Gründungsintensität und die durch sie geschaffenen Arbeitsplätze und
Innovationen könnte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Deutschlands Schaden nehmen."
Hemmschuh des deutschen Gründungsgeschehens ist, so ein wichtiges
Ergebnis des Gründungsmonitors, auch das im Vergleich zu anderen hoch
entwickelten Volkswirtschaften (wie z. B. den USA) pessimistische
Gründungsklima hierzulande. So hat die persönliche positive
Einstellung des Gründers zu seiner Eignung zum Unternehmertum, zur
Vereinbarkeit einer Selbständigkeit mit der persönlichen
Lebenssituation und zur finanziellen Realisierbarkeit sehr hohen
Einfluss darauf, dass eine Gründung tatsächlich realisiert und die
problematische Frühphase erfolgreich überstanden wird. "Zur
Verbesserung des Gründungsklimas bedarf es eines breit angelegten
Maßnahmenbündels mit fester Verankerung im Aus- und
Weiterbildungssystem und einem positiveren Ansehen von Personen, die
den Weg in die Selbständigkeit wagen", sagte Ingrid Matthäus-Maier.
Weitere wesentliche Ergebnisse des KfW-Gründungsmonitors:
- Im Jahr 2007 wurden brutto (d. h. ohne Berücksichtigung etwaiger
Verdrängungseffekte) rund 510.000 Vollzeitstellen im Bereich von
Neugründungen geschaffen. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein
Rückgang um rd. 300.000 Stellen.
- Das Gründungsgeschehen ist von kleinen und kleinsten
Gründungsprojekten dominiert. Jeder zehnte Gründer setzt für
seine Gründungen keine nennenswerten Sach- oder Finanzmittel
ein. 40 % der Gründer mit Mittelbedarf haben einen Bedarf von
unter 5.000 EUR. 76 % der Gründer haben keine Mitarbeiter und
auch keine Teampartner.
- Personen mit besseren formalen Qualifikationen oder mit einer
positiven Sicht der eigenen Eignung zum Unternehmerturm neigen
überdurchschnittlich stark zu Gründungen.
- In Deutschland gründen Männer häufiger als Frauen (60 % : 40 %).
Dies liegt aber nicht an "den Frauen an sich", sondern daran,
dass Frauen eine signifikant negativere Einstellung zum Gründen
haben als Männer und ihre eigenen Lebensumstände als weniger
geeignet für eine selbständige Tätigkeit einschätzen.
Das diesjährige Schwerpunktthema untersucht den Fortbestand von
Gründungen innerhalb der ersten zwei Jahre. Die Ergebnisse:
- Nach einem Jahr sind noch maximal 86 % aller Gründer aktiv. Nach
zwei Jahren liegt dieser Anteil nur noch bei maximal drei
Vierteln (76 %).
- Positiv auf den Fortbestand von Gründungen wirken sich das
Humankapital des Gründers, die Gründungsmotivation, eine
positive Einstellung zur eigenen Selbständigkeit sowie die Größe
des Gründungsprojekts aus.
Die KfW Mittelstandsbank förderte im vergangenen Jahr den
deutschen Mittelstand (Gründungen und bestehende Unternehmen) mit
rund 22 Mrd. EUR. Allein an Gründer wurden rd. 15.000 Kredite mit
einem Volumen von knapp 2,2 Mrd. EUR vergeben. Zu Beginn dieses
Jahres rief die KfW - auch in Reaktion auf den immer kleinteiligeren
Finanzierungsbedarf von Gründern - die Initiative "Kleiner
Mittelstand" ins Leben, durch die besonders Gründer, aber auch junge
Unternehmen verstärkt gefördert werden sollen. So wurden zu Beginn
des Jahres die Zinsen in den beiden Gründerprogrammen Start-Geld und
Mikrodarlehen um rund 30 % gesenkt, was bisher zu einer Erhöhung der
Anträge um ein Drittel geführt hat.
Der KfW-Gründungsmonitor ist eine seit dem Jahr 2000 durchgeführte repräsentative Erhebung des Gründungsgeschehens bei jährlich 40.000 zufällig ausgewählten in Deutschland ansässigen Personen.
Quelle: Pressemitteilung KfW