Maritimer Koordinator fordert deutsche Häfen zu europäischer Kooperation auf
Archivmeldung vom 03.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Maritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto, fordert die deutschen Seehäfen zu Kooperationen mit europäischen Konkurrenten auf. "Natürlich ist Rotterdam eine starke Konkurrenz für Hamburg", sagte Otto der Tageszeitung "Die Welt". Rotterdam könne zu jeder Tageszeit die größten Containerschiffe der Welt abfertigen. "Umso wichtiger ist es, dass Hamburg jetzt so bald wie möglich die Elbanpassung umsetzt. Jedes weitere Zaudern und Zögern kostet hier Arbeitsplätze", sagte Otto.
Jedoch dürfe es keine Denkverbote für zulässige Formen der Kooperation zwischen den Häfen geben. Vieles spreche daher für eine Beteiligung Hamburgs am neuen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Dann könne es leichter zu einer Arbeitsteilung unter den deutschen und europäischen Häfen kommen. "Wer am Ende nicht als jammernder Zwerg am Wegesrand stehen will, muss sich den wachsenden Herausforderungen stellen. Und das heißt: Die Häfen brauchen eine
europäische Perspektive", sagte Otto, der zugleich Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ist. "Es gibt hier durchaus Potenziale für kosteneffiziente Arbeitsteilungen", sagte Otto. Auch bei der geplanten Privatisierung des größten Binnenhafens in Europa, des Duisburger Hafens, sind die Niederländer als Partner im Gespräch. "Schon heute ist Duisburg ein enorm wichtiger Umschlagplatz für Güter aus Rotterdam. Solch eine Verbindung mit einer Beteiligung zu festigen, kann durchaus vorteilhaft sein, insbesondere wenn sie wechselseitig erfolgen könnte", sagte Otto weiter.
Sorgen um Deutschland als Schiffsbau-Nation macht sich der Politiker hingegen nicht. "Sicherlich haben China und Südkorea volumenmäßig eine Übermacht im Schiffbau. Aber Deutschland hat gute, innovationsfähige und leistungsfähige Werften", sagte Otto. Der Verkauf der Werften von Thyssen-Krupp an Abu Dhabi Mar sei kein Ausverkauf. "Ich denke schon, dass der Einstieg von Abu Dhabi Mar über kurz oder lang Aufträge nach Deutschland bringen kann", sagte Otto. Auch zur Schiffspiraterie äußerte sich der Koordinator: "Ich will klären, wie die rechtliche Lage bei der Mitfahrt von Sicherheitskräften an Bord aussieht. Mich interessiert auch, mit welchen Maßnahmen andere Nationen reagieren", sagte Otto. Es sei juristisch noch nicht abschließend geklärt, ob Soldaten der UN-Mission Atalanta an Bord von Handelsschiffen gehen dürfen. "Mir geht es schlicht darum, zu sehen, wie eine effiziente und koordinierte Unterstützung der deutschen Seeverkehrswirtschaft in dieser Frage erreicht werden kann. Das ist kein Räuber-und-Gendarm-Spiel", sagte Otto.
Er will demnächst bei einem Runden Tisch die beteiligten Ressorts und die Reeder zusammenbringen. Allerdings stehe dazu eine Antwort auf einen Brief des Maritimen Koordinators aus dem August an den Verband Deutscher Reeder noch aus.
Quelle: dts Nachrichtenagentur