RWI: Deutsche Wirtschaft weiter mit stabilem Wachstum
Archivmeldung vom 05.09.2017
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas RWI geht für das Jahr 2017 von einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,9 Prozent aus. In den Jahren 2018 und 2019 wird das Wirtschaftswachstum wohl mit 2,1 und 2,0 Prozent ähnlich hoch sein wie in diesem Jahr. Die Arbeitslosenquote wird in diesem Jahr voraussichtlich 5,7 Prozent betragen. Mit 5,5 Prozent im Jahr 2018 und 5,3 Prozent 2019 wird sie in den nächsten Jahren wohl weiter sinken. Die Inflation wird voraussichtlich 2017 und 2018 bei 1,6 Prozent liegen und 2019 auf 1,8 Prozent ansteigen. Die Budgetüberschüsse werden wohl weiter zunehmen, von 29 Milliarden Euro im Jahr 2017 bis auf 40 Milliarden Euro im Jahr 2019.
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung geht für das Jahr 2017 von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent aus – 0,3 Prozentpunkte mehr als bei seiner Prognose vom Juni dieses Jahres. In den Jahren 2018 und 2019 werden die Werte mit voraussichtlich 2,1 und 2,0 Prozent nur geringfügig niedriger sein. Die treibende Kraft hinter der weiterhin starken Konjunktur dürfte die inländische Verwendung sein. Vor allem die privaten Konsumausgaben werden wohl weiterhin spürbar steigen. „Steigende Beschäftigtenzahlen bei gleichzeitig steigenden Löhnen werden sich positiv auf das Wachstum auswirken“, sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn. Wegen der weiterhin niedrigen Zinsen, der steigenden Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten sowie höheren Planungen für Investitionen durch die öffentliche Hand dürften auch die Investitionen nennenswerte Beiträge zum Wachstum liefern.
Die deutschen Exporte werden sich wohl positiv entwickeln. In vielen Regionen der Welt wird mehr investiert; deutsche Exporte profitieren in der Regel davon. Auch der Euro-Raum, der wichtigste Absatzmarkt der Bundesrepublik, entwickelt sich günstig: „Der Aufschwung im Euro-Raum ist überraschend kräftig und wird sich wohl fortsetzen, davon profitiert auch die deutsche Wirtschaft“, so Roland Döhrn. Lediglich die zuletzt kräftige Aufwertung des Euro bremst die Entwicklung ein wenig.
Beschäftigungsaufbau verlangsamt sich
Im Jahr 2017 dürfte die Erwerbstätigkeit um 1,5 Prozent zunehmen, besonders die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird wohl steigen. Durch die Zunahme der Erwerbstätigkeit sind häufiger Engpässe am Arbeitsmarkt zu erwarten. Die steigende Zahl an Geflüchteten, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird hier entlastend wirken. Dennoch wird die Arbeitslosenquote nicht im selben Maße sinken wie die Beschäftigung steigt. Das liegt zum einen an der wohl weiter steigenden Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer, zum anderen an der anhaltenden Zuwanderung und der zunehmenden Zahl an Geflüchteten, die nach Qualifizierungsmaßnahmen nun auf dem Arbeitsmarkt sind, zunächst aber oft keine Beschäftigung finden. Im Jahr 2017 dürfte die Arbeitslosenquote deutlich auf 5,7 Prozent sinken, in den Jahren 2018 und 2019 allerdings nur noch langsam auf 5,5 Prozent beziehungsweise 5,3 Prozent zurückgehen.
Teuerung steigt nur leicht, Budgetüberschüsse bleiben hoch
Die Verbraucherpreise dürften in den Jahren 2017 und 2018 jeweils um 1,6 Prozent zunehmen, 2019 dann mäßig auf 1,8 Prozent steigen. Angesichts der guten Konjunktur können die Unternehmen zwar leichter ihre Kostensteigerungen an die Verbraucher weitergeben, was für sich genommen die Teuerung erhöht. Dämpfend wirkt dagegen, dass die Energiepreise seit dem Hoch zum Jahresbeginn 2017 wieder gesunken sind. Zudem sorgt die zuletzt recht kräftige Aufwertung des Euro für sinkende Importpreise.
Die Budgetüberschüsse des Staates steigen voraussichtlich auch 2017. Zwar werden die öffentlichen Haushalte in diesem Jahr durch eine expansiv ausgerichteten Finanzpolitik und die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer erheblich belastet. Dennoch werden die Staatseinnahmen aufgrund der guten Konjunktur kräftig um 3,8 Prozent zulegen. So dürfte der Budgetüberschuss 2017 auf 29 Millionen Euro steigen, für 2018 werden 36 Milliarden Euro und für 2019 40 Milliarden Euro erwartet. „Dies eröffnet jedoch nur temporär Spielräume im Haushalt, da ein großer Teil der Überschüsse aus Einsparungen bei Zinsausgaben entstehen, die nicht von Dauer sein werden“, warnt Roland Döhrn.
Quelle: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (idw)