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Studie: Börsenindex-Aufsteiger ziehen Frauenquote nach unten

Archivmeldung vom 22.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/AllSilhouettes.com / pixelio.de

Zwischen dem Erfolg bei Marktkapitalisierung und Börsenumsatz - den Kriterien für die Aufnahme in Dax und M-Dax - und einem hohen Frauenanteil im Vorstand gibt es bei deutschen börsennotierten Unternehmen keinen positiven Zusammenhang: Aufsteiger in Dax und M-Dax ziehen sogar regelmäßig die Frauenquoten nach unten.

Das zeigt eine Auswertung der Aufstiegskandidaten der beiden wichtigsten Börsenindizes durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates. Das auf die Besetzung von Spitzenpositionen spezialisierte Unternehmen hat dafür die aktuelle Zusammensetzung der Dax- und M-Dax-Vorstände analysiert.

Die Deutsche Lufthansa mit einem Frauenanteil von 17% wird heute im Dax ersetzt von Deutsche Wohnen ohne eine Frau im Vorstand. Auch beim letzten Indexwechsel stieg mit MTU Aero Engines ein Unternehmen ohne weiblichen Vorstand vom M-Dax in den Dax auf (für Thyssen-Krupp). Die letzten vier Aufsteiger in den Dax (Deutsche Wohnen, MTU, Wirecard, Covestro) kommen im Schnitt mit einer Frauenquote von lediglich 13% auf eine halb so hohe Frauenquote wie die Unternehmen, die sie verdrängt haben. Lufthansa, Commerzbank, ProSiebenSat1, Thyssen-Krupp haben eine durchschnittlich doppelt so hohe Frauenquote im Vorstand (26%).

Neu in den M-Dax kommt heute (neben der Lufthansa) das Unternehmen Ströer (für Deutsche Pfandbriefbank), ebenfalls ohne eine Frau im Vorstand. Das ist für einen Aufsteiger in den M-Dax nichts Ungewöhnliches: von den 29 Aufsteigern der letzten beiden Jahre in den zweitwichtigsten deutschen Börsenindex haben 25 kein weibliches Vorstandsmitglied (86%). Die Frauenquote der 29 Aufsteiger beträgt im Schnitt 5%.

Die Auswertung zeigt, dass neue Mitglieder sowohl im Dax als auch im M-Dax die durchschnittliche Frauenquote nach unten ziehen. Bei den 60 M-Dax-Unternehmen ist der Frauenanteil in den vergangenen Jahren zwar gewachsen, von 4,3% im Jahr 2017 auf aktuell 10,1%, doch haben 40 der 60 M-Dax-Unternehmen weiterhin nicht einmal eine Frau im Vorstand.

"Aufsteiger schaffen den Sprung in Dax und M-Dax bis heute zumeist mit einem unterdurchschnittlichen Frauenanteil in der Unternehmensführung, der einer positiven Entwicklung bei Börsenumsätzen und Marktkapitalisierung offenbar nicht im Wege steht", so Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates. "Oft handelt es sich bei Aufsteigern um relativ junge Unternehmen mit kleinen Vorständen, in denen die Gründer nicht selten eine tragende Rolle spielen. Hier könnte eine Diversifizierung in Bezug auf Gender, Internationalität und Erfahrung den nächsten Entwicklungsschritt wesentlich begünstigen."

Beim Grad der Internationalisierung fällt ein großer Geschlechterunterschied zwischen den Indizes auf: Im Dax kommen 44% der Frauen im Vorstand und 31% der Männer aus dem Ausland, im M-Dax sind es nur 17% der Frauen und 26% der Männer.

Wer sich bis nach ganz oben hocharbeiten will, hat es in einem Dax-Unternehmen besser: Fast 70% der Dax-Vorstände sind aus dem Unternehmen heraus in die Rolle gewachsen, im M-Dax sind es weniger als die Hälfte (46%). 23% der M-Dax-Unternehmen haben gar kein 'Eigengewächs' im Vorstand. Bei den Vorstandsvorsitzenden ist der Unterschied noch größer: 70% der CEOs im Dax wurden intern auf die Rolle vorbereitet, im M-Dax sind es nur 22%.

Wer gerne spätestens mit 31 Jahren Vorstand sein will, hat hierzu im M-Dax die besseren Chancen. Hier gibt es momentan zehn Vorstände, die zum Zeitpunkt der Ernennung zum Vorstand zwischen 25 und 31 Jahre alt waren.

"Unsere Auswertungen lassen für M-Dax und Dax unterschiedliche Karrierepfade erkennen. Junge Kandidaten und Kandidaten von außen haben in M-Dax-Unternehmen bessere Chancen auf einen Top-Job. Die Mehrheit der M-Dax-CEOs kommt von extern, beim Dax ist es weniger als ein Fünftel. Mit besonders erfolgreichen Unternehmen haben sie zudem noch die Chance auf einen schnellen Aufstieg in den Dax, ohne die für den Dax typische interne Karriereleiter hinaufsteigen zu müssen. Die Ausnahme sind internationale weibliche Top-Managerinnen, die bei Dax-Unternehmen direkt ganz oben einsteigen können", sagt Dr. Thomas Tomkos, Leiter der deutschen Board & CEO Praxisgruppe bei Russell Reynolds Associates.

Vollständige Studie herunterladen

Quelle: Russell Reynolds Associates (ots)

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