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Occupy Frankfurt: Bernd Senf erklärt Ursachen der Finanzkrise

Archivmeldung vom 17.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Occupy Frankfurt Demo vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt
Occupy Frankfurt Demo vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt

Am vergangenen Samstag ist die „Occupy Wall Street“ - Bewegung in viele Länder und Städte dieser Welt getragen worden. Über 40.000 Demonstranten sind auch in Deutschland auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über das Geld- und Bankensystem und die damit verbundene Ungereichtigkeit auszudrücken. Im ExtremNews-Videobeitrag sehen Sie, wie die Demonstration vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main verlaufen ist und was Bernd Senf, ein ehemaliger Professor für Volkswirtschaftslehre, über die grundlegenden Ursachen der Wirtschaftskrise vor Ort zu sagen hatte.

"Weg mit Zins und Zinseszins!" - Occupy Frankfurt Demo vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt
"Weg mit Zins und Zinseszins!" - Occupy Frankfurt Demo vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt

In Frankfurt haben sich ungefähr 8000 Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und aus jeder Altersstufe zusammengefunden und sind in einem Demonstrationszug zum Willy-Brandt-Platz gezogen, um dort ihre Unzufriedenheit mit dem bestehenden System der Banken zum Ausdruck zu bringen. Die Occupy – Bewegung kämpft für soziale Gerechtigkeit und echte Alternativen als Auswege aus der Krise.

Trotz der Tatsache, dass sich unterschiedlichste Menschen an diesem Tag zusammengefunden haben und der eine oder andere verständlicherweise auch eine starke Wut gegen das System in sich trägt, blieben die Aktionen durchweg friedlich und vermittelten ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und eine vorrevolutionäre Aufbruchstimmung. Die Leute haben erkannt, dass Sie alle „an einem Strang ziehen“ müssen, um etwas zu verändern und dass diese dringend notwendigen Veränderungen vom Volk ausgehen müssen.

Man kann die Aktivisten kaum festen Gruppierungen zuordnen, es ist mehr eine Zusammenkunft von freien Individuen, die erkannt haben, dass es gravierende Fehler im System gibt, die bereinigt werden müssen. Auch, wenn bisher kaum Alternativen genannt wurden und die einzelnen Menschen sicher nicht alle auf dem gleichen Wissensstand sind, so wurden doch die tatsächlichen Ursachen der sogenannten „Finanzkrise“ von Bernd Senf in einem beeindruckenden Redebeitrag dargestellt. Senf war bis 2009 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und klärt seit Jahren über die tieferen Gründe der Krise auf, die kaum in den Medien und von Politikern oder sogenannten Wirtschaftsexperten angesprochen werden.

Senf sieht die Fehler des Systems unter anderem in der Zins- und Zinseszins-Dynamik begründet, die er mit der Dynamik eines „Krebsgeschwüres“ vergleicht. „Es wächst im exponentiellen Maße etwas heran, was langfristig die Lebensgrundlagen des betreffenden Organismus immer mehr belastet und schließlich zerstört“, so Senf. Er führte weiter aus: „Das ist ein Wachstum, was am Anfang langsam und unauffällig ist, deswegen auch gar nicht thematisiert wurde, was aber eine unglaubliche Dynamik dann entfacht, nach 60, 70, 75 Jahren und genau in diesem Zeitraum befinden wir uns, wenn wir mal den Start bei der Einführung der D-Mark 1948 setzen. Diese Dynamik wird sich von selbst nicht abschwächen, im Gegenteil sie wird immer dramatischer werden.“

Gleichzeitig könne das Geldvermögen nur anwachsen, wenn entsprechend symmetrisch auch die Schulden der Haushalte, Unternehmen und Staaten anwachsen. „Das heißt, die Schuldner werden in die Schuldenfalle gelockt und getrieben und hineingezogen und irgendwann schnappt die Schuldenfalle zu und dann kennen die Gläubiger in der Regel kein Erbarmen. Es werden die Forderungen gegenüber Schuldnern erbarmungslos eingetrieben“, fuhr Senf fort. „Außerdem verschaffen die Schulden den Gläubigern einen Rechtstitel auf den Zugriff des Eigentums der Schuldner.“

„Es wird immer deutlicher, dass wir uns in diesem Zusammenhang auf einem Weg befinden, wo die demokratischen Grundlagen immer weiter ausgehöhlt werden und wo es droht, dass die Gesellschaften und zwar nicht nur bei uns, sondern weltweit, mehr und mehr in eine Finanzdiktatur hineingerät“, meinte Senf. Weil die Ökonomen und Politiker sowie die meisten Medien zu diesen Themen nichts grundlegendes beigetragen hätten, sei es dringend notwendig, dass mehr und mehr Menschen aus der Bevölkerung diese Fragen selbst in die Hand nehmen und eine Bewegung voranbringen , die diesen Tendenzen wirksam etwas entgegensetzt.

Rund 200 Menschen campen jetzt schon seit drei Tagen vor der EZB und haben von der Stadt Frankfurt eine Genehmigung, noch bis Mittwoch weiterzuzelten. Einige Demonstranten haben aber scheinbar schon angekündigt, die Protestaktion „auf unbestimmte Zeit“ ausweiten zu wollen.

Hier können Sie sich den ExtremNews – Videobeitrag zur Occupy Frankfurt – Demonstration und die komplette Rede von Bernd Senf anschauen:

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