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Crowdfunding: Betreiber gehen in die Offensive

Archivmeldung vom 18.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Reinhard Willfort (Mitte), Gründer von 1000x1000.at, hat im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien über Vorhaben von Proponenten wie Folke Tegetthoff und Helmut Hofer-Gruber informiert. Bild: fotodienst.at/S. Renlom
Reinhard Willfort (Mitte), Gründer von 1000x1000.at, hat im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien über Vorhaben von Proponenten wie Folke Tegetthoff und Helmut Hofer-Gruber informiert. Bild: fotodienst.at/S. Renlom

Vertreter der 16 größten Crowdfunding-Plattformen, darunter Reinhard Willfort von Österreichs Vorreiter 1000x1000.at, wollen am Mittwoch in Brüssel die Gründung einer internationalen Non-Profit-Organisation fixieren. "Rund 300 Crowdfundig-Plattformen gibt es in Europa bereits - Tendenz weiter steigend", so Oliver Gajda, Mitgründer von European Crowdfunding Network (ECN), im Gespräch mit pressetext. Es herrsche schon beträchtlicher Wettbewerb sowohl untereinander als auch gegenüber den USA. Noch immer würden 30 bis 40 Prozent der investierten Beträge von Freunden und Verwandten stammen.

"Die mittels Crowdfunding finanzierten Projekte reichen von Privatkrediten über Denkmalpflege bis hin zu Firmen und Produkten", sagt Gaida. Er sieht diese Entwicklung als Folge der Vernetzung durch das Internet. "Man kann heutzutage auf breiter Basis viel schnellere Entscheidungen herbeiführen als früher, was dem Crowdfunding sehr dienlich ist." Ein großes Unbehagen mit Banken spiele auch eine Rolle. Auf lange Sicht erwartet der Crowdfunding-Pionier eine Bereinigung der Branche und Aufteilung in einige große Plattformen und viele regional spezialisierte.

In Europa sieht der ECN-Mitgründer Italien mit rund 60 Crowdfunding-Plattformen auch in der Gesetzgebung am weitesten. Die Niederlande halten bei 40, Polen bei zehn und noch ohne derartige Gesetze sei Portugal. In Deutschland und Frankreich geht es laut Gaida aus unterschiedlichen Gründen langsam voran, in Großbritannien sei man zurückhaltender. "In Europa gibt es mehr Plattformen, in den USA dafür mehr Geld." Amerikas erste Crowdfunding-Plattform, Rally.org, expandierte erst kürzlich nach Europa und eröffnete ein Büro in Berlin.

Kein Ersatz für Sparbücher

Beim Crowdfunding unterscheidet Willfort vier Arten. Spendenbasierte Plattformen wie Respekt.net, "Geld für Projekte" mit Anerkennung für Investoren, Finanzierung durch Mikrokredite mit einer erwartbaren Verzinsung und Projekte mit stiller Beteiligung, wie etwa bei 1000x1000.at oder Seedmatch.de, wo es sehr wohl zu finanziellen Rückflüssen kommt. "Es geht um ein neues Wirtschaften mit Transparenz auf Basis kollektiver Intelligenz und keinen Sparbuch-Ersatz", resümiert Willfort.

"Crowdfunding begann im sozialen Bereich und mit Start-ups. Dieser Charakter sollte auch beibehalten werden", wünscht sich Gaida und sieht das Modell bestens geeignet zur Frühfinanzierung von Projekten. Der typische Investor sei Internet-affin und zumeist über 50 Jahre alt. "Deren Hauptmotivation ist etwas auf die Beine zu stellen, weniger der Return on Investment." Bei Mindestsummen von 250 Euro könnten Investoren auch kaum pleitegehen, was für den ECN-Mitgründer sogar die "Entmachtung des Kapitals" darstellt.

Kickstarter bringt iPhone-App auf den Markt

Die Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat sich dazu entschlossen, in Zukunft auch mobil für ihre Nutzer erreichbar zu sein. Zu diesem Zweck bringt das IT-Unternehmen aus New York eine offizielle Applikation für iPhone-User auf den Markt (http://bit.ly/UiVufn). Die App soll kostenlos im Apple Store herunterzuladen sein und sowohl Personen ansprechen, die an der Finanzierung einzelner Projekte interessiert sind als auch jene, die Unterstützer für ihre Geschäftsidee suchen.

Drei Aspekte im Zentrum

"Bei der Realisierung der Kickstarter-App haben wir uns auf das konzentriert, was wir in den vergangenen drei Jahren gelernt haben", erklärt das Unternehmen in einer Aussendung. Dabei stünden drei Aspekte im Mittelpunkt: neue Projekte finden, sich laufend über bereits unterstützte Ideen informieren und das Bereitstellen von großartigen Tools für Urheber.

Kickstarter ist bekannt für seine große Anzahl an Apple-relevanten Produkten. Innovative Aufladegeräte für das iPhone oder adaptierte iPad-Halterungen sind nur einige davon. Nun kommt auch die unternehmenseigene iPhone-App. Es existieren jedoch bereits zwei Apps, sowohl für iOS (Kickstarter Projects) als auch Android (Kickstarter Mobile), diese sind aber nicht offiziell gebranded.

"Backer" aus 177 Staaten

Beobachter rechnen mit großem Interesse an der mobilen Funktion. Neben den klassischen Möglichkeiten können User die App auch mit Facebook verknüpfen, um zu sehen welche Freunde ein Projekt unterstützen bzw. selbst ins Leben rufen. Letztere sollen auch in der Lage sein, Videos und Kommentare zu posten. Ob Kickstarter auch an einer Version für Android, Windows Phone oder BlackBerry arbeitet, ist nicht bekannt.

Im Jahr 2012 hat die Kickstarter-Community aus 177 Ländern insgesamt 2,2 Mio. Mal ein Projekt in einer Höhe von 320 Mio. Dollar unterstützt. Zu einem erfolgreichen Abschluss kamen dabei knapp über 18.000 Ideen.

Quelle: www.pressetext.com/Jürgen Molner - Sebastian Köberl

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