Unternehmen laufen sehenden Auges in die demografische Arbeitsmarkt-Falle
Archivmeldung vom 19.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnternehmen tun derzeit wenig, um erfahrene Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und einzusetzen. Und dies obwohl ihnen die möglichen Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt bewusst sind. So das Kernergebnis einer aktuellen Umfrage der Management- und IT-Beratung Capgemini, unter Personalentscheidern, die vor der derzeitigen Diskussion des Themas abgeschlossen wurde.
An der Studie nahmen 51 der 440 umsatzstärksten
deutschen Unternehmen teil. "Gerade die Personaler sind sich des
Problems des abnehmenden Arbeitskräftereservoirs bewusst. Außerhalb
der Personalabteilung ist dies weniger der Fall", erläutert Sigmund
Dawidowicz von Capgemini Consulting. Insgesamt haben die Unternehmen
derzeit noch keine Probleme, Arbeitskräfte zu gewinnen (80 Prozent).
Erst ab dem Jahr 2010 rechnet die Mehrheit der Befragten mit einem
Mangel an Bewerbern. Sicherlich ein Grund, dass momentan auch die
Bereitschaft, ältere Mitarbeiter einzustellen niedrig ist: 43 Prozent
sagen "gering" oder "sehr gering", immerhin 46 Prozent "mittel". Ganz
ähnlich die Ergebnisse einer breiteren Untersuchung von Capgemini mit
über 1.200 Teilnehmern aus dem Jahr 2005. Damals zogen 57 Prozent der
befragten Unternehmenschefs einen über 50-jährigen Bewerber für eine
Neueinstellung überhaupt nicht in Erwägung.
Hohe Gehälter und starres Kündigungsrecht bemängelt
Die größten Hindernisse bei der Einstellung älterer Mitarbeiter
sind das zu hohe Gehalt (51 Prozent Nennungen) und ein zu starres
Kündigungsrecht (44 Prozent). An dritter Stelle wird die Tatsache
genannt, dass ein jüngerer Mitarbeiter der Vorgesetzte wäre (42
Prozent). Interessanterweise wünschen sich die Unternehmen aber vor
allem gelockerte Kündigungsregelungen gefolgt von mehr Mobilität und
Flexibilität seitens der Arbeitnehmer als Voraussetzung, um mehr
ältere Mitarbeiter einzustellen (jeweils 46 Prozent). Ein geringerer
Lohn steht erst an vierter Stelle (33 Prozent). Staatliche
Unterstützung wie bei der Gesetzesinitiative 50 plus geplant, folgt
erst sechster Stelle.
Mitarbeiterentwicklung noch wenig altersspezifisch ausgerichtet
Gerade mangelnde Flexibilität und -Mobilität werden denn auch
generell als Schwäche älterer Mitarbeiter genannt. Punkten können
diese hingegen mit Attributen wie Erfahrung, Loyalität und Disziplin.
"Die Silbergeneration stellt aus Sicht der Personalentscheider den
genauen Gegenentwurf zu jungen Generation dar", so Dawidowicz. "Von
daher sollten Unternehmen schauen, wie sie das Beste aus den
Generationen verbinden können, so z.B. durch altersgemischte Teams
oder Mentorenprogramme."
Derzeit findet kaum eine gezielte Weiterentwicklung der Fähigkeiten älterer Mitarbeiter in den Unternehmen statt. Über drei Viertel der Befragten erhöhen mit steigendem Lebensalter nicht das Fortbildungsangebot. Begründung: "ältere Mitarbeiter hätten bereits viel Erfahrung und Weiterbildung genossen", "kein Interesse seitens der betroffenen Mitarbeiter" - und zu einem geringen Teil - "die Investition lohne sich nicht mehr". Dies ist umso erstaunlicher als dass fast alle Befragten der Meinung sind, ältere Arbeitnehmer würden von Weiterbildungsmaßnahmen profitieren. Immerhin haben einige Unternehmen bereits spezielle Entwicklungsprogramme für ältere Mitarbeiter aufgelegt und ein weiteres Drittel plant dies. "Gefahr erkannt. Das ist das positive Ergebnis unserer Untersuchung. Gefahr gebannt? Das sehen wir noch nicht. Theoretisch können Personalabteilungen schon heute eine solide demografische Mitarbeiterplanung vornehmen. Die Instrumente, um demografische Gefahrenherde zu finden, sind da, sie müssen nur angewendet werden. Und dazu wird die derzeitige Diskussion in den Medien und der Öffentlichkeit sicher beitragen", schlussfolgert Sigmund Dawidowicz.
Quelle: Pressemitteilung Capgemini