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Ver.di beklagt "Sklavenverhältnisse" in Lebensmittelhandel

Archivmeldung vom 20.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
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Die Lebensmittelunternehmen Rewe, Netto und Edeka haben oder hatten Verträge für ihre Logistikzentren mit einer Fremdfirma, die Lohndumping betreibt. Das zeigen Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz". Die Unternehmen arbeiten auf Basis von so genannten Werkverträgen mit einem Personaldienstleister aus Bayern, der Firma "headway logistic", zusammen.

Dieser zahlt seinen Mitarbeitern, die in den Lagern eingesetzt sind, fast ausschließlich Akkordlohn. Ein Mitarbeiter von "headway logistic" berichtete "Report Mainz", er habe in einem Monat nur knapp 380 Euro verdient, obwohl er voll gearbeitet habe. Die stellvertretende Ver.di-Bundesvorsitzende Margret Mönig-Raane spricht von "Sklavenverhältnissen" und fordert Rewe, Netto und Edeka auf, die Zusammenarbeit mit "headway logistic" zu beenden.

"Report Mainz" liegen mehrere Arbeitsverträge der Firma "headway logistic" vor. Danach richtet sich der Verdienst nach der Zahl der bewegten Verpackungseinheiten, so genannte Collis, die in den Lagern für den Transport in die einzelnen Supermärkte zusammengestellt werden. Dafür gibt es geringe Cent-Beträge. Der Mitarbeiter von "headway logistic", der in einem Netto-Lager arbeitet, berichtet, selbst gute Mitarbeiter in seinem Arbeitsbereich schafften am Tag nur 1300 Collis. Dies würde einem Verdienst von knapp 37 Euro am Tag entsprechen. Neben dem Akkordlohn gibt es zwar noch eine Anwesenheitsprämie von 75 Cent pro Stunde. Diese entfällt nach Angaben des Mitarbeiters jedoch in einem Monat komplett, wenn der Mitarbeiter auch nur einen Tag krank gewesen ist.

Die stellvertretende Ver.di-Bundesvorsitzende, Margret Mönig-Raane, kommt nach Prüfung der Arbeitsverträge zu dem Ergebnis: "Das ist ein Skandal. Es heißt, ich arbeite für 75 Cent die Stunde und bekomme Akkordlohn. Und darüberhinaus weiß ich aber nie, ob ich auch das angepeilte Pensum erreichen kann. Das ist ja wirklich als hätte man einen Strick um den Hals und kämpft permanent darum, dass man überhaupt noch Luft bekommt. Ich finde so etwas unmoralisch."

Das Personal für "headway logistic" wird unter anderem von einem privaten Arbeitsvermittler aus Gera rekrutiert. In einem Internet-Video, das im Netz inzwischen nicht mehr abrufbar ist, ist von 43 Lager-Standorten in ganz Deutschland die Rede. Zu den Arbeitsbedingungen heißt es unter anderem: "Sie müssen auch grundsätzlich bereit sein, Wochenende, Feiertage, also quasi ständig und immer arbeiten zu können." Dazu Margret Mönig-Raane gegenüber "Report Mainz": "Wenn man, um auf 900 Euro netto zu kommen, 10 bis 12 Stunden arbeiten muss, 14, 15 Tage am Stück arbeiten soll, dann kann ich das nur als Sklavenverhältnis bezeichnen."

Auf Anfrage von "Report Mainz" bestätigten die Unternehmen Netto und Rewe, dass sie Verträge mit der Firma "headway logistic" abgeschlossen haben. Die Firma Edeka nannte die Firma zwar nicht, "Report Mainz" liegt jedoch eine E-Mail des Betriebsleiters am Edeka-Logistikstandort in Hof in Sachsen an den Betriebsrat von Ende August vor. Darin heißt es, dass auch "die Werkvertragsfirma Headway ab Freitag, den 27.08.2010 für uns tätig sein" wird. Die Lebensmittelunternehmen teilten in getrennten Stellungnahmen mit, man lasse sich von Fremdfirmen zusichern, dass die in ihren Logistikzentren tätigen Arbeiter tariforientiert, beziehungsweise branchenüblich bezahlt würden. So gibt etwa Netto an, man lasse sich eine Verpflichtungserklärung durch die externen Dienstleister unterschreiben.

Margret Mönig-Raane fordert die Unternehmen auf, die Zusammenarbeit mit "headway logistic" zu beenden. Gegenüber "Report Mainz" sagte sie: "Ich bin der Meinung, die darf man nicht außen vorlassen, da muss man sie fragen: Was habt Ihr Euch dabei gedacht, solche Firmen zu beauftragen."

Quelle: SWR - Das Erste

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