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KfW-Research: Deutsche Wirtschaft wächst wieder

Archivmeldung vom 24.05.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
KfW Research
KfW Research

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Im ersten Quartal 2024 hat die Wirtschaftsleistung wieder leicht zugenommen, nachdem sie am Ende von 2023 geschrumpft ist und im Gesamtjahr praktisch stagniert hat. Die bisher verfügbaren Frühindikatoren deuten für das zweite Quartal 2024 ebenfalls auf ein leichtes Wachstum hin und in der zweiten Jahreshälfte dürfte der Aufschwung an Breite gewinnen. Insgesamt erwartet KfW Research in der aktuellen Frühjahrsprognose für Deutschland im Jahre 2024 weiterhin ein Wachstum von 0,3 %, gefolgt von 1,2 % im Jahr 2025, und bestätigt damit die Vorprognose.

"Hinter der von uns für 2024 prognostizierten Jahreswachstumsrate von 0,3 % verbirgt sich eine bessere Nachricht als es scheint: Die deutsche Wirtschaft wächst wieder, sie wird in diesem Jahr voraussichtlich in jedem Quartal wachsen, und dies durch die zunehmende Breite des Konjunkturaufschwungs ab Jahresmitte mit steigendem Tempo", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus durch die Schrumpfung am Ende des Vorjahres fällt das Wachstum sehr moderat aus, aber im kommenden Jahr erwarten wir dann ein Wachstum von 1,2 % bei einer ähnlichen unterjährigen Konjunkturdynamik. Die sogenannten Verlaufsraten - also das Wachstum von Q4 zu Q4 - liegen nach unserer Prognose sowohl 2024 als auch 2025 bei + 1,2 %. Allerdings bleibt der Handlungsdruck groß, strukturelle Herausforderungen anzugehen, denn sonst werden die prognostizierten Wachstumsraten für 2024 und 2025 zur Ausnahme und die Transformation zu einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft deutlich schwerer fallen."

Mit einer nur noch moderaten Inflation bei deutlich höheren Nominallohnsteigerungen und einer angesichts der Fachkräfteknappheit voraussichtlich weiterhin stabilen Beschäftigung sind die Voraussetzungen für eine vom privaten Konsum angetriebene Erholung weiterhin gegeben. Auch die Konsumausgaben des Staates dürften im laufenden und im kommenden Jahr wieder zulegen, nachdem sie 2023 wegen des Wegfalls staatlich finanzierter Corona-Maßnahmen erstmals seit 2004 rückläufig waren und das Wachstum erheblich gebremst haben. Die deutschen Exporte können außerdem von einer Erholung des Welthandels profitieren. Weil mit der Konsumerholung in Deutschland allerdings die Importe voraussichtlich ebenfalls deutlich zunehmen werden, dürfte der Außenbeitrag das BIP-Wachstum bis zum Ende des Prognosehorizont nur leicht anschieben.

Bei den Bruttoanlageinvestitionen ist indes mit einer schleppenden Erholung zu rechnen. Zwar ist eine erste Zinssenkung der EZB in diesem Sommer inzwischen sehr wahrscheinlich, die weitere Lockerung der Geldpolitik wird aber voraussichtlich nur langsam erfolgen und die in den Vorjahren erfolgte geldpolitische Straffung noch nachwirken. Vor allem bei den besonders zinssensiblen privaten Wohnungsbauinvestitionen ist 2024 trotz der guten Entwicklung am Jahresanfang erneut mit einem signifikanten Rückgang zu rechnen. Dagegen dürften die Unternehmensinvestitionen auch aufgrund der hohen Bedarfe für die Energiewende in etwa konstant bleiben und die staatlichen Investitionsausgaben insbesondere dank erhöhter Rüstungsausgaben im Rahmen des Bundeswehr-Sondervermögens zunehmen. Im Jahr 2025 wird die Bremswirkung der globalen Geldpolitik dann aber spürbar nachlassen, wovon insbesondere die Bauwirtschaft und das Verarbeitende Gewerbe profitieren können. Auch die privaten Wohnbauinvestitionen dürften dann gestützt von einer nach wie vor hohen Wohnungsnachfrage wieder signifikant expandieren.

Hinsichtlich der Inflationsentwicklung ist für die kommenden Monate zunächst mit einem holprigen Seitwärtstrend zu rechnen. Maßgeblicher Grund ist die hartnäckige Dienstleistungsinflation, die zuletzt bei unkomfortabel hohen 3,6 % lag. Die Aussichten für einen weiteren Rückgang der Dienstleistungsinflation sind aber gut, denn die Tariflöhne in Deutschland haben im ersten Quartal unter Berücksichtigung von Sonderzahlungen zwar nochmals stark zugelegt, kontinuierlich nachlassende Zuwächse der in Stellenanzeigen angebotenen Gehälter sprechen aber für eine Abschwächung des Lohndrucks. KfW Research hebt die Inflationsprognose 2024 für Deutschland leicht auf 2,6 % (+ 0,1 Prozentpunkte) an. Im nächsten Jahr dürfte der Verbraucherpreisanstieg sich mit 2,2 % (+ 0,2) weiter dem 2 %-Ziel der EZB annähern.

Auch wenn die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich auf einen Wachstumspfad zurückkehrt, bleiben einige strukturelle Herausforderungen bestehen. Die mittel- und langfristig wohl größte dieser Herausforderungen ist der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft hin zur CO2-Neutralität. Nach dem von KfW Research ermittelten ökologischen Preisschild für das BIP impliziert die aktuelle Konjunkturprognose, dass der Ausstoß von Treibhausgasen (THG) weiter sinken wird. Die mit dem novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz für das laufende Jahrzehnt eingeführten jährlichen Obergrenzen für den THG-Ausstoß werden 2024 und 2025 voraussichtlich eingehalten. Gleichwohl bleibt der klimapolitische Handlungsdruck hoch, um auch das THG-Einsparziel von 65 % bis 2030 sowie das langfristige Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, insbesondere bei Gebäuden und Verkehr.

Im Euroraum dürfte die Konjunkturschwäche des zweiten Halbjahrs 2023 ebenfalls überstanden sein. Nachdem die Eurozone im vierten Quartal 2023 leicht um 0,1 % geschrumpft ist, überraschte das BIP im Auftaktquartal 2024 positiv mit einem (preis- und saisonbereinigten) Zuwachs von 0,3 % zum Vorquartal. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet KfW Research jetzt ein Realwachstum von 0,8 % (Vorprognose: + 0,6 %) und eine Inflationsrate von 2,4 %. Für 2025 rechnen wir im Euroraum unverändert mit einem Wachstum von 1,5 % und einer Inflationsrate von 2,0 %.

Zu den Unwägbarkeiten der Konjunkturprognose zählen weiterhin die geopolitischen und geoökonomischen Risiken insbesondere im Zusammenhang mit Russlands Invasion in der Ukraine und dem Nahostkonflikt.

Quelle: KfW (ots)

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