Makroökonom Andreas Popp hält eine Währungsreform für unvermeidbar
Archivmeldung vom 31.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAndreas Popp, Dozent für Makroökonomie und Buchautor, sagt in der ExtremNews Sendung "Dein Geld": "Der Euro ist bereits tot, nur er ist noch nicht gefallen." Alle Rettungsmaßnahmen dienten jetzt nur noch dazu, die Fallrichtung zu bestimmen. Eine Währungsreform sei aber unvermeidbar. Die größte Aufgabe bestehe jetzt darin, die Menschen im Kopf freizumachen, damit etwas sinnvolles Neues entstehen kann.
Für den international bekannten Repräsentanten der Wissensmanufaktur und Autor Andreas Popp ist der Euro die dümmste Entscheidung, die die Deutschen mit sich machen ließen. Selbst der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der Bankmanager Alfred Herrhausen seien gegen den Euro gewesen. Erst nach der Ermordung von Herrhausen hat sich Kohl relativ schnell anders entschieden. Was schließlich zur Meinungsänderung von Kohl führte, entzieht sich allerdings Popps Kenntnis.
In einer einheitlichen Währung sieht der Makroökonom nur Vorteile für die großen Unternehmen, die ihre Produktionsstandorte ohne Wechselkurs-Risiken ins Ausland verlegen können, um dort billiger zu produzieren, während kleinere und mittelständische Betriebe, die immer der Garant für unsere Wirtschaftsordnung darstellten, um ihre Existenz fürchten müssen. Das führt schließlich zur Bildung von zwei Gruppen: Eine Größere mit den arbeitslosen Arbeitnehmern und den ehemaligen Inhabern der kleinen und mittelständischen Betriebe und auf der anderen Seite zur Verreichung der im Ausland produzierenden Unternehmen. Es entspricht dabei nicht der Wahrheit, dass es uns allen zu Gute kommt, wenn die großen Unternehmen hohe Gewinne erzielen. Denn der Gewinn fließt ja nicht nach Deutschland sondern bleibt im Unternehmen und wird an die Aktionäre verteilt. Was im Endeffekt eine Umverteilung ist, die zu Lasten der kleinen und mittelständischen Betriebe geht.
Auf die Frage des Moderators, welchen Tipp er für Arbeitnehmer und Inhaber von kleinen und mittelständischen Betrieben habe, um was man sich kümmern sollte antwortete Andreas Popp: "Er sollte versuchen, autark zu bleiben, soweit es irgendwie möglich ist." Popp riet auch davon ab, Schulden zu machen, um darauf zu hoffen, dass es irgendwann besser werden würde oder eine Währungsreform kommt, die die Schulden minimieren würde. Es ist ein Irrglaube, dass sich eine Währungsreform positiv auf die Schulden auswirkt. Dies trifft nur auf den Staat zu, der sich tatsächlich entschuldet, aber allerdings auf die Kosten der Bürger. Hat beispielsweise jemand 100,- Euro Guthaben und auf einem anderen Bankkonto 100,- Euro Schulden, so ist zum jetzigen Zeitpunkt sein Saldo ausgeglichen. Kommt nun eine Währungsreform, dann passiert folgendes: Aus den 100,- Euro Guthaben, werden bei einem Umrechnungsfaktor 1:10, anschließend 10 Taler. Aus den Schulden, die immer mit einem anderen Faktor berechnet werden, werden anschließend 50,- Taler Minus. Obwohl sich die Beträge an sich jetzt zwar verringert haben, ist nun aus dem ehemals ausgeglichenen Saldo eine Verschuldung von 40,- Taler entstanden. Der Hintergrund dafür ist, dass bei einer Währungsreform die Schulden immer effektiv aufgewertet werden. Denn das Geld, das die Privatpersonen und Firmen dadurch verlieren, ist das Kapital, womit sich der Staat eigentlich entschuldet.
Außerdem empfiehlt Popp, Kosten zu reduzieren und sein Vermögen geldunabhängig zu lagern. Er sagt diesbezüglich: "Intelligente Menschen haben kein Geld, sie haben immer nur Vermögen". Davor, sein Geld in eine vermögensbildende Lebensversicherung anzulegen, rät der Dozent für Makroökonomie ab. Seine Begründung hierfür ist, dass die Krise genau wie auf dem Bankensektor schon längst bei den Lebensversicherungen angekommen ist. Bisher hat nur noch niemand die Krise zugegeben, jedoch werden dort ebenfalls noch "Bomben" platzen.
Andreas Popp sieht keine Chance mehr darin, dass wir um eine Währungsreform herumkommen werden. Die Währungsreform wird auch für alle Bürger unerwartet und wahrscheinlich zum unpassendsten Zeitpunkt kommen. Er hofft, dass der Crash kommt, weil die Menschen das Vertrauen in die Banken verlieren und dort all ihre Gelder abholen und nicht, dass eines Freitags Abends Frau Merkel im Fernsehen verkündet, dass das System jetzt zu Ende sei und wir am nächsten Montag neues Geld bekommen werden. Bei der zweiten Variante ginge wahrscheinlich das jetzige System nur wieder von vorne los und eine Chance zur Veränderung gibt es dabei nicht. Eine positive Änderung des System kann nur entstehen wenn es gelingt, eine bestimmte kritische Masse von denkenden Menschen zu überschreiten, woraus sich eine Dynamik entwickelt, die die jetzigen passiven Mitläufer auch zu denkenden Menschen macht. Die größte Aufgabe, die vor uns liegt, besteht aus der Sicht von Andreas Popp darin, "Die Freiheit wieder zu lernen, wir sind jetzt unfrei". Wenn die Menschen im Kopf frei sind, kann aus vielen einzelnen Gemeinschaften und regionalen Gruppen ein neues System entstehen. Denn, dass der Gemeinschaftsgedanke und die Nachbarschaftshilfe noch funktioniert und in den Genen der Menschen vorhanden ist, zeigt sich in Notsituationen. So kamen beispielsweise bei der Oderflut die Menschen aus allen Regionen, um den Notleidenden vor Ort zu helfen.
Was Andreas Popp sonst noch alles zu den Themen Geld und Währungsreform zu sagen hatte und warum er sich so für den Tierschutz einsetzt, sehen Sie kostenfrei im nachfolgenden ca. 30 minütigen Videobeitrag.