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Männer führen Firmen doppelt so häufig in eine Insolvenz wie Frauen

Archivmeldung vom 10.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Der Informationsdienstleister CRIFBÜRGEL hat anlässlich des Weltfrauentages (08.03.2020) analysiert, ob eher Männer oder Frauen an der Spitze eines insolventen Unternehmens stehen. Grundlage dabei waren die 19.005 Firmenpleiten aus dem Jahr 2019.

Themen wie "Firmeninsolvenzen" und "Frauen in Führungspositionen" werden in regelmäßigen Abständen öffentlich diskutiert. Die beiden Themen scheinen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben. Bei der genaueren Analyse ergeben sich jedoch interessante Zusammenhänge. Denn hinter jeder Firmeninsolvenz steckt mindestens eine verantwortliche Person. Zudem gelten Managementfehler weiterhin als eine der häufigsten Ursachen für eine Insolvenz.

Unternehmerlandschaft in Deutschland von Männern dominiert

Obwohl Frauen mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland stellen und 44 Prozent der Berufstätigen weiblich sind, sind Chefinnen in Deutschland weiterhin unterrepräsentiert. Lediglich 22,6 Prozent der Führungspositionen werden in Deutschland derzeit von Frauen bekleidet.

Für diese Analyse hat CRIFBÜRGEL circa 2,3 Millionen Führungspositionen in über einer Million Unternehmen ausgewertet (Stand 5.3.2020). Bei den Positionen handelt es sich um Geschäftsführer, Aufsichtsratsmitglieder und -vorsitzende, geschäftsführende Gesellschafter sowie um Vorstandsmitglieder und -vorsitzende.

Die Geschlechterverteilung bei den Führungspositionen schwankt je nach Bundesland zwischen rund 28 und 19 Prozent. Die ostdeutschen Bundesländer nehmen beim Thema Frauen in Führungspositionen eine Vorreiterrolle ein. Brandenburg liegt mit einer Frauenquote in Führungspositionen von 28,5 Prozent bundesweit an der Spitze. Aber auch in Sachsen (27,3 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (26,4 Prozent) liegt die Frauenquote in Spitzenpositionen deutlich höher als im Bundesdurchschnitt (22,6 Prozent). Hessen liegt mit einer Quote von 22,8 Prozent fast im Bundesdurchschnitt. Nachholbedarf hinsichtlich der Frauenquote haben vor allem Baden-Württemberg (18,5 Prozent), Bayern (19,1 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (20,1 Prozent).

Mehr Firmen durch Männer als durch Frauen insolvent

CRIFBÜRGEL hat zudem untersucht, ob mehr Männer oder Frauen an der Spitze von insolventen Unternehmen stehen und dazu die 19.005 Firmeninsolvenzen aus dem Jahr 2019 analysiert. Das Ergebnis ist dabei eindeutig: Männer führen Unternehmen nahezu doppelt so häufig in eine Insolvenz wie Frauen. Dies belegen sowohl die absoluten als auch die relativen Vergleichszahlen.

Beim dem aussagekräftigeren relativen Vergleich wurden die insolventen Unternehmen inklusive der Anzahl der Entscheider in das Verhältnis zur Gesamtzahl der Unternehmen in Deutschland gesetzt. Die Erhebung von CRIFBÜRGEL zeigt, dass in mehr als doppelt so vielen Fällen ein oder mehrere Männer an der Spitze eines insolventen Unternehmens stehen. So melden 83 je 10.000 (0,83 Prozent) Unternehmen mit einem oder mehr männlichen Entscheidern eine Insolvenz an - im Vergleich dazu sind es nur 41 je 10.000 Firmen (0,41 Prozent) mit einer oder mehreren Frauen in der Führungsetage. Auch gemischt geführte Unternehmen sind weniger von einer Zahlungsunfähigkeit betroffen (48 je 10.000 Unternehmen; 0,48 Prozent).

Aufgrund der Dominanz von Männern in Führungspositionen ist es nicht verwunderlich, dass in der absoluten Betrachtungsweise mehr Unternehmen eine Insolvenz anmelden mussten, bei denen ein oder mehr Männer verantwortlich sind. Der simple Grund dafür: Ein Großteil der insolventen Unternehmen wird von Männern geführt. Bei 15.375 (80,9 Prozent) der insolventen Unternehmen gab es nur eine verantwortliche Person (Geschäftsführer, Inhaber, etc.) an der Firmenspitze. Bei rund 80,0 Prozent dieser Firmen war die verantwortliche Person männlich. Bei 2.131 (11,2 Prozent) der insolventen Unternehmen im Jahr 2019 saßen zwei Entscheider auf dem Chefsessel. Auch bei diesen Firmen ist der Anteil von Männern größer, als der der weiblichen Führungskräfte. In 62,6 Prozent der Fälle wurden die insolventen Firmen von zwei oder mehr Männern geführt. Demgegenüber sind nur 3,7 Prozent der Unternehmen mit zwei oder mehr Frauen in der Führung von einer Insolvenz betroffen. Der restliche Anteil (34,7 Prozent) entfällt auf Firmen mit einer gemischt geschlechtlichen Geschäftsführung (Männer und Frauen).

Frauengeführte Unternehmen sind weniger insolvenzanfällig

Nicht nur bei den Firmeninsolvenzen, sondern auch hinsichtlich der Bonität und Zahlungsfähigkeit haben frauengeführte Unternehmen die Nase vorn. Die Anzahl der finanzschwachen Unternehmen liegt in Deutschland derzeit bei 312.000 Unternehmen, d.h. 8,7 Prozent der Firmen in Deutschland haben aktuell ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Diese Unternehmen verfügen derzeit über einen Bonitätsindex im Bereich zwischen 4,5 bis 6,0.

Bei Unternehmen mit lediglich Frauen auf Entscheiderebene ist das Insolvenzrisiko niedriger. Hier liegt der Anteil der finanzschwachen Unternehmen bei 7,1 Prozent. Der Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen, die ausschließlich von Männern geführt werden liegt hingegen bei 9,1 Prozent.

Auch auf der anderen Seite der Skala - also bei den Top-Bonitäten - liegen Unternehmen mit Frauen an der Spitze vorn. Bei Firmen mit Frauen in der Geschäftsführung beträgt der Anteil von Unternehmen mit einer sehr guten Bonität (1,0 bis 1,3) 0,95 Prozent - gemessen an allen Unternehmen in Deutschland. Bei von Männern geführten Unternehmen liegt der Anteil bei 0,83 Prozent.

Darüber hinaus hat CRIFBÜRGEL über 2,7 Millionen Unternehmen hinsichtlich des Bonitätsindex und der Geschlechter-Unterschiede untersucht. Bei Unternehmen, die von Männern geführt werden, liegt der durchschnittliche Bonitätsindex bei 2,76. Mit einem Durchschnitt von 2,64 ist dieser auch bei den von Frauen geführten Unternehmen niedriger, wobei ein niedrigerer Bonitätsindex eine niedrigere Ausfallwahrscheinlichkeit prognostiziert und damit positiver zu interpretieren ist.

Quelle: CRIF Bürgel GmbH (ots)


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